Von Zeitungsmeldungen her befürchteten viele Menschen in Nordwestdeutschland im Jahre 1947 eine Abtrennung ihrer Heimat, als die niederländische Regierung auf der Londoner Konferenz Gebietsforderungen im westlichen Deutschland stellten.
Nach Forderungen extremer Kreise sollten die Landwirte enteignet werden. Ihre Höfe wären dann an niederländische Bauern übergegangen.
Geschädigte deutsche Traktatbauern, insbesondere in den Landkreisen Grafschaft Bentheim, Aschendorf-Hümmling und Meppen verloren tatsächlich ihre Flächen auf dem benachbarten niederländischen Gebiet. Sie erhielten erst sehr viel später Geld als Ausgleich. Aber was ist das für einen Bauern, wenn er seine ererbten Flächen verliert.
Am 10. Mai 1940 waren die Niederlande von den deutschen Truppen überfallen worden und waren danach für fünf Jahre einer harten Besatzungsmacht unterworfen gewesen. Das sorgte für eine negative Einstellung vieler Holländer in der Nachkriegszeit den Deutschen gegenüber.
So wurden in den Niederlanden Forderungen laut nach Bestrafung und Schwächung Deutschlands, die mit Entschädigungsleistungen einhergehen sollten. Man erörterte sogar die Annexion von Gebieten bis an die Weser.
Von dieser Linie wich die offizielle niederländische Politik jedoch recht bald ab zugunsten einer Grenzkorrektur, die immerhin ein Gebiet von 1750 Quadratkilometern mit etwa 120000 Einwohnern auf deutscher Seite umfasste.
Auf der Londoner Konferenz in Jahre 1948 lehnten die vier Siegermächte den Antrag der Niederländer ab.
Vor diesen politischen und wirtschaftlichen Hintergründen ist das Interview mit Dr. Helmut Lensing zu sehen, der sich sprachwissenschaftlich mit einer zunehmenden Kooperation von Niederdeutsch – “Aktivisten” beiderseits der Grenze nach dem 2. Weltkrieg beschäftigt – ein bisher kaum erforschtes Thema.