- im Focus vom Dienstag, 07.06.2016
Niederdeutsch-Institut wehrt sich gegen Finanzkürzung
Das Institut für niederdeutsche Sprache in Bremen wehrt sich gegen die Streichung von Finanzzuschüssen der Länder. Vorstand, Präsidium und Mitgliederversammlung des Instituts forderten die vier Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein am Dienstag auf, die Finanzierung über 2017 hinaus sicherzustellen. Jährlich gehe es um eine Gesamtsumme von weniger als 300 000 Euro.
„Eine Kündigung gefährdet das Herzstück plattdeutscher Sprach- und Kulturarbeit – und das in einer Zeit, in der überall in Norddeutschland Ansätze zur Stärkung der Regionalsprache zu erkennen sind“, kritisierte dagegen das Institut. Schutz und Förderung der niederdeutschen Sprache sei zweifelsohne eine norddeutschlandweite, wenn nicht gar eine nationale Aufgabe.
Vom neuen Länderzentrum hat sich noch niemand im Schnoor gemeldet – auch nicht, um etwa über eine mögliche Zusammenarbeit bei der Nutzung der Bibliothek zu sprechen, die als eines der wissenschaftlichen Prunkstücke des INS gilt.
Ein Geschäftsführer des neuen Zentrums ist offenbar gefunden, aber noch nicht öffentlich genannt worden. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, die Leitungsperson werde im Januar vorgestellt. Bislang gibt es nur einen Interimsgeschäftsführer. „Das Länderzentrum hat seine Arbeit seit dem 6. Dezember 2017 aufgenommen“, heißt es in der Deputationsvorlage. Ein Satz, den man im Schnoor für unhaltbar hält.
- in Kreiszeitung vom 23. 10. 2017
Das vom Aus bedrohte Institut für niederdeutsche Sprache (INS) im Schnoor geht noch einmal in die Offensive. Der Verein gibt sich kämpferisch und will den Betrieb des Instituts fortsetzen. Das hätten die Vereinsmitglieder in einem „einstimmigen Votum“ beschlossen, hieß es am Montag.
„Wir sind und bleiben auch in den kommenden Jahren eine feste Adresse und verlässlicher Ansprechpartner für alle Fragen rund um das Plattdeutsche“, erklärte INS-Präsident Heiko Block.
Fördermittel, Beiträge und Spenden
Der 1973 in Bremen gegründete Verein Institut für niederdeutsche Sprache betreibt das – noch – staatlich geförderte Institut „für den Erhalt und Ausbau des Niederdeutschen“ seit 1974. Und geht es nach dem Verein, dann bleibt es auch dabei – Länderzentrum hin oder her. „Der Betrieb des Instituts wird ab 2018 aus Mitgliedsbeiträgen, einem Beitrag des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe, aus Spenden und aus Projektmitteln finanziert“, hieß es am Montag im Schnoor.
Aber das dürfte nicht reichen. Was tun? Nun, da ist ja noch das Haus. „Nach der existenzbedrohenden Kündigung der Grundfinanzierung des INS durch die vier norddeutschen Küstenländer müssen wir neue Wege gehen, um unser länderübergreifendes Institut für die Zukunft fit zu machen. Für die Gestaltung dieses Übergangs steht der Verein mit seinem Vermögen, seinem Haus im Schnoor, ein“, so Heiko Block. Mit dieser Entscheidung würden fünf Arbeitsplätze am INS vorerst gesichert.
Fünf Arbeitsplätze „vorerst gesichert“
Auf das neue Länderzentrum geht das INS ebenfalls offensiv zu – und bringt dabei eines seiner Prunk- und Kernelemente, die Bibliothek, ins Spiel: Die INS-Mitglieder laden das „Länderzentrum für Niederdeutsch“ dazu ein, sich ebenfalls im Haus im Schnoor anzusiedeln.
„Plattdeutsch braucht in Bremen eine einzige Adresse. Und diese Adresse kann nur das Haus sein, in dem heute schon unsere Bibliothek zu Hause ist“, so Präsident Block. Mit mehr als 35.000 Medieneinheiten sei die Bibliothek des INS die größte Sammlung historischer und aktueller plattdeutscher Literatur. Die gegenwärtig diskutierte Einmietung des Länderzentrums an der Bremer Uni ergebe keinen Sinn.
Mit der nun getroffenen Entscheidung für den weiteren Betrieb will das INS „Projekte für die Förderung des Plattdeutschen und für den Ausbau seiner Bibliothek entwickeln“, hieß es weiter. Sie sollen über Fördermittel des Bundes und einzelner Länder finanziert werden. „Aber auch Spenden und Sponsorengelder sind in der angespannten Finanzsituation äußerst wichtig“, so das INS.
