Beruflich bin ich als Offizier der Bundeswehr dem Plattdeutschen nur sehr wenig verbunden. Trotzdem hatte ich anlässlich einer binationalen Stabsrahmenübung ¬ das ist so etwas wie der Krieg im Saale – ein nettes Erlebnis.
Mir unterstand während dieser Übung ein Major der niederländischen Streitkräfte, der genau wie ich des Englischen nur in Grenzen mächtig war. Er sprach auch kein Hochdeutsch oder wollte es – aus welchen Gründen auch immer – nicht sprechen.
Als die Situation der Nichtverständigung zwischen uns immer mehr eskalierte, entrutschte mir der Stoßseufzer: „Mein Gott, dat is ja nich to’t uthollen!” Worauf mein holländischer Waffenbruder mich ganz erstaunt anschaute und lapidar entgegnete:
„Dormet mosset wall goan!”
Und es ging.
Eine Nachricht von
Frank Niermann
für den
Plattfoss des HBOL
Am Freitag, 12.04.2024, um 19:00 Uhr gibt Bruni Bruns von der Gruppe „Wippsteert“ ein plattdeutsches Solokonzert.
Freut Euch auf stimmungsvolle handgemachte Musik mit Texten aus dem normalen oder auch eben nicht normalen Leben.
Kommt herbei, der Eintritt ist frei!
(Veranstaltungsadresse: Töpferei Niehenke, Am Plessen 51 in 49205 Hasbergen) Anmeldung, Infos: www.niehenke.eu
In den letzten Jahrzehnten ist das Plattdeutsche im gesamten deutschen Nordwesten weitgehend aus der Öffentlichkeit verschwunden – selbst auf dem Land. Bei den Jahrgängen der unter 60jährigen finden sich vielfach kaum noch aktive Sprecher und zwar je weniger, je jünger die Menschen sind.
Was sind die Ursachen dafür?
Und warum gibt es nichtsdestotrotz weiterhin viele Menschen, die das Plattdeutsche sprechen oder zumindest verstehen können. Und welche Erfahrungen haben sie mit ihrer angestammten niederdeutschen Sprache im Laufe ihres Lebens gemacht.
Diesen Fragen gehen der Historiker und Sprachwissenschaftler Dr. Christof Spannhoff vom Institut für vergleichende Städtegeschichte in Münster, der Historiker Dr. Helmut Lensing aus Greven und der ehemalige emsländische Schulleiter Bernd Robben in einem Buch nach.
Sie gewannen dafür gut 90 Autorinnen und Autoren aus allen Bevölkerungsschichten aus dem gesamten Münsterland und dem Osnabrücker Land, dazu aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim. Sie schrieben ihre persönlichen Erfahrungen mit dem Plattdeutschen nieder oder verfassten plattdeutsche Gedichte und Erzählungen, die zur Auflockerung zwischen den persönlichen Geschichten stehen.
Da nicht jeder, der Plattdeutsch spricht oder versteht, auch Niederdeutsch schreiben kann, sind viele Beiträge auf Hochdeutsch verfasst, andere auf Plattdeutsch oder in beiden Sprachen. So vielfältig wie die einzelnen Varianten des Niederdeutschen sind eben auch die jeweiligen Zugänge dazu. Dies wird schnell deutlich, wenn man sich allein die vielen Beiträge aus Rheine und Umgebung, offensichtlich noch eine Hochburg des Plattdeutschen, durchliest.
Eine Vielzahl überregional bekannter Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen Lebens kommt im Buch zu Wort. Dies reicht von der damaligen Bundesministerin Anja Karliczek aus Brochterbeck und dem Menschenrechtsaktivisten Pfarrer Peter Kossen aus Lengerich über den Landwirtschaftsautor Gisbert Strotdrees aus Münster und Unternehmern wie die Landmaschinenhersteller Bernard Krone (Spelle) und Klaus Dreyer (Amazone, Hasbergen), den Niederdeutsch-Professoren Dr. Ludger Kremer (Westmünsterland) und Hermann Niebaum (Osnabrück) und dem Plattdeutsch-Aktivsten Dr. Klaus-Werner Kahl bis hin zu aktiven oder ehemaligen Politikern.
Plattdeutsch in Münster
Die wohl älteste Niederdeutsch-Vereinigung der Region ist gleich zweifach vertreten. Richard Schmieding aus Münster führt in die wechselvolle Geschichte der Abendgesellschaft Zoologischer Garten zu Münster (AZG) ein, deren selbst geschriebenen niederdeutschen Stücke – unter anderem von ihm – über Jahrzehnte von Theatergruppen im weiten Umfeld nachgespielt worden sind. Und der aktuelle Vorsitzende Gerhard Schneider schildert, wie er als Schlachter aus Sachsen plattdeutscher Theaterspieler und Professor-Landois-Darsteller geworden ist. Auch „Exoten“ finden sich hier wie der US-Amerikaner Alan Harms aus Münster, der anschaulich darlegt, welches Verhältnis ein Sohn des tiefsten Mittleren Westens der USA zum Plattdeutschen pflegt. Im Buch kommen auch Auswärtige zu Wort, hauptsächlich Emsländer und Grafschafter, die in die Region gezogen sind, beispielsweise der Münsteraner Plattdeutsch-Autor Hans Hopmann, ein gebürtiger Emsländer.
