Heuermann Rudolf Dunkmann berichtet über die Essensgewohnheiten auf dem Lande

Wecken und Frühstück

Im Bauernhaus weckten der Bauer die Knechte und die Bauernfrau die Mägde persönlich. Im Sommer wurde um 5.30 Uhr und im Winter eine Stunde später geweckt. Die Mägdearbeit war: Melken und Milchbewirtschaften, d. h. Durchseihen und Entrahmen, Letzteres meist schon mit der Zentrifuge, weiter mußten Kühe und Schweine gefüttert werden. Knechtearbeit war: Pferdefüttern, Pferdeputzen. In dieser Zeit hatte die Bauernfrau Feuer angemacht, Kaffee gekocht und den Tisch gedeckt. Nachdem das Vieh versorgt war, gab es das erste Frühstück „Immet“ genannt. .Es wurde im Winter in der Spinnstube, im Sommer in der großen Küche gegessen. Das „Immet“ bestand überwiegend aus beschmierten Butterbroten, aber auch wohl aus Wurstebrot und Milchsuppe vom Vorabend mit Hafergrütze oder Knabbeln …

Das zweite Frühstück

Plattdeutscher Ausdruck: Fröüstück. Den draußen Arbeitenden wurde das Frühstück, belegte Butterbrote (Belag: Schinken, geräucherte Mettwurst und auch wohl mal Speck) zu dem Arbeitsplatz gebracht. Um das Geschirr besser hinstellen zu können, benutzte man besonders angefertigte flache und breite Frühstückskörbe …

Mittagessen

Zu Mittag gab es nur Eintopfgemüse. Auftragen war Sache der Großmagd. Der Topf blieb meist auf der Herdkante stehen, nur bei Milchsuppe stand er der Einfachheit halber neben der Großmagd. Bei kleineren Leuten stand der Topf wohl auch auf dem Tisch. Mittagsgerichte an Wochentagen waren Große Bohnen, Erbsen, Sauerkraut, Fitzebohnen, Möhren, Steckrüben, Graupen, im Frühjahr Melde, im Spätherbst Grünkohl und einmal in der Woche Soßekartoffeln. Eingesetzte Fitzebohnen waren Sonntagsessen. Fleisch gab es zu jeder Mittagsmahlzeit. Wer den Speck nicht gern aß, legte ihn auf ein Stück Schwarzbrot und aß ihn. Pfannekuchen gab es nur abends. Gekochte Eier gab es nicht. Zu Grünkohl und Erbsen wurde Brot gereicht. Salatsoße wurde damals in der Pfanne mit ausgelassenem Speck und Mehl zubereitet … Andere Rohkost, bzw. als Kompott: Kürbis, Gurken, Rote Beete und als Eingemachtes: nur Bickbeeren. An Freitagen wurde hier keine Ausnahme gemacht. Plattdeutsche Bezeichnungen für die Speisen: Graute Baunen (große Bohnen), Iärften (Erbsen), Steckröüben mit’n Swinnetein (Steckrüben mit

Schweinefüßchen), Suurkaul (Sauerkraut), Gröüne Fiksebaunen (grüne Fitzebohnen), Wuorteln (Möhren), Schellgiärste (Graupen = geschälte Gerste), Meldemous (Melde) und Mous (Grünkohl) …

Vesper

Überwiegend wurde die Vespermahlzeit im Hause eingenommen. Nur bei der Ernte oder sonstigen dringenden Arbeiten wurde sie von der Kleinmagd auf das Feld gebracht. Es gab dazu Kaffee, teils von Zichorien gekocht (später Malz- oder Kornkaffee) und im Hause geschmierte Butterbrote ohne Belag. Manche Bauern brachten den Kaffee in dickbäuchigen Kupferkesseln heraus. Bier gab es nie.

Abendessen

Pünktlich um 19 Uhr wurde zu Abend gegessen. Einmal in der Woche gab es bei Groß- oder Kleinbauern Pfannekuchen aus Kartoffeln oder Buchweizenmehl, seltener von Weizenmehl. Am häufigsten gab es aufgewärmtes oder warm gehaltenes Mittagessen und Milchsuppe. Die Milchsuppe gab es mit Hafergrütze oder mit Knabbeln. Besondere Freitagsgerichte gab es nicht.

Quelle: Sauermann, S. 96 -100.