Plattdeutsch in Heimatvereinen

In vielen norddeutschen Heimatvereinen nimmt die Pflege der plattdeutschen Sprache einen hohen Stellenwert ein. So hat zum Beispiel der Heimatverein Meppen e.V. eine Gruppe gegründet, die sich „dem alten Brauchtum“ verschrieben hat und zum regelmäßigen Plattdeutschklönen einlädt. In Münster hat der Stadtheimatbund Münster gleich an mehreren Stellen „En Blatt Platt to´t Metniëhmen“ aufgehängt. Die monatlich wechselnden „Afriet-Riemels“, also „Abreiß-Gedichte“, können von jedem Besucher der Stadt mitgenommen werden und liefern nebenbei noch Informationen über Heimatbund und Sprache. Glatt ein Fall für unsere Rubrik „Kiek, dat is Platt!“ Und das sind nur zwei Beispiele aus einem großen Pool von Heimatverbänden, die sich um den Erhalt des Plattdeutschen kümmern.
Das Interesse an der plattdeutschen Sprache und deren Erhalt scheint also groß. Sprecherinnen und Sprecher können und wollen sich in „ihrem“ Plattdeutsch austauschen und dafür engagieren.

https://www.uni-muenster.de/Germanistik/cfn/Plattinfos/Sprachpflege.html

Diese Meldung ist nachzulesen auf der informativen Homepage des Centrum für Niederdeutsch im Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Allerdings habe ich nahezu gänzlich andere Erfahrungen im Umgang etlicher Heimatsvereine in Nordwestdeutschland in Bezug auf das elementare Thema Plattdeutsch machen müssen.

In meinen mittlerweile 112 Vorträgen zum Heuerlingswesen in den letzten beiden Jahren war es mir wichtig, in den Vorgesprächen mit den Verantwortlichen der jeweiligen Heimatvereine vor Ort auch den Bezug der Heuerleute zur plattdeutschen Sprache mit einzubeziehen.

Dabei habe ich stets das Angebot gemacht, den inhaltlich an die regionalen Gegebenheiten jeweils angepassten Vortrag auch auf Plattdeutsch halten zu können.

Von diesem Vorschlag haben insgesamt 14 Heimatsvereine Gebrauch gemacht.

Erstaunlich – ja nahezu erschreckend vor diesem Hintergrund  – war, dass bei der  Einleitung zu dem Vortrag nur in sieben Fällen die Begrüßung durch die Verantwortlichen vor Ort auch in Plattdeutsch gehalten wurde.

Ich habe in den ersten Monaten nach dem Erscheinen des Buches mich durchaus auch bereit erklärt, im Anschluss an die jährliche Generalversammlung des jeweiligen Heimatsvereins zu meinem Fachthema zu referieren. Nur in zwei Fällen wurde diese wichtige Jahreshauptversammlung tatsächlich auch auf Platt gehalten.

Ich habe dazu auch jeweils anschließend nachgefragt, worin die Ursache für diese offensichtliche Misere in der Pflege der plattdeutschen Sprache liege. In aller Regel war man zunächst erstaunt über meine Frage, um dann entschuldigend hinzuzufügen: Wir spielen ja plattdeutsches Theater… o. ä.

Erschreckend deutlich wurde dabei, dass diese angestammte Sprache ganz offensichtlich nicht mehr im Alltagsgeschäft der Heimatvereine verankert ist, sondern lediglich auf Sketsche, Döönkes und Sonderauftritte begrenzt wird.

Das scheint vielen Protagonisten der plattdeutschen Sprache noch gar nicht bewusst zu sein.

Dabei dürfte klar sein, dass solche negativen Entwicklungsprozesse gerade an der Basis – verdichtet in den Heimatvereinen vor Ort – entscheidend ablaufen.

Hintergrund: Das Buch Wenn der Bauer pfeift, dann müssen die Heuerleute kommen!” ist mittlerweile in der 6. Auflage vergriffen und 14 000 verkauft worden.

http://www.heuerleute.de/