M. Heuking – Seeger: Platt als Teil der Berufswelt…

 

Nun haben Sie ja die plattdeutsche Sprache zu einem Teil ihrer Berufswelt gemacht. Darüber können Sie mehr erzählen….

Vor etlichen Jahren haben wir eine Radiosendung über die Ems – Vechte – Welle produziert mit dem Titel Fröher gaff`t datt nich. Dort hatte sich eine Gruppe zusammengefunden von 8 und 12 Senioren, die alle Plattdeutsch sprechen konnten. Die Sendung ist dann auch auf Plattdeutsch ausgestrahlt worden. Dabei wir es uns auch zur Auflage gemacht, urplattdeutsche Musik mit ein zu bringen. Bei diesen Treffen haben wir uns verschiedene Themen ausgesucht. Es waren meistens die Senioren, die diese Auswahl vorgenommen haben. Dabei handelte es sich um die Vorstellung von Sitten und Gebräuchen hier aus dem Emsland wie etwa die Erstkommunion oder der erste Schultag, aber auch die Kirmes und das Schützenfest. Es wurde ebenfalls die alltägliche Arbeit beschrieben, wie etwa der Waschtag im Alltagsablauf der Frau. Es wurden also alle wichtigen Elemente des täglichen Lebens und des Jahresablaufs besprochen. Die Sendung war so aufgebaut, dass die Senioren jeweils erzählt haben. Sie waren durchweg 70 bis 90 Jahre alt und sie konnten in ihrem Erinnerungsvermögen noch einmal ein bis zwei Generationen weiter zurückgehen. Dabei kamen interessante Fakten und Geschehnisse heraus, die ansonsten vergessen gewesen wären. Eine besondere Rolle spielte in diesem Zusammenhang Frau Rosa Bunge aus Brögbern, die mittlerweile auch nicht mehr lebt. So hat sie auch einmal aus ihrer frühen Kindheit erzählt über einen Bischofsbesuch. Dieser hohe Würdenträger der Kirche hatte damals eine noch herausgehobenere Stellung als heute. Man ging also davon aus, dass er während seines Aufenthaltes beim dörflichen Pastor untergebracht werden würde. Aber der Bischof hatte einen anderen Wunsch: Er hatte das Bedürfnis, mit der Bevölkerung direkt in Kontakt zu treten zu können. Dabei ging er sogar soweit, dass er nicht im Pfarrhaus schlafen wollte, sondern bei einer ganz normalen Familie aus im Kreis der Gläubigen. Damit hatte keiner gerechnet und es war „Holland in Not“. Frau Bunge erzählte nun darüber, dass der Bischof zu ihr in die Familie kam. Alles wurde aus feinste hergerichtet, nur das Plumpsklo bereitete Sorgen. So entschloss man sich kurzerhand, eine weiße Damast Tischdecke dort auf zu legen und ein entsprechendes Loch ein zu schneiden für den Fall, dass der Bischof diese Lokalität auch aufsuchen musste.

Auch die Berichte über das Verhalten der Mitmenschen in Ihrer Direktheit waren jeweils faszinierend und es entstanden so besondere Zeitzeugnisse, die die Gegend und die Menschen hier sehr fein beschrieben haben. Die Rückmeldungen nach den Sendungen zeigten deutlich, dass wir mit diesen Sendeinhalten die Menschen der Region erreicht haben. Natürlich hat das den beteiligten Senioren auch sehr viel Freude bereitet.