Plattdeutsch entlang der Ems: Haren

Schon im 17. Jahrhundert sind Schiffsbesitzer in Haren dokumentiert. Heute sind in dieser Stadt mehr Schiffe registriert als in Hamburg.

Ältere Harener Schiffsführer pflegen ihre Muttersprache in ganz besonderer Weise. Das wird später dokumentiert werden.

Auch bei einem ersten Rundgang durch Teile der Stadt treffe ich plattdeutsche “Fakten”: Dieser ehemalige Schiffsführerstand befindet sich im Außenbereich des Schiffahrtsmuseum

Und hier ein berichtet ein freundlicher Eisdieleninhaber:

Fotos und Video: Archiv Robben

 

Mark Twain: “Die schreckliche deutsche Sprache”

 

Mark Twain (1835 -1910), bekannt als Autor der Bücher über die Abenteuer von Tom Sawyer und Huckleberry Finn, wurde auch berühmt durch seine scharfzüngige Kritik an der amerikanischen Gesellschaft.

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Mark_Twain#/media/File:MarkTwain.LOC.jpg

Fast 10 Jahre verbrachte er auch in Europa und  machte dabei Erfahrungen mit der deutschen Sprache, die er zusammenfassend in einem Büchlein veröffentlichte:

So heißt es auf dem Klappentext:

Ungeordnet und unsystematisch sei sie, schlüpfrig, ganz und gar unfassbar – jene schreckliche deutsche Sprache, über die der große Mark Twain sich in seinem gleichnamigen Essay auf ebenso spitzfindige wie treffsichere Weise ereifert. Kaum eine Eigenart des Deutschen ist vor seinem Spott sicher. So muss es sich wohl um einen bedauerlichen Versehen der Erfinder jener Sprache handeln, dass die Frau weiblich ist, das Weib aber nicht. Ein stets aufs Neue unterhaltsames Stück Literatur – geistvoll witzig und im besten Wortsinn lehrreich.

Der aus dem Emsland stammende Bernd Möller (Berlin) hat Germanistik studiert: Seine Plattdeutschkenntnisse aus Kindheit und Jugend lassen bei ihm die Erkenntnis aufkommen, dass diese Kritik Mark Twains am Hochdeutschen bei der plattdeutschen Sprache mit ihrer Nähe zur english language kaum aufkommen kann.

Das soll später genauer untersucht werden…

Plattdeutsch in der Landwirtschaft 1

Der gesamte deutsche Sprachraum war noch über den Beginn der Industriealisierung hinaus ab etwa 1850 von der Landwirtschaft deutlich geprägt.

Weit über die Hälfte der Bevölkerung gehörte der bäuerlichen Schicht an. 1892 überstieg erstmals die Industriearbeiterschaft (8.2 Mill.) die besitzlose Landbevölkerung (8.1 Mill.).

Viele handwerklich und kaufmännisch orientierte Dorf- und auch Stadtbewohner hatten kleinere Acker- bzw. Gartengrundstücke (Ackerbürger) zur Sicherung der Ernährung. Vielfach gehörte die Haltung mindestens eines Schweines dazu.

Dieser Personenkreis sprach durchweg plattdeutsch. Die kleinstädtische Bewohnerschaft bediente sich aber auch der hochdeutschen Sprache, um mit der gehobenen Gesellschaftsschicht der Beamten und der Geistlichkeit adäquat kommunizieren zu können.

Die sprachwissenschaftlichen Untersuchungen von Kremer (1983 im Landkreis Borken) und Robben/Robben (1986) im Landkreis Emsland haben übereinstimmend gezeigt, dass im Bereich der landwirtschaftlichen Berufe vergleichsweise noch die größte aktive Sprachkompetenz anzutreffen war.

Auch diese Domäne ist nun weitgehend eingebrochen.

Zur Dokumentation des Schwundes des Niederdeutschen sollen demnächst hier auch mehrere Vertreter (innen) aus dem Agrarsektor zu Wort kommen.