- in INS Presse vom 02. und 07. Juni 2016
http://www.ins-bremen.de/fileadmin/ins-bremen/user_upload/presse/ins070616.pdf
Institut für niederdeutsche Sprache in Gefahr
Vor drei Wochen haben die Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und SchleswigHolstein erklärt, sie würden die institutionelle Förderung für das Institut für niederdeutsche Sprache zum Ende des Jahres 2017 einstellen. Dieser Angriff trifft die plattdeutsche Sprachgemeinschaft; dabei geht es um eine Gesamtsumme von insgesamt weniger als 300.000 Euro pro Jahr. Nun wenden sich die Institutsleitung und die Mitglieder des Trägervereins mit einem dringenden Appell an die Ministerpräsidenten und Bürgermeister der norddeutschen Bundesländer: Das Institut für niederdeutsche Sprache muss erhalten bleiben! Das in Bremen ansässige Institut genießt hohes Ansehen und seine Leistungsbilanz ist bemerkenswert. So gehen viele Impulse für Platt im Kindergarten, in der Schule oder in Pflegeberufen auf das INS zurück. Als kompetente Anlaufstelle für Bürger, Theatergruppen, Musiker, Kulturverbände, Schriftsteller, Wissenschaftler, Studenten und Journalisten hat sich die Einrichtung weit über Norddeutschland hinaus einen Namen gemacht. Bei den Plattdeutsch-Akteuren ist man sich sicher: Das Institut wird gebraucht! Eine Kündigung gefährdet das Herzstück plattdeutscher Sprach- und Kulturarbeit – und das in einer Zeit, in der überall in Norddeutschland Ansätze zur Stärkung der Regionalsprache zu erkennen sind. Doon is en Ding! – so heißt es treffend auf Platt. Hier ist zunächst die Politik gefragt, in einen konstruktiven Dialog zu treten, weil in den Fraktionen, den Parlamenten und den Ministerien sprachpolitische Entscheidungen getroffen werden. Doch der Aufruf richtet sich nicht zuletzt auch an die Plattsprecher und an die Befürworter kultureller Vielfalt und gelebter Mehrsprachigkeit. Sie sind ganz besonders aufgefordert, sich für den Erhalt „ihres“ Instituts einzusetzen.
Das Institut für niederdeutsche Sprache muss eine Zukunft haben
Mit Schreiben vom 10. Mai 2016 haben die Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein dem Institut für niederdeutsche Sprache mitgeteilt, dass sie den seit 1979 gültigen Finanzierungsvertrag für das INS zum Ende des Jahres 2017 zu kündigen beabsichtigen. Das Präsidium, der Vorstand und die Mitgliederversammlung des Instituts für niederdeutsche Sprache e. V. fordern die Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf, die Finanzierung des INS über das Jahr 2017 hinaus sicherzustellen. Zur Begründung Das INS erfüllt seit mehr als vier Jahrzehnten die Aufgaben einer zentralen Anlaufstelle für alle Fragen, die das Niederdeutsche betreffen. Solche Anliegen kommen von interessierten Bürgerinnen und Bürgern, von Vereinen und Verbänden, von den Medien, von Schulen und anderen Bildungsträgern, aus der Wissenschaft sowie nicht zuletzt von der Politik. In dieser Zeit hat das INS wesentlich dazu beigetragen, den Stellenwert des Niederdeutschen als lebendige Regionalsprache, als Kultursprache und als unverzichtbares Element norddeutscher Identität zu erhalten und zu verbessern. Bei allen Aktivitäten stehen der Sprachausbau und das Sprachbewusstsein im Vordergrund. In den Anfangsjahren galt es zunächst, Grundlagen für ein differenziertes Bild des Niederdeutschen zu schaffen. So entstanden Wörterbücher, die erste überregionale wissenschaftliche Grammatik und nicht zuletzt Nachschlagewerke zu Autoren und Bühnenstücken. Schon früh erzeugte das INS Aufmerksamkeit über einen eigenen Pressedienst, der regelmäßig niederdeutsche Themen für die Medien aufbereitete. Die Aufgaben des INS sind überregionaler Art. Die hier gebotene Expertise kann von keiner anderen Einrichtung wahrgenommen werden. Das Institut ist längst eine anerkannte Vermittlungsinstanz zwischen der Wissenschaft und den Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger. Denn bei aller notwendigen regionalen Differenzierung gibt es mit Blick auf die sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten viele Gemeinsamkeiten und Interessen in allen norddeutschen Bundesländern. Mittlerweile hat sich das INS stärker zu einem modernen Dienstleister entwickelt. So bietet es mit seiner Homepage Interessierten ein aktuelles und grundlegendes Informationsportal: Neben Auskünften zum plattdeutschen Kulturleben und Literaturaufkommen stehen diverse Datenbanken zur Verfügung, so auch über den Bibliotheksbestand. Das INS unterhält die größte plattdeutsche Bibliothek