Demenz – Projekt “Ja, so war das damals”

Projekt: „Ja, so war das damals“

Medien zur Unterstützung der Gedächtnisfunktionen bei Demenz-Patienten                             (Statusbericht 27. 9. 2012)

Projekt-Träger:

1. Bernd Robben, Schulleiter i.R.
Zum Linnspiek 7
48488 Emsbüren

2. Dom Medien GmbH
Geschäftsführer Theo Mönch-Tegeder
Schillerstr. 15,
49074 Osnabrück

Gegenstand des Projekts:
Ziel des Projektes ist, Medien zu entwickeln, die in der Lage sind, die Gedächtnisleistung von Demenz-Patienten zu aktivieren, ihre Kommunikationsfähigkeit zu stärken und damit das persönliche Wohlbefinden wie auch die Einbindung in das soziale Umfeld zu unterstützen. Das Projekt bezieht sich auf die Erstellung gedruckter sowie digitaler Medien.

Vorgeschichte:
Bernd Robben hat im Jahre 2011 ein Buch unter dem Titel „Die letzten 80 Jahre im Emsland“ herausgegeben. Während der Recherche dieses Buches und mehr noch durch die anschließende Resonanz wurde er darauf aufmerksam, dass das Buch ganz besonders auch von Menschen begrüßt wurde, die in unmittelbarem Kontakt zu Demenz-Patienten standen. Ihm wurde immer wieder beschrieben, wie die vielen Bilder des Buches Demenz-Patienten dazu brachten, ihre Assoziationen und Erinnerungen auszudrücken. Auf diese Weise hat das Buch vielen Menschen Gedächtnis-Anstöße gegeben und dazu beigetragen, dass Angehörige beziehungsweise Therapeuten und Betreuer kommunikative Kontakte zu ihren Patienten fanden.
Diese Wahrnehmung führte zur weiteren Beschäftigung mit den Fragen:
– Wie können Medien dazu beitragen, die Erinnerungsarbeit Demenz-Kranker zu unterstützen und damit ihr schweres Los wie auch die Arbeit der Angehörigen bzw. Betreuer zu erleichtern?
– Welche Medien eignen sich dazu?
– Wie müssen sie gestaltet sein?

Die gewonnenen Erkenntnisse basieren auf einer Vielzahl an Gesprächen, Auswertung von Literatur und Internet-Recherchen. Insbesondere sind zu nennen:
– Dr. med. Johanna Sievering, Landkreis Emsland, Fachbereich Gesundheit
– Rita Wallmann, Landkreis Emsland, Fachbereich Gesundheit – Demenz-Servicezentrum
– Hermann Storm, Rendsburg, der im Eigenverlag Medien für Demenz-Kranke erstellt.
– Gespräche mit Schwester Deborah, Krankenhaus Thuine

Stand der Erkenntnisse:

Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammen fassen:
1. In allen Gesprächen wurde betont, dass Medien dringend notwendig seien, um die Erinnerungsarbeit der Demenz-Kranken zu unterstützen,.
2. Im Landkreis Emsland leben derzeit etwa 4000 Demenz-Kranke. Die Zahl wird sich mittelfristig verdoppeln. Um diese Steigerung zu bewältigen, müssen nicht nur die stationären Plätze ausgebaut werden, hoher Augenmerk ist auch auf die Pflege zu Hause und die ehrenamtliche Betreuung zu richten. Es müssen zügig Möglichkeiten zur Unterstützung der Betreuung zu Hause ausgebaut werden, um den steigenden Patienten-Zahlen überhaupt gerecht werden zu können.
3. Sowohl haupt- wie auch ehrenamtliche Betreuer benötigen dringend Medien, die ihnen helfen, den Kontakt mit den Patienten so lange wie möglich aufrecht zu erhalten, mit ihnen im Gespräch zu bleiben. Allein durch eigene Mittel (private Fotografien, persönliche Erinnerungs-Gegenstände) ist das nicht zu leisten. Insbesondere sei es auch notwendig, den Patienten immer wieder neue/andere Anstöße zu geben, um das eigene Gedächtnis zu (re-)aktivieren.
4. Je leichter man es Angehörigen, Pflegern und Betreuern mache, die Erinnerungsarbeit der Patienten zu unterstützen, umso größer sei die Nachhaltigkeit bei den Patienten und umso besser für deren Wohlbefinden. Dies führe wiederum dazu, dass die Betreuungsanstrengung minimiert werden könne.
5. Wichtig sei die richtige emotionale Ansprache der Patienten. Die Medien sollten nach Möglichkeit die Erinnerung an die eigene Kindheit und Jugend zurückrufen, um darüber ins Gespräch zu kommen. Das bedeutet: Ein lokaler oder regionaler Bezug gewinne eine hohe Bedeutung.
6. Für die Wahrnehmung seien besonders Bilder (statisch/bewegt), ebenfalls Musik, in beschränktem Maße Text geeignet
7. Es muss unterschieden werden zwischen den Phasen der Demenz-Erkrankung. Insbesondere in der ersten Stufe (bei einsetzender Demenz) sind mediale Unterstützungen erforderlich, welche die Gedächtnisleistung der Patienten so lange wie möglich aktiv halten. In der zweiten Stufe sind dagegen in erster Linie Medien gefragt, welche die Pfleger/Betreuer gemeinsam mit den Patienten (individuell und in Gruppen) benutzen, um die Kommunikationsfähigkeit und die Gedächtnisleistung zu unterstützen.
8. Für derartige Medien gibt es über den Kreis der Demenz-Kranken hinaus offensichtlich einen Bedarf in allen/vielen Alten- und Altenpflegeeinrichtungen.