Eine kurze Impression vorweg:

Der neue Bischof Dr. Wilmer up platt

Bischof Wilmer predigt auf Platt

Ein echter Emsländer: Der neue Hildesheimer Bischof Heiner Wilmer in seiner "Muttersprache" Plattdütsch. ❤️

Gepostet von NDR Niedersachsen am Samstag, 1. September 2018

Hildesheim hat nun einen plattdeutschen Bischof

So überschrieben ist ein längerer Artikel im Kirchenboten des Bistums Osnabrück, aus dem Pater Dr. Wilmer stammt.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Ich kenne ihn aus gemeinsamen Schulleiterjahren im südlichen Emsland. Vor fast genau einem Jahr habe ich ihn in Rom besucht, um ihn auf Platt zu interviewen. Dabei hat er auch intensiv erzählt über seine Aufgaben und Erfahrungen als Ordensoberer mit seinen Kontakten von Rom aus in die einzelnen Erdteile.

Bei dieser erneuten Begegnung war ich wiederum angetan auf der einen Seite von seiner besonderen äußeren Erscheinungsweise, die auf der anderen Seite gepaart ist mit sehr unkomplizierten und freundlichen Umgangsformen. Er ist ohne Zweifel ein ganz besonderer Mensch, und das alles up Platt.

Und so war es – auch für Kenner der katholischen Szene – überraschend, dass Pater Wilmer aus dieser Position wieder „in die deutsche Provinz“ gewählt wurde – nun als Bischof. Und er hatte auch Bedenkzeit, bis dann der Papst ihn persönlich auf dem Handy angerufen hat…

Ohne Zweifel: Durch diese Bischofsweihe wird er möglicherweise papabile.

Mehrere Fotos in seinem Büro zusammen mit dem Papst zeigen, dass der Oberhirte der Weltkirche ihn als Ordensoberen gut kennt und auch um die besonderen Sprachfähigkeiten weiß.

Dr. Wilmer spricht neben Deutsch auch fließend Englisch (Lehrertätigkeit in der New Yorker Bronx), französisch(Studium in Paris), italienisch und portugiesisch. Lächelnd ergänzte er im Gespräch, seine Spanischkenntnisse würden für eine Predigt ausreichen. Außerdem hat er besondere Kenntnisse in den “alten“ Sprachen Latein, Griechisch und Hebräisch, die seine polyglotten Fähigkeiten abrunden.

Seine Lieblingssprache ist jedoch Plattdeutsch.

Gerade diese sprachliche Vielfalt hat es möglich gemacht, dass er als Chef eines Ordens mit Patres in fast allen Kontinenten viele Bischöfe und Kardinäle weltweit persönlich kennt.

Das sind sicherlich seltene besondere Qualifikationen…

Aber in Rom gilt das Sprichwort: Wer als (vermeintlicher) Papst ins Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.

… und im Übrigen denkt hier nur ein emsländischer Bauernsohn über einen dreizehn Jahre jüngeren anderen Bauernsohn aus einer benachbarten Bauerschaft „laut“ nach…

Hier wird Dr. Heiner Wilmer auf dieser Website vorgestellt

Pater Dr. Heiner Wilmer SCJ

https://www.youtube.com/watch?v=07LiDY3vP0k

https://www.bistum-hildesheim.de/#c74257https://www.bistum-hildesheim.de/bistum/bischoefe/bischof-dr-heiner-wilmer/bischofsweihe-und-amtseinfuehrung-von-dr-heiner-wilmer/heiner-wilmer-fotos-und-stationen-aus-seinem-leben

http://www.katholiben/sch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/der-lehrer-heiner-wilmer-will-auch-schuler-sein

https://www.youtube.com/watch?v=In_Z9ozPgP0

https://www.youtube.com/watch?v=f6sApSnZewE&t=266s

https://www.youtube.com/watch?v=gdWq6K2SJQ4

https://www.youtube.com/watch?v=IBJXdke2_o4https://www.youtube.com/watch?v=_-cBAlbq5GQ

Foto: SCJ Orden

Plattdeutsch und Ratten?

