Josef Möhlenkamp

Ich bin gebürtig aus Sögel, und unsere Familie ist dort bis ins 15. Jahrhundert zurückgehend auf dem Hümm-ling urkundlich nachgewiesen. In unserer Familie wird bis heute ausschließlich plattdeutsch gesprochen.

Wenn ich zu meinem Bruder nach Sögel oder zu meiner Schwester nach Langen bei Lingen fahre, sprechen wir natürlich miteinander ausschließlich platt. Am Tag Ma­ria Himmelfahrt, dem Sonntag nach dem 15. August, sind bei meinem Bruder zwi­schen 15 und 30 Besucher zu Gast, die vormittags in Clemenswerth an der Wall­fahrt teilgenommen haben und mittags auf unserem Hof versorgt werden. Von al­len Anwesenden wird ausschließlich plattdeutsch gesprochen.

Ich selbst bin nach dem Besuch der Grundschule und einigen Klassen der Real­schule in Sögel in Papenburg zum Gymnasium gegangen und habe im Schüler­heim gewohnt. Dort war es üblich, hochdeutsch zu sprechen. Sobald ich wußte, daß ich mit Schülern zusammen war, die auch plattdeutsch sprechen konnten, ha­be ich dies auch getan. Auch in den Jahren um die 20, wenn wir im Freundeskreis zusammensaßen, habe ich immer wieder in lustiger Gesprächsrunde bewußt und absichtlich plattdeutsche Ausdrücke und Sätze gebraucht, da sie einfach viel tref­fender die zu beschreibende Situation darstellen. Auch heute spreche ich gern in gemütlicher Runde plattdeutsch und streue gern plattdeutsche Ausdrücke ein. Ich kann also sagen, daß ich stolz darauf bin, diese Sprache zu beherrschen.

Zusätzlich möchte ich eine Begebenheit nennen, die deutlich macht, wie sehr Menschen, die miteinander plattdeutsch sprechen, sich auch vertrauensvoll ge­genüberstehen. Ein bedeutender Mann aus der Wirtschaft, der gebürtig aus Aschendorf kommt, mit der plattdeutschen Sprache aufgewachsen und zur Zeit im Bereich der Schiffahrt in Zypern tätig ist, Wat den großen Vorteil, daß er mit Kun­den aus Haren, Leer, Bremen und Hamburg plattdeutsch sprechen kann und so manchen Auftrag bekommt, weil der Kunde sagt: „Hei känn plattdütsk proten, al­so mut dat’n önliken Kerl wähn.”