Das Projekt:
Auf der Basis der gesammelten Erkenntnisse wurden als Pilot vier Bücher entwickelt, und zwar zu den Themenreihen
a) Leben und Wohnen früher
b) Heu- und Getreideernte damals
c) Kinderjahre
d) Als die Autos aufkamen
Es handelt sich um einfache Bücher im DIN A4-quer-Format und mit einer Spiralbindung, die als Einzelkopien in sehr geringer Stückzahl erstellt wurden.

Ebenso einfach ist das Konzept: Auf der linken Seite ist jeweils ein historisches Foto (meist schwarz-weiß, selten Farbe) abgebildet. Die Fotos zeigen Situationen und Gegenstände, die in den 1940/1950er Jahren sehr üblich waren, so dass man davon ausgehen kann, dass jeder Patient sie gekannt haben muss. Jedes Foto ist auf der rechten Seite mit einem kurzen, sehr groß geschriebenen Erläuterungstext versehen. Die Bücher erzählen in einer Abfolge, die der Didaktik von Bilderbüchern folgt, wie es zur Mitte des 20. Jahrhunderts, also während der Kindheit der Patienten, in einem üblichen (emsländischen) Haushalt zuging, wie ein Haushalt eingerichtet war, welche Tätigkeiten zu verrichten waren, was sich typischerweise ereignete. Oder im anderen Fall: Welche Geräte und Maschinen für die Ernte eingesetzt wurden, welche Arbeiten und Verrichtungen dazu gehörten etc.
Aus dem gleichen inhaltlichen Material wurden zusätzlich auf einfache Art CDs (DVDs) produziert, wobei die Texte allerdings gesprochen wurden. Diese digitale Form eignet sich für den Einsatz per Fernsehgerät oder PC. Neben dem hochdeutschen Text sind verschiedene plattdeutsche Varianten denkbar. Es müsste getestet werden, ob und wie weit der Einsatz der plattdeutschen Sprache bei Menschen, die mit ihr sehr vertraut sind, einen therapeutischen Nutzen verspricht. Ebenfalls, ob und wie weit Varianten der plattdeutschen Aussprache von den Rezipienten akzeptiert bzw zurückgewiesen werden. Und schließlich: Mit welchem Aufwand können solche digitalen Träger inhaltlich variiert werden.
Ebenfalls wurde eine Powerpoint-Präsentation erstellt, die insbesondere für den Einsatz in Therapiegruppen per Beamer-Projektion gedacht ist. Hier sehen die Patienten nur die Bilder, während der Therapeut auf dem Laptop auch einen erklärenden Text angeboten bekommt.
Die Bücher und CDs (DVDs) wurden mit einer ausführlichen Erläuterung des Projektes

ausgewählten Einrichtungen

zur Erprobung zur Verfügung gestellt.