Ohne Zweifel: Die rein plattdeutsche Welt sah auf dem Lande weithin so aus:

Rattenplage damals

Der nachfolgende Beitrag über “Rattenerlebnisse” des Malers Heinrich Hermanns (1864 – 1942), der auf dem Hümmling in den ersten beiden Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts auch Heuerhäuser sehr eindrucksvoll gemalt hat, stammt aus den Unterlagen von Elly von der Ahe aus Lähden. Leider fehlt dort die genaue Herkunft der Zeitungsmeldung.

Mit den positiven Auswirkungen des Wirtschaftswunders veränderten sich die Lebensbedingungen auch auf dem Lande so, dass der meistens unsichtbare Kontakt zu den Ratten im direkten Umfeld weitgehend aufgelöst wurde.

… und das war genau die Zeitphase, in der die Lehrerschaft ihren offensichtlich erfolgreichen Feldzug gegen die weitere Vermittlung der plattdeutschen Sprache in den Elternhäusern startete…

  • Erst als wir ein Badezimmer – etwa gleichzeitig mit vielen anderen Bauern und den “kleinen” Leuten – bekamen, brauchten wir nicht mehr das  “Plumsklo” am Ende des Schweinestalles zu benutzen, auf dem die Ratten abends und nachts den Gang entlang flitzten…
  • Als dann zunehmend Leichenhallen gebaut wurden, mussten  die Verstorbenen, wenn sie bis zur Beerdigung noch im Trauerhaus aufgebahrt wurden, nicht mehr nachts von zwei Nachbarn bewacht werden, dass die allgegenwärtigen Ratten nicht die Nase oder die Ohren anknabbern konnten…

 

… Ich musterte bei dem Flackern der Kerze den Raum, dessen Lehmboden absonderliche Löcher und Vertiefungen aufwies. Auf meine Frage, ob vielleicht Ratten dort seien, murmelte die Wirtin etwas Unverständliches und verschwand. In der Vorahnung, daß hier meines Bleibens wohl nicht sei, wollte ich meinen Reisekorb nicht öffnen und erbat mir ein Paar Holzschuhe, um etwas zum Anziehen zu handzuhaben. Nach diesen  Vorbereitungen begab ich mich zu Bett. Da kamen auch schon die Ratten. Sie huschten über meinen Kopf, Gesicht, Hände und tobten im Zimmer herum. Schnell ergriff ich die beiden Holzschuhe und schlug nach allen Seiten. Sobald ich Licht anzündete, war alles vorbei. In der Dunkelheit gingen Tumult und Freudensprünge wieder los. Teils bei Licht, teils in der Finsternis die Holzschuhe schwingend, verbrachte ich die Nacht, bis mir gegen Morgen, als der fahle Tagesschein durch das kleine Fenster hereinbrach und die lichtscheuen Gesellen fort blieben, vor Müdigkeit die Augen zufielen. Mit Schmerzen im Kopf und brennenden Augen erhob ich mich und nahm recht verdrießlich das Frühstück ein. Kurzentschlossen gings zum Herrn Lehrer, den ich gerade, des Feiertags wegen das Schabeisen schwingend, vor seinem blinden, über dem Tafelklavier hängenden Spiegel antraf. Ohne in seiner Arbeit innezuhalten hörte er meine Klagen und sagte dann ganz ruhig: „Ich habe mir schon gedacht, daß sie kämen. Sie gehören auch zu jenen nervösen Großstädtern, die sich durch solch kleine Belästigung in der Nachtruhe stören lassen.“ Nach kurzem Kriegsrat wurde ich bei einem Bauern untergebracht….
https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_Hermanns

