“Stumme” Recherchen aussagekräftig

Der Versuch, den Schwund der niederdeutschen Sprache möglichst umfangreich und nachvollziehbar zu dokumentieren, muss begleitet sein durch Recherchen auf verschiedenen Ebenen.

Wichtig dabei wird es sein, dass diese überprüfbar sind und der Kausalzusammenhang zum Generalthema eindeutig gegeben ist.

Dabei kann die Aussagekraft höher sein als “viele Worte”.

  1. Niederdeutsch an Hamburger Gymnasien

– Bildungspläne (Gesamtfächerkanon) im Überblick

  http://www.hamburg.de/bildungsplaene/2363352/gym-seki.html

– Übersicht der Fremdsprachen

    http://www.hamburg.de/contentblob/64460/7b5340f88340f3013eb13dfaccff5fd5/data/bbs-br-fremdsprachenunterricht.pdf

– Umfangreiche Fachbeschreibung für Niederdeutsch an Hamburger Gymnasien

   http://www.hamburg.de/contentblob/4340804/82bf1bb0f50768116a1fc0c18fbe3bb8/data/niederdeutsch-gym-2014.pdf

Hier folgt die Recherche: An welchen Gymnasien in Hamburg hat Niederdeutsch (k)einen Stellenwert?

Nachruf auf Theo Mönch-Tegeder (Medienmanager, Journalist und plattdeutscher Autor)

 

Theo Mönch-Tegeder hat die emsländische Region in seinen besonderen Kompetenzen insbesondere im Bereich der Kultur in den letzten vier Jahrzehnten enorm bereichert. Und so war man nicht nur in Fachkreisen gespannt auf seine zu erwartende Schaffensfülle nach seiner Pensionierung.

Dazu wird es leider nicht kommen. Drei Monate vor seinem verdienten Ruhestand verstarb er am 13. Mai plötzlich bei einem Sonntagsspaziergang mit seiner Frau Christel.

Er wurde 1953 auf einem Bauernhof in Mehringen in der Nähe von Emsbüren geboren. Er erzählte gerne und intensiv von den außergewöhnlichen kulturellen Gepflogenheiten, die er im Kreise seiner Familie genießen durfte und die ihn offensichtlich auch nachhaltig geprägt haben. Da waren die Kaminabende mit seiner Tante – der bekannten Emslanddichterin Maria Mönch-Tegeder – die alle 14 Tage zum Wochenende anreiste und in der großen Bauernküche am Kamin den Verwandten im Elternhaus ihre neuen literarischen Entwürfe vorstellte mit der Frage: Wu lutt ju datt?

Die besondere auch überregionale Bedeutung seiner Tante Maria wird hervorgehoben durch das  Centrum für Niederdeutsch an der Westfälischen Wilhelms-Universität, die diese Schriftstellerin zu den sechs bedeutendsten niederdeutschen Autoren zählt neben Fritz Reuter, Augustin Wibbelt, Klaus Groth u. a.

Theos Vater war in dritter Generation neben der bäuerlichen Tätigkeit Leiter der genossenschaftlichen Viehverwertung und damit ein begehrter Gesprächs- und Handelspartner vieler Bauern aus dem Kirchspiel Emsbüren.

Theos Mutter stammte vom Hof Klümper in Listrup.

Im Anschluss an die Grundschulzeit wechselte Theo nach bestandener Aufnahmeprüfung  in das Internat des Missionsgymnasiums nach Handrup über.

Nach dem Abitur am dortigen Leoninum und dem Studium in Münster begann er seine berufliche Laufbahn mit einem Volontariat bei der Neuen Osnabrücker Zeitung in mehreren Lokalredaktionen der Region und wurde dann Redakteur im Stammhaus in Osnabrück.

Weitere Stationen  waren ab 1984 der Rheinische Merkur in Bonn, in dem wöchentlich ein umfangreicher markanter Artikel von ihm als verantwortlichen  Wirtschaftsredakteur und Leiter der Parlamentsredaktion jeweils auf der ersten bzw. zweiten Seite erschien. Angesichts der Veränderungen durch Wiedervereinigung Deutschlands in den neunziger Jahren, die auch bei dieser renommierten Zeitung in Bonn als bisheriger Hauptstadt Veränderungen mit sich brachten, nahm TMT ein erneutes Angebot aus der Chefredaktion der NOZ in Osnabrück in der Funktion als leitender Redakteur für Politik im Jahre 1996  an. Damit war er mehrfach in der Woche für den Leitkommentar auf der ersten Seite verantwortlich. Hier konnte er seine besondere Gabe in der Verdichtung von Sprache brillant zeigen. Das brachte ihm hohe Anerkennung in der gesamten deutschen Pressewelt ein.

