Über meine Mutter habe ich kein Gedicht geschrieben. Sie war – wie selbstverständlich – immer für uns da. Sie war, wie tausend andere Mütter auch:
Dienerin und Königin zugleich.
Sie konnte gut singen und hat uns manches Lied gelehrt. Eines dieser Lieder ist:
Wenn Du noch eine Mutter hast …
Diesem Text ist – in Bezug auf meine Mutter – nichts mehr hinzuzufügen.
Wenn Du noch eine Mutter hast
- Wenn Du noch eine Mutter hast,
so danke Gott und sei zufrieden.
Nicht allen auf dem Erdenrund
ist dieses hohe Glück beschieden.
- Sie hat vom ersten Tage an
für Dich gelebt in bangen Sorgen,
sie brachte abends Dich zur Ruh’
und weckte küssend Dich am Morgen.
- Und warst Du krank, sie pflegte Dein,
den sie mit tiefem Schmerz geboren.
Und gaben alle Dich schon auf,
die Mutter gab Dich nicht verloren.
- Sie lehrte Dich den frommen Spruch,
sie lehrte Dich zuerst das Reden.
Sie faltete die Hände Dein
und lehrte Dich zum Vater beten.
- Sie lenkte Deinen Kindessinn,
sie wachte über Deine Jugend.
Der Mutter danke es allein,
wenn Du noch gehst den Pfad der Tugend.
- Und hast Du keine Mutter mehr,
und kannst Du sie nicht mehr beglücken,
so kannst Du doch ihr frühes Grab
mit frischen Blumenkränzen schmücken.
- Ein Muttergrab, ein heilig’ Grab,
für Dich bleibt es die Lebensquelle.
Oh, wende Dich an diesen Ort,
wenn Dich umtost des Lebens Welle!