Lied: Wi bünt de Moorsaldaoten

Wi bünt de Moorsaldaoten

  1. Worhen du uk henkieken magst, / nicks as Held’, Moor tim di to. Kienein Vaogel singt sien Lied, / Eiken staoht dor kaohl un scheif. Wi bünt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor!
  2. Hier in disse güste Heide / hebbt se’n Laoger för us baut, dor sitt wi wiet van jede Fraide / achter dicken Stickeldraoht. Wi bunt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor.
  1. S’morgens trecket de Kolonnen / in dat Moor ton Knojen stuur, graowt dor in de heite Sünne, / un denkt still bloß an tohuus. Wi bunt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor.
  1. Nao Huus, nao Huus, gaoht de Gedanken, / hen nao Öllern, Froo un Kind. In waor ne Bost wett heller enge. / Aoch! Hier kummp kieneine rut. Wi bunt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor
  1. Up un daole loopt hier de Posten. / Kiener, kiener, kummp dor dör. Knippst du ut, kost”t di dat Leven. / Ach, wat is’t ok en Mallör!. Wi bünt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor.
  1. Wi wüllt nich jammern, uk nich klaogen, /Winter kann nich ewig duurn. Eins gau’n Daogs, dat Spill is daone. / Eins gau’n Daogs bünt wi tohuus.Dann treck wi Moorsaldaoten nich mehr mit den Törfspaant in ‘t Moorhttps://de.wikipedia.org/wiki/Die_Moorsoldaten

Foto: DIZ

Wi bünt de Moorsoldoaten – 4

Morgenandacht im NDR 1:

Dat kannst mi glöven vom Donnerstag, den 11.12.08

“Det besünnere Krüüß?”

von Domkapitular Alfons Strodt aus Osnabrück

http://www.watt-up-platt.de/der-heutige-domkapitular-alfons-strodt/

 

Düsse Dage wiese ik ju det Kloster Esterwegen up det Gelände van’t fröihere KZ. Door is ok noch ne Kapelle. Door nemm ik ju nu mit hen. Oh, wat is de ok gerott! Besünners det Krüß. Un det mott ik ju eben verteilen, wat det dormit up sück heff. Det Krüüß is ut en ganz aolen, graoten Eikenbaom schneen. Ein Arm van det Krüß is man en kott Ende: Det is Holt, wat inne leßten 60 Jaohr wassen ist. Den armem Arme is heller lang: En paar hundert Jaohre sitt dor in. Un inne Midde, dor is det Holt ganz dunker, blau. Wu kann’t? An düsse Steh is 1944 oder 45 ne Granate inschlaohn. De Baom heff blott, man hei heff’t owerstaohn, hei lewede wieder un wöss, de Wunde is verheilt, man de „Bläue” — so nöimt den Förster den Hoff van de Wunde — de wieset, wat door mit den Baom passen is. De Baom heff det nich vergetten.

Wi Mensken hebbt nich immer so vull Verstand as en Baom. Wi vergät’t gau.

Man Vergetten, det dröff wi nich.

Bi Erich Kästner hebb ik maol läsen, wat up Plattdüütsch so lutt:

Det Erinnern heff eine wunnerlicke Kraft

un et draiht den Mensken heilmaols üm:

Well dat vergettt, wat gaud was, de wedd schlecht.

Well dat vergett, wat leip was, de wedd dumm.”

Schlecht und dumm, ne, dett wüll wi nich weern!

Düt Krüüß, wat vöör’n Teiken! Et helpt us denken: An ale Gewolt, an ale Naot, de Mensken uutstaohn hebbt un ok noch vandage liehn mött. Overall inne Welt. De Moosoldaoten ut de Emslandlager süngen:

  1. Up un daole loopt hier de Posten. / Kiener, kiener, kummp dor dör.

Knippst du ut, kost’t di dat Leven. / Ach, wat is’t ok en Mallör!.

Wi bünt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor.