Ab  2003 übernahm Theo Mönch-Tegeder die Geschäftsführung  für die Unternehmen Dom Medien GmbH, Verlag Bistumspresse GmbH sowie Dom Buchhandlung GmbH in Osnabrück. Damit war er auch Herausgeber des Kirchenboten.  Aus den nun gewonnenen Erkenntnissen der abnehmenden Abonnentenzahlen angesichts zunehmender Kirchenaustritte u.a.  war Theo MT der treibende Motor zur Gründung der Verlagsgruppe Bistumspresse, einem Zusammenschluss von fünf Verlagen,  die die Kirchenzeitungen für zwölf deutsche Bistümer verlegen.

Durch dieses weitsichtige Unternehmertum im Kirchendienst wurde Mönch – Tegeder bundesweit bekannt und geachtet.

Wohl auch vor diesem Hintergrund wurde Theo am 1. September 2013   vom KNA-Aufsichtsrat und der Gesellschafterversammlung zum Geschäftsführer der Katholischen Nachrichten-Agentur mit Sitz in Bonn und zugleich als Geschäftsführer des Katholischen Medienhauses gewählt.  Er übernahm gleichzeitig die Leitung der KNA-Tochtergesellschaft dreipunktdrei mediengesellschaft mbH und war zudem geschäftsführender Vorstand bei der KNA-Promedia-Stiftung, einer Förderinitiative für junge katholische Journalisten.

Aber auch in zahlreichen Ehrenämtern engagierte TMT sich. So war er Mitglied im neunköpfigen Vorstand des Institut zur Förderung publizistischen Nachwuchses (ifp), federführend in der Katholischen Erwachsenenbildung  des Bistums Osnabrück tätig und Vorstandsmitglied der Ludwig-Windthorst-Stiftung.

Eine  besondere Ehre war Theo die Mitgliedschaft in der Päpstlichen Stiftung Centesimus Annus Pro Pontifice (CAPP) im Vatikan

Schon in jungen Jahren wurde er in seiner Heimatgemeinde politisch aktiv in der Jungen Union und der CDA. Später trat er auch der CDU bei. Tief verankert in seiner Vita ist die Soziallehre des Jesuitenpater Oswald Nell Breuning, dem es durch beharrliche Überzeugungskraft über Jahrzehnte zunehmend  gelang, die unterschiedlichen Interessengruppen der Nachkriegsgesellschaft in konstruktive  Gespräche  zu bringen.

Deutliche Spuren hat Theo auch in der kulturellen Weiterentwicklung in seiner engeren Heimat hinterlassen. So war er an der Gründung des bis heute erfolgreich wirkenden Kulturkreises Kirchspiel Emsbüren maßgeblich beteiligt. Er brachte sich mit Vorträgen und Grußworten immer wieder ein und stand beratend zur Seite, auch wenn er berufsbedingt seltener vor Ort war.

Diese seine Heimat Emsbüren, aus der auch seine Frau Christel stammt, war ihm immer sehr wichtig. Das hat er auch seinen beiden Töchtern Nina und Inga wie auch den zwei Söhnen Ansgar und Jonas stets vermitteln können.

Auch beim Emsländischen Heimatbund war nicht nur sein Rat gefragt. Er brachte sich über einen langen Zeitraum aktiv in der Redaktion des Emsländischen Jahrbuches ein und veröffentlichte dort  Aufsätze insbesondere zum Plattdeutschen. Auch eigene Geschichten in seiner angestammten Muttersprache wurden dort vorgestellt. Sie zeigen die besondere Dichtkunst dieses enorm begabten Journalisten. Auch wenn er in seiner beruflichen Karriereleiter zunehmend zum Kaufmann und angesehenen Medienmanager aufstieg und dort immer mehr Firmen gleichzeitig unter seiner Leitung standen, auf seine besondere Schreibkunst werden auch nachfolgende Generationen stoßen.

Und nun bleibt das überaus traurige Resümee: Theo Mönch – Tegeder ist mit seinen 65 Jahren viel zu früh abberufen worden, er hätte uns noch so viel zu erzählen gehabt – dieses Bürsker Ausnahmetalent!

So reagierte die bundesweite Presse auf diesen plötzlichen Tod:

https://www.zeit.de/2018/21/theo-moench-tegeder-katholisches-medienhaus-tod https://www.zeit.de/2018/21/theo-moench-tegeder-katholisches-medienhaus-tod/seite-2

https://www.evangelisch.de/inhalte/150051/14-05-2018/kna-geschaeftsfuehrer-theo-moench-tegeder-gestorben

https://www.noz.de/deutschland-welt/medien/artikel/1210656/kna-geschaeftsfuehrer-und-journalist-theo-moench-tegeder-gestorben

http://www.katholisch.de/aktuelles/aktuelle-artikel/kna-geschaftsfuhrer-theo-monch-tegeder-gestorben

https://www.vaticannews.va/de/kirche/news/2018-05/deutschland-kna-moench-teger-gestorben.html

https://www.filmdienst.de/artikel/12176/zum-tod-von-filmdienst-geschaftsfuhrer-theo-monch-tegeder

https://pr-journal.de/nachrichten/medien/20730-kna-und-katholisches-medienhaus-trauern-um-geschaeftsfuehrer-moench-tegeder.html

http://www.kas.de/wf/de/33.52486/ (Konrad – Adenauer – Stiftung)

Mit Theo Mönch – Tedeger habe ich u. a. das Buch Wat, de kann Platt gemacht.

