- Nun sind Sie ja lange Jahre im Emsland Landrat gewesen. Sie stammen aus dem Emsland und Sie sprechen die plattdeutsche Sprache. Wo hat ihnen diese besondere Kompetenz geholfen?
Ja, das hat mir unwahrscheinlich geholfen.
Ich kann immer wieder gern erzählen, wenn ich so im Bereich Aschendorf – Hümmling unterwegs war, dann kamen die Leute ungezwungen auf mich zu: „Hermann, du bist zwar Landrat, aber das will ich dir noch mal eben was erzählen…“ und diese Worte waren dann auf Plattdeutsch.
Das gab den Menschen das Gefühl der Nähe und des besseren Zugangs. Da war sofort ein direkter Draht da, wir konnten über die Probleme offen sprechen. Man konnte so auch mal einen Satz sagen, den man im Hochdeutschen besser weggelassen hätte, das wurde dann im Kreishaus ganz unproblematisch mit verarbeitet.
Dieses Faktum hat mir an vielen Stellen geholfen und z.B. wenn ich an die Diskussionen über das Kohlekraftwerk in Dörpen denke.
Die Situation darum war ja damals hochgefährlich, etliche Leute wollten es mit Vehemenz verhindern und andere setzten sich wiederum stark dafür ein.
Aber wenn wir uns auf Plattdeutsch begegneten, dann konnten wir uns in Ruhe unterhalten, ja man konnte ganz einfach feststellen, dass unter den Kontrahenten ein entspanntes Klima da war, das auch ein gegenseitiges Akzeptieren mit sich brachte.
Auch wenn ich später im Lingener Raum war und die Leute wussten, dass ich platt sprechen konnte, gab es sofort ein ganz anderes herzliches Verhältnis, als wenn man als Amtsperson auftrat nach dem Muster: Herr Landrat! Herr Oberkreisdirektor! – auf Hochdeutsch…
Plattdeutsch schafft Vertrauen und auch Herzlichkeit. Und diese Herzlichkeit, die brauchen wir notwendig gerade in dieser Zeit, wo alles so ein wenig verhärtet ist und die Ellbogen mehr regieren. Und diese Herzlichkeit ist mit dem Plattdeutschen ganz eindeutig mehr verbunden. Deshalb müssen wir das Plattdeutsche auch als Kulturgut hegen und pflegen, soweit es uns möglich ist….