Man det Krüß is ok noch en anneret Teiken, et sech: Du siss dr nich allein mit. Usen Härgott is an diene Siete. Hei deilt ales mit di. Hei litt mit di un vöör di. Det Krüüß bedutt ok det: Leivde Un dor dröff wi ok nich van schwiegen. Immer wöörn dor inne Moore ok Lü, de hadden en Hätte, de hebbt holpen, einfache Lü ut Esterwegen un Oberlangen und Börgermoor. De hebbt de Moorsoldaoten en Stück Braot °wem Tuun henschmetten, of hebbt einfach wieset: Et spiett’t mi so, ik denk an di, ok wenn ik di door nich ruuthalen kann.

Düsse Lü mit so ‘n Hätte, de dröff wi ok nich vergetten!

Foto: DIZ

Wi bünt de Moorsoldaoten… 3

Morgenandacht im NDR 1:

Dat kannst mi glöven vom Mittwoch, den 10.12.08

“Wor du schwiegen moss – Raum der Sprachlosigkeit”

von Domkapitular Alfons Strodt aus Osnabrück

http://www.watt-up-platt.de/der-heutige-domkapitular-alfons-strodt/

 

Ok vandaoge nööge ik jau, weer mit mi in ‘t Moor in ‘t Emslandlager Esterwegen to kaomen, in det Kloster. Siet ein Jaohr is det door up de Plaotse. Büss du döör det haoge Tor gaohn, gaihst du owem Patt in’t Klooster rin, nu kiek es: anne Wand det Leid vanne Moorsoldaoten! Alle sess Strophen. De 4. lutt so:

  1. 4. Nao Huus, nao Huus, gaoht de Gedanken, / hen nao Öllern, Froo ma-KindE

In waor ne Bost wett heller enge. / Aoch! Hier kummp kieneine rut.

Wi bünt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor

Vöör düsse Wand staoht drei Blöcke ut Beton, door kannste ne Kerße ansticken. Noat Praoten is’t di hier ok nich, hier wett et di binaut tou. Gaihs du dann ower de düstere Rampe, dann staihs up maol in den „Raum der Sprachlosigkeit”. Det ist nich bloss nen Ruum, wor ‘t stille is — det is mehr. Wat in de Lagers passeert is, dor passt kein Woort mehr vöör. Watt kanns dor noch denken, wat noch seggen? In den Ruum, wat ist’t door ok düster, son wunliket Licht is dor. Dor haols van sums dien Beck.

Mangs is det so: Wenn du nix mehr seggen machs, dann giffs du en Teiken. Mienewegen dor is eine storwen. Wat soss du seggen? Du büss der verlegen mit an. Un doch kanns du ein Teiken gewen: Mit de Frau, de nu allein ist, truuren und rehren, kanns se in’n Arm nehmen un se drücken, toulustem. Schwiegen un nicht wegloupen.

Hier, wo kein Wort mehr passt, bünt ok Teiken. In den „Ruum, wor jedet Woort över is”, lich inne Midde ne runde Platte ut Holt up de Floor. Un dör de Platte loupt van bowen nao unnen un van rechts nao links twei paar Schienen. De bünt noch vöör de Loren, wo de Moorsoldaoten fröiher den Törf mit transporteerden. Det ist det Schienedraihkrüüß Un achter det Krüüß staiht ne Lore ut Eikenholt. Door stellt de Süsters dann vöör de Misse Braot un Wien up: Fiert Jesu Daod un sien Ostern. Denkt an siene Naot und sien Roupen: „Mien Gott, worum hess du mich in Stich laoten?!” Un weit’t: Hier, midden in’t deipste Moor, wo du kien Grund mehr unnere Föite hess: Hier is use Här ok. Un hei was hier un heff mitleen!

Un hier mött wi ok ween: Bie de Lü, de bis ton Hals in’t Moor sitt’t.

