Gell, Öhme, dös is fei guat!
Als Vorsitzende des Kulturkreises Impulse e.V., der es sich zur Aufgabe gemacht hat, neue kulturelle Akzente in der Region Emsland zu setzen, habe ich zur plattdeutschen Spache ein zwiespältiges Verhältnis. Einerseits verkörpert sie für mich Tradition, nicht über den Tellerrand blicken, das Beharren auf Strukturen. In vielen – nicht allen – Texten plattdeutscher Mundart kann man diesen Denkansatz wiederfinden.
Andererseits bin ich selbst Emsländerin, geboren in Freren, und plattdeutsche Klänge bedeuten für mich ein Stück zu Hause. Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen, und meine Oma, die vom Bauernhof Afting in Speile stammt und von uns Kindern liebevoll Öhme genannt wurde, sprach mit uns plattdeutsch. Eine wunderbare Mischung von Mundarten erklang jedesmal, wenn unsere bayerischen Cousins zu dem von uns lang ersehnten Besuch in den Sommerferien ein‑
trafen. „Gell, Öhme, dös is fei guat!”
Über eine wirklich wahre Geschichte aus dem Leben meiner Großeltern haben wir in unserer Familie immer herzlich gelacht und sie immer wieder in allen Variationen erzählt. Der Molkereibesitzer und „wirbelnde” Unternehmer Heinrich Brüne (er stammte nicht aus dem Emsland) und seine Ehefrau Anne, geb. Afting, waren auf einer Urlaubsreise in Freiburg. Dort soll es an einem Tag viele Unstimmigkeiten gegeben haben. Mein Opa wollte den Abend harmonisch beenden und kaufte zwei Theaterkarten. Er redete mit „Engelszungen” auf seine Frau ein, mit ihm in die Vorstellung zu gehen. Meine Oma aber ließ sich nicht erweichen. „Watt soll ick met Theater? Goh mi wech doarmet. Theater, Theater, ick hebb vandage all Theater nooch hatt!” – Für mich ein lebendiges Stück Familiengeschichte.
Interessant finde ich die Ähnlichkeit der plattdeutschen Sprache mit dem Niederländischen und Englischen unserer europäischen Nachbarn. So könnte Plattdeutsch zu einer grenzübergreifenden Gemeinsamkeit im „neuen Europa” wer‑
den.