einschließlich neuer Medien, auf dessen Grundlage die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre auf Sprache und Kultur gerichtete Informations- und Beratungstätigkeit sachgerecht verrichten können. Das INS ist ein starker Mitspieler in einem vielschichtigen Netzwerk plattdeutscher Aktivitäten. Die Schwerpunkte der Arbeit liegen seit einigen Jahren im Bildungsbereich. So war das INS maßgeblich an der Erarbeitung von Lehrplänen, Schulbüchern und Lehrerhandreichungen sowie an der Konzeption und Durchführung von Maßnahmen der Lehrerfortbildung beteiligt. Nur aufgrund der Kompetenzen und Erfahrungen des INS konnten Synergieeffekte zwischen den Ländern genutzt werden. Das INS hat das Thema „Platt im Kindergarten“ ebenso befördert wie „Plattdeutsch in der Kranken- und Altenpflege“. Formate, die insbesondere auf junge Menschen abzielen, wie „Platt is cool“ und „Platt Sounds“ begleitet das INS von Anbeginn. Im Hochschulbereich sind Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des INS damit befasst, Studienrenden die niederdeutsche Sprache als wissenschaftlichen Gegenstand näherzubringen, und zwar in Form von Lehrveranstaltungen wie auch im Zuge von Praktika. Durch seine enge Zusammenarbeit mit zahlreichen Akteuren im gesamten niederdeutschen Sprachgebiet kennt das INS aktuelle Entwicklungen und kann Erfahrungen bündeln und weitergeben. Die Tel. 0421 – 324535 . ins@ins-bremen.de . www.ins-bremen.de Präsident: Dirk Römmer. Vorstand: Dr. Reinhard Goltz Bankverbindung: Die Sparkasse Bremen . IBAN: DE69 2905 0101 0001 1011 04 Tatsache, dass der Orientierungsrahmen nicht durch Bundeslandgrenzen eingeschränkt wird, ist z. B. förderlich für die Projekte, die das INS mithilfe von Bundesförderungen durchführt. Das Spektrum reicht von Angeboten auf der Homepage über die Schulung von Theaterautoren bis hin zur Erarbeitung eines Plattdeutsch-Lehrbuches für Erwachsene. Als Kooperation zwischen dem INS und dem Institut für Deutsche Sprache (IDS) läuft zurzeit eine repräsentative Umfrage zum Stand des Niederdeutschen. In diesem Projekt werden Daten ermittelt, die nicht zuletzt eine statistisch gesicherte Grundlage für alle Sprachfördermaßnahmen in den einzelnen Bundesländern liefern. Auch die plattdeutsche Kulturszene nimmt regelmäßig und selbstverständlich die Kompetenzen des INS in Anspruch. Dies dokumentiert etwa der erfolgreiche Antrag des Niederdeutschen Bühnenbundes Niedersachsen und Bremen zur Aufnahme des niederdeutschen Bühnenspiels in die deutsche UNESCO-Liste für das immaterielle Kulturerbe. Bei allen Aktivitäten des INS steht die Zukunftsfähigkeit der Regionalsprache Niederdeutsch im Mittelpunkt; dabei geraten solche Aufgaben in den Blick, die durch die Europäische Sprachencharta gestellt werden. Auf der politischen Ebene ist dafür eine Verankerung etwa in den NiederdeutschBeiräten in den einzelnen Bundesländern unverzichtbar. Gleiches gilt für den Europarat und seine Sprachencharta-Sektion sowie für diverse Niederdeutsch-Gremien beim Bund und nicht zuletzt für eine enge Zusammenarbeit mit dem Minderheitensekretariat in Berlin. Im Bundesraat för Nedderdüütsch übernimmt das INS zentrale sprachpolitische Aufgaben; dazu gehört die Geschäftsführung dieser länderübergreifenden Interessenvertretung der niederdeutschen Sprachgruppe. Diese Tätigkeiten verlaufen zumeist außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung – gleichwohl profitieren die Plattsprecher überall in Norddeutschland von den Ergebnissen dieser sprachpolitischen Basisarbeit. Aufruf Bereits in den letzten Jahren reichte die finanzielle Ausstattung des INS kaum hin, um den vielfältigen Aufgaben gerecht zu werden. Unabweisbar aber bleibt die Notwendigkeit, das INS als Auskunft und Impuls gebende Einrichtung zu erhalten und auszubauen. Die Gremien des INS fordern daher die Länder Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein auf, die Aufkündigung des geltenden Vertrags nicht umzusetzen und in ein gemeinsames Gespräch über eine Neuaufstellung der Finanzierung des INS einzutreten. Schutz und Förderung der niederdeutschen Sprache ist zweifelsohne eine norddeutschlandweite, wenn nicht eine nationale Aufgabe. Diese kann von vier, sie kann aber auch von allen acht Bundesländern, in denen Niederdeutsch gesprochen wird, geleistet werden. Präsidium und Vorstand des INS standen und stehen jederzeit für einen konstruktiven Dialog zur Verfügung.
Präsidium und Vorstand des Instituts für niederdeutsche Sprache e. V. Bremen,
- Juni 2016