Prof. Dr. Franz Bölsker – Der Englischlehrer

Wenn Sie sich an ihre Schulzeit erinnern, dann stoßen Sie auf eine besondere Erkenntnis Ihres Englischlehrers, der aus England stammte.

Ja, das war ganz interessant, zunächst hatte ich ja ab Klasse 5 Lateinunterricht, im siebten Schuljahr kam das Fach Englisch dazu. Ab Beginn des achten Schuljahrs übernahm ein Lehrer aus England diesen Unterricht. Der nahm uns in unserer typischen Sprachpraxis wahr, nämlich eben als deutsche Schüler, die fast durchweg aus der hochdeutschen Sprache kamen. Diese erlebte er in ihrer typischen hochdeutschen Ausprägung der englischen Sprachausübung. Denn kaum ein Deutscher spricht ja wirklich richtiges Englisch. Ich aber konnte die typischen englischen Zwischenvokale einbringen. Die brachte ich von meiner plattdeutschen Sprache her mit. Eines Tages fragte mich mein Englischlehrer: „Hast du vielleicht in England gelebt?“ Ich erzählte ihm dann, dass ich von zu Hause her Plattdeutschsprecher bin und es ja einige Verwandtschaft zwischen diesen beiden Sprachen gibt. Dazu kam, dass meine Mutter nach dem Kriege ein wenig Englisch gelernt hatte im Umgang mit kanadischen Soldaten. Dabei hatte sie auch erkannt, dass es eine Reihe von Wörtern in beiden Sprachen gibt, die identisch sind. So kam das Kompliment von meinem Englischlehrer, dass ich auf diese Art das beste Englisch mitbrachte, das möglich ist, weil es eben angelsächsisch ist. Nun kam damit die Wahrnehmung bei mir auf, dass unser Plattdeutsch die Seniorsprache der Juniorsprache Englisch ist, so quasi als Mutterboden. So haben wir als Plattdeutsche manche Affinitäten zum Englischen, die der Hochdeutschsprecher so nicht haben kann.