Komm doch es vörbie, sett di in düssen Ruum. Door moss du nix seggen, moss nicht been — un wenn du wat wetten wuss: De Süsters, de kannste immer fraogen.

https://de.wikipedia.org/wiki/Gedenkst%C3%A4tte_Esterwegen

Wi bünt de Moorsoldaoten… 2

Morgenandacht im NDR 1:

Dat kannst mi glöven vom Dienstag, den 09.12.08

“Dett Schlopp”

von Domkapitular Alfons Strodt aus Osnabrück

http://www.watt-up-platt.de/der-heutige-domkapitular-alfons-strodt/

 

In Esterwegen wöör eine van de allerersten KZs in Dütschland. Hundertdusende hebbt hier as Zwangsarbeiter ut det Moor en Land makt, wo noch wat anners wasst as Boukweiten. Wat en Knoien. Wat en Hundelewen — jao, dor segg ik wat: Einen Gefangenen möss immer as en Hund, Reip ümmen Hals, up 4 Beine döör det Huus kruupen und blecken! Det hebbt se mit em makt. Hei süms heff det maolt. Ach, ehr Lewen wör nix weert. De derde Strophe van den Moorsoldaoten:

  1. S’morgens trecket de Kolonnen / in dat Moor ton Knojen stuur,

graowt dor in de heite Sünne, / un denkt still bloß an tohuus.

Wi bünt de Moorsaldaoten un trecket mit den Törfspaant in ‘t Moor.

Düsse Moorsoldaoten, de dröff man nich vergetten! Dor wörn van Glück Lü, de hebbt in Papenburg ein DIZ upbaut, dat „Dokumentations und Informations-Zentrum Emslandlager” Det kump nu wenner hier nao Esterwegen. Un den Landkreis helpt heller mit. De Kerke heff ok wat makt: Se heff daor’n Klaoster hensett. 4 Süsters, sei höört to’n heiligen Franz van Assisi, lewet in düt Klooster, nemmt de Lü up. Praot mit ehr. Helpt, to verstaohn. Well dor kump? Bünt wecker bie, de wüllt gerne praoten und fraogen, annere wüllt einfach dor sitten un schwiegen. Dor bünt ok Gefangene van fröiher bi. Wor einen mott noch heller wat verarbeiten, mott noch truuren. Un ne Masse Lü wüllt hier ok been.

Wenn du nu in’t Kloster wuss, moss du dör’m graotet Tor. Det Schlopp sütt ut as en Bogen ut ne gotische Kerke: Schmal un spitzk. Daormals vor 700 Jaohre bauden de so: haoch rut, nao’n Himmel in. Jao, düssen Bogen, det passt hier ok wall. Hier in düt Elend, hier wörn doch ok Lü, de konnen nich blaoß daalekieken in’t Moor, de keeken ok nao boowen un sochten usen Herrgott. Un wi dout det ok.

Man kann’t ok noch anners seihn. Düt Tor heff ne Siluette as’n Törfspaant, de ümdraiht is: De Spitze nich inne Grund, as to’t Törfstecken, nä, de Spitze nao boowen.

Hier in den Emslandlagers hebbt de Lü in Gefangenskup nich bloß in’t Moor graff, se hebbt ok sotoseggen den Himmel ümgraff mit ehre Fraogen un ehr Been: „Herrgott, wat sall düt hier? Is door bowen wal eine, of bün wi ale anschmeert? Help us ut de Naot!” S’nachens, wenn se nicht schlaopen konnen, wat hebbt se wall teert und beet, hebbt ehr Hätte ümgraff. Wat möss ehre Seele ale liehn nun knien. Wat ne Nachgraverei! Un wi vandage, wi mött doch ok so fraogen. Sotoseggen den Spant inne Hanne nähem und den Himmel ümgraven und roupen: „0 Heiland, breck den Himmel loss!” Ne, det passt ampatt wall, det hier in Esterwegen ok’n Klaoster is.