Christof Austermann (Schapen) als Schüler

Da werden die Freunde neugierig

Meine Verbindung zur plattdeutschen Sprache habe ich hauptsächlich durch das tägliche Zusammenleben in der Familie, das durch Plattdeutsch geprägt ist, und zu­sätzlich dadurch, daß ich von frühester Kindheit an durch Diskussionen und Gespräche den „Dialekt” ken­nen- und schätzengelernt habe. Auch durch andere dörfliche Kontakte bin ich mit „Platt” in Verbindung ge­kommen. Auf diese Weise ist es mir möglich, täglich mit Verwandten, Nachbarn, Bekannten und Freunden platt zu „proaten”. Im Umgang mit dem Plattdeutschen sam­melt man viele Erfahrungen, die zum Teil negativ und zum Teil positiv sind. Im ak­tiven Umgang mit der Sprache habe ich die Erkenntnis gewonnen, daß andere Leute durch das direkte Ansprechen auf Platt offener und freundlicher reagieren. Manchmal lassen sich sogar Sachverhalte und Probleme einfacher und logischer erklären. Ich habe sogar den Eindruck, daß es alten Leuten auf dem Land oft ein­facher fällt, plattdeutsch zu sprechen als hochdeutsch.

Aber ich habe auch negative Erfahrungen gemacht. Zum Beispiel wenn man mit Personen aus der Stadt platt redet, wird man schon mal belächelt und als primitiv hingestellt; dies aber nur vereinzelt.

Durch die Teilnahme an zwei Lesewettbewerben und einer Diskussionsrunde auf Plattdeutsch habe ich die Vielfältigkeit und die Verbreitung der Sprache kennen­gelernt. Dabei habe ich entdeckt, wie unterschiedlich Platt in den einzelnen Re­gionen des Emslandes ausgesprochen wird und daß sogar manche Wörter hier und da verschiedene Bedeutung besitzen.

Im passiven Umgang mit der Ursprache Norddeutschlands habe ich manchmal er­fahren, daß einige Vorbehalte haben, sich auf „Platt” auszudrücken. Dennoch ha­be ich den Eindruck gewonnen, daß vielen Leuten die Erhaltung der Sprache und somit auch ein Stück norddeutscher Kultur am Herzen liegt. Sogar einige Bereiche der Medien haben entdeckt, daß sie zum Beispiel durch Zeitungsartikel oder Ver­anstaltungen zum Erhalt dieser einzigartigen Sprache beitragen können.

Diese Erfahrungen und Erkenntnisse bedeuten für mich zum einen, daß es mir be­wußt ist, wie ich zur plattdeutschen Sprache stehe, und weiß, wie und wo ich sie anwenden kann. So kann ich einschätzen, mit welchen Menschen ich mich auf „Platt” unterhalten kann und welche Menschen dem Plattdeutschen eher distan­ziert gegenüberstehen. Im Freundeskreis haben meine plattdeutschen Sprüche zu einem verstärkten Interesse geführt. Dies konnte ich dadurch bemerken, daß ich schon manchmal gefragt wurde, welche Bedeutung dieses oder jenes Wort hat.

Im schulischen Bereich haben mir diese Erfahrungen manchmal sogar einige Vor­teile verschafft, zum Beispiel im Sprachunterricht, oder um im alltäglichen Unter­richtsgespräch etwas zum Unterrichtsthema beizutragen. Ich bin der Meinung, daß der Erhalt unserer gemeinsamen Kultur eine der wichtigsten Aufgaben ist, die wir Emsländer haben, und zu diesen Aufgaben gehören insbesondere die platt­deutsche Sprache und der Umgang mit ihr. Ich glaube, daß die Bedeutung dieser Sprache heute so wichtig ist wie nie zuvor, da in unserer Konsumgesellschaft nur noch Schlagworte wie „Globalisierung” oder „Multimedia” gelten und somit die kulturellen Wurzeln eines jeden in Vergessenheit geraten.

Vielleicht kann die Kultur einer Region besser dabei helfen, soziale Konflikte und Mißstände zu beheben als zum Beispiel staatliche Programme. Deshalb ist es wichtig, daß besonders Kinder und Jugendliche diese Sprache lernen, damit unse­re Ursprache auch in den nächsten Generationen noch vielen geläufig ist und sie somit auch noch zukünftig Spaß am „Platt proaten” haben. Deshalb richte ich an jeden den Ratschlag: „Snack mol wedder Platt!”