Der besonder Zeitzeuge Rudolf Dunkmann 2

 

Leinenaussteuer der angehenden Bäuerin

Zur Aussteuer einer Bauerntochter eines 25 – 30 ha großen Hofes gehörte ein Koffer voll Leinen, das waren 30 bis 50 Rollen. Gingen mehrere Töchter ab, dann verringerte sich natürlich die Aussteuer bei jeder einzelnen. Genähte Hemden bekam die Braut mindestens 13 mit. 13 mußten es sein, weil nur einmal vierteljährlich gewaschen wurde … Die Frauenhemden waren ziemlich lang und mit kurzen Ärmeln. „Weenlaschen“ wurden als vier eckige Achselstücke eingesetzt. Zur Verbreiterung nach unten wurden beiderseitig „Spielen“, das sind lange, keilförmige Einsätze, eingesetzt. Die Brauthemden waren für beide verziert. Das Hemd des Bräutigams war an der vergrößerten Halspasse, den Schultern und den Ärmelbündchen durch mit rotem Garn ausgeführtem Kreuzstichmuster verziert. Die Brauthemden wurden später nur noch als Leichenhemd benutzt. Die Braut brachte auch Hemden für den Bräutigam mit. Ein Totenlaken, das meine Mutter als Aussteuer mitbekommen hatte, wurde in meinem Elternhause zweimal bei Beerdigungen meiner Geschwister unter den Sarg gelegt. Die beiden Anfangsbuchstaben des Namens der Braut waren schlicht weiß in die Ecken der Bettwäsche und Tischdecken eingestickt … Die Näherin nähte die Aussteuer auf dem Hofe der Braut. Ihr wurde dort eine der vorhandenen Stuben zum Arbeiten zugewiesen. Gern zeigte die Braut ihre Aussteuer (den) Frauen aus der Nachbarschaft und der Verwandtschaft. Daran anschließend gab es dann ein „Köppken Koffei“ mit Zwieback. Vereinzelt wurde mal ein Leinenkoffer von innen mit Stoff ausgeschlagen.

Oft bekam die Braut als Mitgift ein Stück Vieh, meist Kuh oder Rind, mit. Dieses Tier wurde ungeschmückt hinter dem Kistenwagen mitgeführt. Heute hat man das nicht mehr.

Quelle: Sauermann, S. 134-135.