Beim „Grand Prix der Volksmusik”
Ich bin im ersten Weltkrieg geboren. Mein Vater war als Soldat in Bialistok. Er bekam zwar sofort Sonderurlaub, doch dauerte es noch zehn Tage, bis er zu Hause ankam und seine jüngste Tochter in den Arm schließen konnte. Inzwischen war ich schon beim Standesamt angemeldet und getauft. Die Nachbarn waren behilflich und haben dabei ein klein wenig geschummelt. Meine Mutter feierte am Tag nach meiner Geburt, am 19. Februar, Geburtstag, und so hatten sie entschieden: „Wi häbt dät Kind ok up`n 19. Februar anmeldet, dann könn ih immer moij tauhope Geburtsdag Eiern.”
Ich wuchs auf einem Bauernhof mit der plattdeutschen Sprache auf. Und viele kleine Geschichten aus dieser Zeit sind mir bis heute unvergessen geblieben. Badewannen gab es damals nicht in unseren Häusern; die Mutter wusch uns die Haare in einer großen Schüssel. Weil das Nachbarkind Grete so schöne Locken hatte, fragte ich meine Mutter eines Tages danach, wie sie dieses krause Haar bekommen habe. Mutter antwortete: „Ihre Mutter gibt ihr Kräuselwasser ins Haar.” Ich hielt es für ein Wundermittel. Doch dann kam die Enttäuschung. Beim Nachbarn stand ein Holzfaß mit Wasser, und eines Tages im Sommer brachte ich alle Nachbarkin-der, die mit mir zusammen spielten, dazu, sich darin die Haare zu waschen. Alle steckten wir die Köpfe ins Wasser; wir waren klatschnaß. Doch Grete behielt ihre Locken, als die Haare wieder trockneten. Kein Kräuselwasser.
Als Schulkinder mußten meine Geschwister und ich selbstverständlich auch „Tuf-fein krabben”. Als wir von fern einen Bekannten herankommen sahen, packte meinen Bruder der Übermut, und er rief: „Schnell die dicksten Kartoffeln her.” Die kamen in die Erde, eine soeben gerodete Kartoffelpflanze wurde oben draufgesetzt – fertig. Nun war der Mann angekommen und fragte: „Na, brängt de Tuffeln gaud an?” Mein Bruder zog den besagten Stamm hoch, und siehe da: nur dicke Kartoffeln! „Prächtig”, staunte der Mann, und wir lachten uns ins Fäustchen.
Nun dichte und reime ich, und das kam so. 1960 waren wir zu einer Hochzeit eingeladen. Ich versuchte, ein Gedicht zu machen; es fiel mir leicht. Nach dieser Erfahrung kamen wie von allein viele andere Gedichte hinzu. Es wurde mein Hobby. Nach einer geraumen Zeit fiel mir bei der Arbeit eine Melodie zu einem Text ein. Ich hatte keine Zeit, das Lied auszuarbeiten, darum summte ich es immer wieder vor mich hin. Nach Feierabend setzte ich mich hin und versuchte, daraus ein Volkslied zu machen. Der Refrain paßte, und es dauerte nicht allzu lange, bis ich auch drei Strophen hinzu gefunden hatte. Ich habe keine Notenkenntnisse, darum habe ich das Lied oft gesungen, um die Melodie nicht zu vergessen. Ein Aufnahmegerät hatte ich nämlich auch nicht. Es dauerte nicht lange, da fiel mir ein Seemannslied ein, und so ging es weiter. Ich komponierte Kirchen- und weltliche Lieder zu den verschiedensten Anlässen. Später bekam ich ein Tonbandgerät. Und dann hat meine Tochter, die ein Musikstudium absolviert hatte, die Lieder mitsamt Noten zu Papier gebracht.
Insgesamt habe ich 80 Gedichte, 120 Lieder (darunter 40 Kirchenlieder) ein Krippenspiel und drei plattdeutsche Geschichten geschrieben. Etliches davon findet man in dem Büchlein „Ein Wanderer zieht ins Moor – Die alte Zeit”. 1988 feierte das Kirchspiel Rütenbrock-Lindloh-Schwartenberg das 200jährige Bestehen. Aus diesem Anlaß wurde eine Chronik erstellt, in die auch ich aufgenommen wurde. Der Kirchenchor trug zum ersten Mal mein Lied „Oh Emsland hoch in Ehren, wo meine Wiege stand” vor. Im Jahr 1997 war ich mit diesem Lied beim „Ersten Grand Nix der emsländischen Volksmusik” in den Emslandhallen in Lingen vertreten. An jenem Abend wurde ich durch den Conferencier, Herrn Rickermann, der Öffentlichkeit mit meinen Werken vorgestellt.