3.9. Wertschätzung

Nach all den zum größten Teil stark rückläufigen, statistisch belegten Werten —insbesondere im Gebrauch, aber auch in der Kompetenz des Niederdeutschen —überraschen die Ergebnisse im Bereich der Wertschätzung des Plattdeutschen. In unserer Enquete wurde zunächst nach der Erwünschtheit des Plattdeutschgebrauchs in den regionalen Medien gefragt. Außerdem — und das ist die wichtigere Fragestellung in bezug auf den Aussagewert der vorliegenden Untersuchung — sollte in Erfahrung gebracht werden, welchen Stellenwert das Plattdeutsche in den Schulen aus Sicht der befragten Eltern in Zukunft erhalten soll. Es könnten z.B. eigens dem Plattdeutschen gewidmete Stunden im Rahmen des Deutschunterrichtes angeboten werden, damit die Kinder auch plattdeutsche Texte lesen lernen und das Plattdeutsche so vielleicht erhalten bleibt.

 

Hier zeigt sich — wie auch bei der Untersuchung von Kremer (1983) — ein entgegengesetzt proportionales Bild: Während die Eltern nur noch 3% der Kinder eine aktive Kompetenz, also eine gute Beherrschung des Plattdeutschen, vermittelt haben, wünschen sich im Kreisdurchschnitt 65% der Eltern dieses Schülerjahrgangs mehr Plattdeutsch in der Schule.

Dabei rangieren die Mütter mit 68% (im Kreisdurchschnitt, aus Tab. 17 nicht ersichtlich) hier vor den Vätern. Ob das etwas mit schlechtem Gewissen gegenüber der bedrohten Mundart zu tun hat, darüber kann die statistische Auswertung des Fragebo­gens nichts aussagen. Es darf aber vermutet werden, daß die Eltern, nachdem sie ihre Kinder mehr oder minder gut ausschließlich in der Hochsprache bis ins schulfähige Alter erzogen haben, nun doch der Schule zubilligen oder sogar von ihr wünschen, daß sie die Heranwachsenden an die Mundart heranführe.

Der Vergleich mit der Umfrage von 1981 im Kreis Borken zeigt, daß die Schere zwischen Beherrschung der Mundart (durch die Kinder) und Erwünschtheit in den Schulen (Elternwunsch) noch weiter auseinanderklafft. Auffallend ist auch, daß nur 16% sowohl der Väter als auch der Mütter sich gegen einen Plattdeutschunterricht in der Schule aussprechen (bei Kremer 1983: 89 noch 28,5% der Männer und 30,6% der Frauen).

Das Faktum, daß nahezu 60% der Eltern sich ein stärkeres Lektüreangebot plattdeutscher Texte in der Tageszeitung und im Jahrbuch des Emsländischen Heimat­bundes wünschen, muß unbedingt den jeweiligen Verantwortlichen zur Kenntnis gebracht werden, damit die Wünsche weiter Bevölkerungskreise demnächst stärker berücksichtigt werden.