Nischen des Plattdeutschen
Wie den einzelnen Artikeln zu entnehmen ist, gibt es etliche Nischen, in denen das Plattdeutsche noch tief verwurzelt ist. Eine der wichtigsten Rückzugsorte ist das plattdeutsche Theater, weshalb aus diesem Bereich eine Reihe von Beiträgen mit vielen Bildern zu finden ist. Andere Überlebensorte sind Museen oder Stadtführungen, die Arbeit mit Senioren und Demenzpatienten oder die plattdeutsche Musik. So stammen Beiträge etwa von Altenpflegerinnen, einem Polizist, einem vielgereiste Lufthansa-Pilot, Plattdeutsch-Lehrerinnen, Juristen, einem Schüler, Angestellte, Fremdenführer, von Bäuerinnen und Bauern, Musikern, einem Buchhändler oder einen Hausarzt. Auch Unerwartetes findet sich hier. Wer hätte etwa gedacht, dass die Plattdeutsch-Führungen im Rock- und Pop-Museum Gronau ein Renner sind?
Die Beiträge von zwei bis zwölf Seiten sind mal amüsant, mal lehrreich oder interessant, manchmal nachdenklich und häufig heiter. Illustriert sind sie mit zahlreichen Bildern, etwa von Theateraufführungen und anderen Zeugnissen des plattdeutschen Lebens. Auflockerung bieten eingestreute niederdeutsche Gedichte. Durch QR-Codes ist es überdies möglich, etliche Autoren und Autorinnen selbst sprechen zu hören oder zu plattdeutschen Musikstücken zu gelangen.
Das Fazit eines Rezensenten
In den „Osnabrücker Mitteilungen“ 127/2022 (S. 328-329) zieht der Rezensent des Werkes folgendes Fazit:
„Das als Hardcover vorliegende Buch ist sehr ansprechend aufgemacht. Die Autorinnen und Autoren werden mit Bild vorgestellt, viele Beiträge sind reich bebildert. Nicht nur zu den Liedern gibt es QR-Codes, auch viele andere Beiträge sind mit Codes versehen, über die die Sprache der Verfassenden hörbar gemacht werden kann. Weiterhin werden oftmals weitere Informationen in Text und Bild verfügbar gemacht. Dadurch ist dieses Buch eine vielseitige, unterhaltsame Quelle für viele Menschen, die mit völlig unterschiedlichen Interessen am Plattdeutschen dieses Buch zur Hand nehmen. Gerade für eine Kleinsprache wie Niederdeutsch ist das Verlassen der Grenzen des Buches ein wirklich gelungener Ansatz, für den man Herausgebern und Verlag nur danken kann“.
Info: Wat, de kann Platt? Selbstzeugnisse, Geschichten und Gedichte aus dem Münsterland und dem Osnabrücker Land. Hrsg. von Helmut Lensing, Bernd Robben u. Christof Spannhoff, Meppen, Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte, 2021, 384 S., 24,90 Euro, ISBN 978-3-9821831-4-5. Bestellungen auch unter: kontakt@emslandgeschichte.de (Versand innerhalb Deutschlands: Ein Buch zu 4,- Euro).
Kiekebusk_Plattdeutscher-Nachmittag08112023
Buchvorstellung Dieter Harhues – De daude Jäger up’n Poggenstohlhaugsitt
ISBN: 978-3-89688-786-3, Paperback, 160 Seiten, 2023
Der bekannte plattdeutsche Autor Dieter Harhues zeichnet in diesem Werk ein literarisches Bild seines Heimatlandes, dem Münsterland.
Hauptfigur der Kriminalsatire ist ein im kölschen Klüngel verhafteter Unternehmer, den es immer wieder vor allem wegen der Jagd ins schöne Münsterland zieht.
Eines Tages wird er tot aufgefunden – erschossen mit einem Projektil aus der Büchse, mit der auch ein Wildschwein erlegt wurde – „un dat int Jaohr 1993, wao in Mönster eene graute Jubelfier is un alle Lüe daoför neidig sind“.
Das Buch, das Humor und Heimat verbindet und alle Altersklassen anspricht, bietet eine echte Chance, das Plattdeutsche verstehen und lieben zu lernen.
Dies ist das Ziel des 90 Jahre alten Autors aus Münster-Handorf, der sozusagen dreisprachig in Münster aufgewachsen ist: mit Plattdeutsch, Hochdeutsch und Masematte. Passend dazu ist im Buch auch „een Naokieksel“ (Lexikon) zu finden.
Für weitere Informationen und gegebenenfalls auch eine Leseprobe besuchen Sie gerne unsere Webseite: https://agenda-verlag.de/produkt/dieter-harhues-de-daude-jaeger-upn-poggenstohlhaugsitt/
Die vier schon veröffentlichen Werke des Autors finden Sie ebenfalls auf der Website des Agenda Verlages:
https://agenda-verlag.de/produkt/dieter-harhues-uese[1]duorpsluee-un-iaehr-blagenvolk
dieter-harhues-wos-meimelt-und-mit-tiftelglocken-inn-murmelbeis-die-gallachs-locken/ Dieter Harhues: Auk`t beste Kranksien dögg nicks:
Hier erhalten Sie eine Kurzvorstellung des Buches:
Der plattdeutsche Dichter und Schriftsteller aus Rheine ist bekannt und geschätzt für seine Vielfältigkeit und seinen Ideenreichtum rund um die Darstellung der niederdeutschen Sprache –
…jetzt neu:
Morgen- und Abendgebet auf plattdeutsch – YouTube
Als Leiter der plattdeutschen Theatergruppe in Gescher im Westmünsterland setzt sich Heinrich Sicking mit Erfolg für die angestammte Kultur ein.
Die Freude, die ihm dieser zeitintensive Einsatz bringt, kann er auch deutlich weiter vermitteln!
Im Hauptberuf ist Heinrich Sicking Glockengießer.