Hubert Hesselfeld erzählt….

Vier Geschichten ins Hochdeutsche übersetzt zum nachfolgendem Video auf Platt:

Meine Mutter war ein Heuerleutemädchen, wie man früher die Töchter von Heuerleuten nannte.

Sie lebte von 1903 bis zum Jahre 2000.

Im Jahre 1927 heiratete sie Heinrich Hesselfeld, Sohn eines Eigners aus Lohne.

Als die Schwester meines Vaters erfuhr, dass er beabsichtigte, die Josefa Westerhoff zu heiraten, schrieb sie ihm einen Brief nach Augsburg. Dort war mein Vater zu der Zeit als Gerber tätig.

In dem Brief stand: … Du willst doch wohl nicht die Josefa heiraten. Sie ist ein Heuerleutemädchen. Heute noch macht sie dir schöne Augen, aber bald verlangt sie dir Kleider und Schuhe ab…

Meine Mutter hat den Brief noch lange aufbewahrt. Meine Tante, das ist noch zu erwähnen, hat nie geheiratet.

 

Den Tod ihrer Mutter nannte meine Mutter immer als die schlimmste Zeit ihres Lebens. Im Heuerhaus Westerhoff lebten acht Kinder, der jüngste war gerade 7 Jahre alt. Die Mutter starb im Alter von 50 Jahren.

Bevor sie beerdigt wurde, mußte das gesamte Heu vom Boden der Diele in die Scheune getragen werden. Die Tote war auf der Diele aufgebahrt. Und nun durfte doch kein Heu auf die Tote in dem Sarg fallen. Die Dielen an der Decke hatten viele Lücken und Zwischenräume. Nach der Beerdigung mußte das gesamte Heu dann wieder nach oben befördert werden.

Unsere Mutter hat oft gesagt, dass diese Arbeit für die Kinder zu dem Zeitpunkt fast noch schlimmer gewesen sei als der Tod der Mutter.

 

Als Kind hatte meine Mutter einmal drei Äpfel aus Heitmanns Garten gegessen, die am Straßenrand  gelegen hatten. Sie hatte aber Heitmanns nicht gefragt, und deshalb musste sie das dann ja wohl auch beichten. Nach der Beichte, so erzählte meine Mutter, habe sie das auch wieder gutmachen wollen.

Deshalb sei sie in den Garten ihres Bauern Tinnemann in Lohne gegangen, habe drei Äpfel in ihre Schürze getan und diese dann in Heitmanns Garten befördert. „Diese Äpfel gehörten ja unserm Bauern und Frau Tinnenmanns war auch noch meine Taufpatin .“

 

Als meine Mutter ihre Grundschulzeit beendet hatte, sollte sie auf Betreiben ihrer Lehrerin Frau Klövekorn die Höhere Schwesternschule in Vechta besuchen. Sie fuhr nach Vechta und meldete sich an der Schule an. Als sie wieder zu Hause ankam, berichtete sie alles ihrem Vater.

„Da bekam ich,“ erzählte meine Mutter, „erst einmal Prügel“. Und der Vater habe dann noch gesagt:

Ick will doch kiene Klitzen von jau häbben. Gi schäölt arbeiten. (Ich will doch keine feinen Damen von euch haben. Ihr sollt arbeiten).