Im Einzelnen sind dies:
– Schwester Debora, Sankt Katharina Thuine
Tel. Nr. 05902 94950
www.st-katharina-thuine.de
info@st-katharina-thuine.de

– Michael Heeke, Vitalis Wohnpark Bad Essen
Tel. Nr. 05472 959445
www.vitalis-wohnpark.de
mheeke@wohnpark-vitalis.de

– Dagmar Heidtmann, PRO DEM e. V. Weyhe, Stuhr
Tel. Nr. 0421 8983344
www.prodem-stuhr-weyhe.de
info@prodem-stuhr-weyhe.de

– Alteneinrichtung der Gemeinde Spelle
Koordinator: Hermann Möller
Tel. Nr. 05977 919717 und 0170 7663533

Mit den Beteiligten gibt es einen regen, differenzierten Austausch über den praktischen Einsatz der Medien. Ihnen wurde darüber hinaus ein Fragebogen an die Hand gegeben, um relevanten Punkte repräsentativ erfassen zu können.

Reaktionen:
„So ist da bei den Betreuungskräften zunächst die Haltung. ‚Was Sie da anbieten, haben wir ja schon…‘ Im weiteren Gespräch kommen dann aber – völlig übereinstimmend – die begeisterten Berichte von der Fülle der Gesprächsanlässe, die die Fotos sowohl per Buch in Kleingruppen als auch die Powerpoint-Präsentationen bieten.“
„Der Gesprächsbedarf (der Patienten) ist sehr groß. Manchmal kann man mit einem Bild einen ganzen Nachmittag gestalten.“
„Fast jeder wusste etwas zu erzählen, sehr anregende Gespräche. Hervorragend einzusetzen.“

Weitere Schritte:
Nach diesen überaus positiven Erfahrungen sollte unseres Erachtens der nächste Schritt erfolgen. Das heißt: Wir halten es für sehr sinnvoll, die vorhandenen Bücher in einer verbesserten und überarbeiteten Form in einer größeren Auflage öffentlich anzubieten.
Als Absatzmarkt einer ersten Auflage denken wir zuerst an das Emsland incl. Grafschaft Bentheim, sodann Stadt und Landkreis Osnabrück, Oldenburger Land, Bremen und niedersächsisches Umland (Twistringen, Diepholz), Ostfriesland.

Warum zuerst Emsland?

Da ein großer Teil des bisher eingesetzten Bildmaterials als dem Raum Emsland stammt, nehmen wir an, dass die emotionale Anknüpfung zu den Patienten hier am höchsten sein wird. Ob und wie weit in anderen Regionen aufgrund örtlicher Besonderheiten auf eigenes Bild- und Textmaterial zurückgegriffen werden muss, sollte im Wege eines vorsichtigen Marktanganges erprobt werden. Im Sinne der Effizienz sind ein möglichst großer Nutzerkreis und damit ein nicht allzu kleinflächiger Markt anzustreben.
Überarbeitete Form: Die Test-Bücher sollen auf der Basis der inzwischen gewonnenen Erkenntnisse in Bilder-Auswahl, ihrer Abfolge und Betextung noch einmal überprüft und überarbeitet werden. Dabei geht es auch ggf. um eine Optimierung des Umfangs.
Verbesserte Form: Es muss sich um gedruckte Bücher handeln. Das Papier muss in Haptik und Anmutung für die Zielgruppe der Demenz-Kranken geeignet sein, d. h. griffig, strapazierfähiges Material, mit einem abwischbaren Schutzfilm. Es soll eine Bindung gewählt werden, die es erlaubt, das Buch um individuelle Fotos zu ergänzen. Die Einbindung (Deckel) muss besonders belastbar sein und klinischen Anforderungen gerecht werden.

Vertrieb:

Wir halten es aufgrund der gewonnenen Erfahrung für sinnvoll, alle Alten- und Pflegeeinrichtungen des Emslandes in hinreichender Zahl mit den Büchern auszustatten. Daneben sollten die Bücher über den Einzelhandel (Buchhandel, Apotheken, Drogerien) angeboten werden. Ebenfalls sind die Wege des internetgestützten Versandhandels zu nutzen.
Auflage: Wir denken an eine Startauflage von je 2000 Ex.

Titulatur: Titel der Reihe: Ja, so war das damals.

Titel des Buches: Ernte früher.

Ein Erinnerungsbuch von Bernd Robben

Oder bei anderen Medien z. B.: Eine Erinnerungsschau von Bernd Robben

Verlag und Produktion:
Die Dom Medien GmbH, ein Unternehmen des Bistums Osnabrück mit eigenem Verlag (Verlag Dom Buchhandlung), hat sich bereit erklärt, das Projekt umzusetzen.