Wi bünt de Moorsoldaoten… 3

Morgenandacht im NDR 1:

Dat kannst mi glöven vom Mittwoch, den 10.12.08

“Wor du schwiegen moss – Raum der Sprachlosigkeit”

von Domkapitular Alfons Strodt aus Osnabrück

http://www.watt-up-platt.de/der-heutige-domkapitular-alfons-strodt/

 

Ok vandaoge nööge ik jau, weer mit mi in ‘t Moor in ‘t Emslandlager Esterwegen to kaomen, in det Kloster. Siet ein Jaohr is det door up de Plaotse. Büss du döör det haoge Tor gaohn, gaihst du owem Patt in’t Klooster rin, nu kiek es: anne Wand det Leid vanne Moorsoldaoten! Alle sess Strophen. De 4. lutt so:

  1. 4. Nao Huus, nao Huus, gaoht de Gedanken, / hen nao Öllern, Froo ma-KindE

In waor ne Bost wett heller enge. / Aoch! Hier kummp kieneine rut.

Wi bünt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor

Vöör düsse Wand staoht drei Blöcke ut Beton, door kannste ne Kerße ansticken. Noat Praoten is’t di hier ok nich, hier wett et di binaut tou. Gaihs du dann ower de düstere Rampe, dann staihs up maol in den „Raum der Sprachlosigkeit”. Det ist nich bloss nen Ruum, wor ‘t stille is — det is mehr. Wat in de Lagers passeert is, dor passt kein Woort mehr vöör. Watt kanns dor noch denken, wat noch seggen? In den Ruum, wat ist’t door ok düster, son wunliket Licht is dor. Dor haols van sums dien Beck.

Mangs is det so: Wenn du nix mehr seggen machs, dann giffs du en Teiken. Mienewegen dor is eine storwen. Wat soss du seggen? Du büss der verlegen mit an. Un doch kanns du ein Teiken gewen: Mit de Frau, de nu allein ist, truuren und rehren, kanns se in’n Arm nehmen un se drücken, toulustem. Schwiegen un nicht wegloupen.

Hier, wo kein Wort mehr passt, bünt ok Teiken. In den „Ruum, wor jedet Woort över is”, lich inne Midde ne runde Platte ut Holt up de Floor. Un dör de Platte loupt van bowen nao unnen un van rechts nao links twei paar Schienen. De bünt noch vöör de Loren, wo de Moorsoldaoten fröiher den Törf mit transporteerden. Det ist det Schienedraihkrüüß Un achter det Krüüß staiht ne Lore ut Eikenholt. Door stellt de Süsters dann vöör de Misse Braot un Wien up: Fiert Jesu Daod un sien Ostern. Denkt an siene Naot und sien Roupen: „Mien Gott, worum hess du mich in Stich laoten?!” Un weit’t: Hier, midden in’t deipste Moor, wo du kien Grund mehr unnere Föite hess: Hier is use Här ok. Un hei was hier un heff mitleen!

Un hier mött wi ok ween: Bie de Lü, de bis ton Hals in’t Moor sitt’t.

Komm doch es vörbie, sett di in düssen Ruum. Door moss du nix seggen, moss nicht been — un wenn du wat wetten wuss: De Süsters, de kannste immer fraogen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gedenkst%C3%A4tte_Esterwegen