Die hohe Zeit des Flachses
In der Zeit vom 16. bis 18. Jahrhundert entwickelte sich der Flachsanbau und dessen Verarbeitung sehr stark. So erlangte sogar die Ausfuhr von Leinen eine große Bedeutung im Außenhandel.
Durch ein sich entwickelndes Verlagssystem mittels Fachhändler gelangte die die Ware auch über weite Entfernungen – sogar bis nach Übersee – an die Endkunden. Um dort einheitliche Qualitätsware anbieten zu können, mussten die angefertigten Leinenrollen in der Heimat auf sogenannten Leggen (z. B. Osnabrück) zunächst kontrolliert werden. Erfüllten sie die Norm, wurden sie entsprechend gestempelt. Besonders geschätzt wurde das Osnabrücker Löwendlinnen.
Das bei der Beschau aufgeprägte Leggesiegel bestätigte wiederum dem Käufer des Stoffes, das dieser von guter Qualität war. In England und Amerika stand das Osnabrücker Leggesiegel für höchste Qualität. in Südamerika wurde „Osnabrücker Leinen“ wegen seiner Tropenfestigkeit geschätzt. Das Tuch gelangte über Holland, England und Spanien nach Nord-, Mittel- und Südamerika sowie in die Karibik (St. Domingo, St. Thomas und Havanna).
Auch die Osnabrücker Region profitierte also davon, wenn auf den Plantagen in der Karibik das Osnabrücker Leinen für die Herstellung der leichten Kleidung der Sklavenarbeiter benutzt wurde. Der günstige, strapazierfähige Stoff war als „true born Osnabrughs“ oder „Osnabrücker Hosen“ weltbekannt. Was Menschen aus dem Osnabrücker Raum hergestellt hatten, wurden also frühe „Jeans“ für Menschen, die für die harte Sklavenarbeit aus Afrika verschleppt wurden und ihre Heimat nie wieder sahen.
Der plattdeutsche Spruch findet sich auf Seite223.