Agnes Laake

Eine gelungene Fusion

“Das Alte sollst du wahren und lieben, doch für las Neue den Sinn offen haben.” (Th. Fontane)

Mein Mann Hans Laake ist in der emsländischen Ge­meinde Langen, und ich bin in Wietmarschen in der Grafschaft Bentheim aufgewachsen. Vor 40 Jahren war das ein großer Unterschied. Wir Grafschafter galten da­mals für die Ling`schen als altmodisch und rückständig, und im positiven Sinne auch für gutmütig und gottes­fürchtig. Umgekehrt nannten wir ihr Verhalten „Ling`sche Wind”. Ich habe es als Kind erlebt, daß un‑

sere Verwandten das Lingen, die in Schwartenpohl und Wietmarschen aufge­wachsen waren, nach Wietmarschen auf Verwandtenbesuch kamen und sich schwer damit taten, platt zu sprechen. Sie sprachen jetzt hochdeutsch. Wir hatten aber unseren Spaß daran.

Meine Familie und ich fühlen uns trotz weltweiter Bekanntschaften und Reisen als Emsländer. Wo ich auch bin und nur ein winziges Wörtchen Grafschafter Platt in der Ferne höre, erlebe ich wirklich heimatliche Verbundenheit. Man ist eben auf dem „Stift” in Wietmarschen groß geworden, und dazu gehört das muttersprachli­che Plattdeutsch.

mehr platt sprechen, damit unsere eigentliche Muttersprache eine lebendige Mundart bleibt.

Mein Mann und ich sprechen miteinander nur platt, und auch nach über 30 Jah­ren Ehe spricht jeder noch „sein” Platt. Ich muß feststellen, daß im Alltag Platt- und Hochdeutsch bei uns miteinander verschmelzen. Es ist interessant und belusti­gend zugleich zu beobachten, wenn mein Mann und ich uns auf Gesellschaften außerhalb der Heimat unterhalten, wie Fremde auf unsere Sprache reagieren. Nicht selten wird verwundert gefragt: „Wie unterhaltet ihr euch denn? Ist das eu­re spezielle Geheimsprache, oder ist das Holländisch?” Wir meinen, daß die Fu­sion des Grafschafter und Lingener Platt bei uns ganz gut gelungen ist.

Im geschäftlichen Alltag überwiegt natürlich mittlerweile das Hochdeutsche. In persönlichen Gesprächen jedoch wird dann schnell zum Plattdeutschen gewech­selt. Oft bemerke ich bei meinen Gesprächspartnern Erleichterung und Bewunde­rung zugleich, daß ich offen und gerne platt spreche. Sobald es um geschäftliche oder sehr formelle Themen geht, ist es für viele Menschen üblich geworden, das Plattdeutsche zu meiden. Es fehlen ja in der plattdeutschen Mundart moderne Be­griff. Sie kann mail auf Platt umschreiben.

Die Werte, die uns Emsländer und Emsländerinnen auszeichnen, sind meiner Mei­nung nach Pflicht- und Traditionsbewußtsein. Aus diesem Grund setzt meine Fa­milie im Zeitalter der Globalisierung die Zukunft auf den Standort Emsland.

 

Bei der Erziehung unserer drei Söhne haben wir großen Wert darauf gelegt, ihnen Gefühl und Sinn für Tradition und das Wohlfühlen im Elternhaus zu vermitteln. So wurde zum Beispiel bei der Namengebung der Kinder und Enkelkinder Rücksicht auf die Tradition genommen: •

 

Johannes Bernard Laake, geb. Johannes Bernard Laake, geb. Bernard Johannes Laake, geb. Johannes Bernard Laake, geb.

1900, Rufname Johann 1936, Rufname Hans f965, Rufname Bernd 1992, Rufname Jan Bernd

 

Leider haben wir es versäumt, mit unseren Söhnen plattdeutsch zu sprechen. Sie können es aber verstehen, und manchmal mischt sich auch in ihre Aussprache der eine oder andere plattdeutsche Satz. Trotz Studienzeiten und Berufstätigkeit in eu­ropäischen und außereuropäischen Ländern sind sie nach Hause ins Emsland zurückgekehrt und werden die Firma in Langen und Herzlake weiterführen.

Unsere Schwiegertochter kann platt sprechen, aber im Alltag spricht sie es, wohl aus Gewohnheit, kaum. Wir Großeltern müßten wohl mit unseren Enkelkindern