Buch “Wat, de kann Platt?”

Fotos: Familie Mönch – Tegeder

Wo und wie kann Plattdeutsch helfen?

Medien zur Demenzbegleitung

 „Ja, so war das damals“

Medien zur Unterstützung und Weckung der Gedächtnisfunktionen bei Demenz-Patienten

(aber auch in der Altenpflege insgesamt)

Gegenstand des Gesamtprojektes:

Ziel des Projektes ist, Medien zu entwickeln, die in der Lage sind, die Gedächtnisleistung von Demenz-Patienten zu aktivieren, ihre Kommunikationsfähigkeit zu stärken und damit das persönliche Wohlbefinden wie auch die Einbindung in das soziale Umfeld zu unterstützen. Das Projekt bezieht sich auf die Erstellung gedruckter sowie digitaler Medien.

 Projekt A: Vier Fotobände – Ja, so war das damals

 

 

Band 4 als Anschauungsbeispiel:

 

Die Bücher entstanden nach einer Idee und dem Grundkonzept von Bernd Robben in Zusammenarbeit mit dem Landkreis Emsland (Koordinatorin des Demenz – Servicezentrums Rita Wallmann zusammen mit der Fachärztin für Psychiatrie Johanna Sievering als Leiterin des Fachbereichs Gesundheit) und Theo Mönch – Tegeder (Bistumspresse Osnabrück).

Dieser Ansatz wurde zunächst in 6 Alteneinrichtungen in Nordwestdeutschland erprobt und weiterentwickelt.

Das endgültige Buchprojekt wurde dann gestaltet von den Dommedien Osnabrück und auch von dort in den Markt gebracht. Die erste Auflage ist mittlerweile vergriffen.

 

Projekt B: FotoSprache

Aus der mittlerweile umfangreichen Zusammenarbeit und einem entsprechenden Erfahrungsaustausch sowohl mit dem Fachpersonal in Altenheimen als auch mit pflegenden Familienangehörigen zu Hause konnte immer wieder der Eindruck bestätigt werden, dass eine Kombination von schwarz/weißen Erinnerungsfotos aus der Kindheit und Jugend der so Erkrankten in Kombination mit der angestammten Muttersprache einen besonderen, ja außergewöhnlichen Zugang bieten.

Da in Norddeutschland insbesondere bei der ländlichen Bevölkerung hierbei die plattdeutsche Mundart als Erstsprache vorherrscht, ist diese auch bis zuletzt d e r  Zugang zu den Patienten.

Dieses erweiterte Projekt mit dem Titel FotoSprache ist folgendermaßen konzipiert: Hierbei handelt es sich nicht um ein Printmedium, sondern um eine Kombination von Erinnerungsfotos und erklärenden plattdeutschen Kommentaren.

Dieses Medium wird als DVD angeboten, soll in der Weiterentwicklung aber auch aus dem Internet heruntergeladen werden können.

Folgende Themen sollen zunächst – in Anlehnung an die vorangegangenen erfolgreichen Fotobände – angeboten werden.

Dazu werden entsprechende Unterthemen (vorläufige Auswahl) angesprochen.

Auf Feld und Hof

  • Typisch bäuerliches und handwerkliches Familienleben
  • Haus- und Nutztiere
  • Einsaat und Ernte von Getreide, Runkeln und Kartoffeln
  • Anfallende Arbeiten – auch schon für Kinder

Bei uns zu Hause

  • die Kochmaschine mit der Mutter als Lebensmittelpunkt
  • Selbstversorgung über Garten, Einwecken, Brotbacken und Schlachten
  • Geburt und Tod zu Hause erlebt
  • die einzelnen Räume und die Hygiene (Plumpsklo, Nachttopf und „Badewanne“)

Unterwegs in nah und fern

  • noch mit der Kutsche unterwegs
  • schlechte Straßenverhältnisse verbessern sich
  • von Fahrrädern zu Motoräder
  • die Nachkriegsautomobile
  • erste Ausflüge mit dem Bus
  • Reisen mit dem Zug

Unsere Feste und Bräuche

  • kirchliche Anlässe wie Taufe, Erstkommunion/Konfirmation, Fronleichnam, Hochzeit, Beerdigung, Wallfahrten
  • Schützenfest
  • Partys kommen auf

Vorläufige Zusammenfassung:

 Allein im Landkreis Emsland sind derzeit über 4000 Personen an Demenz erkrankt.

Das Thema Pflege im Alter ist zu einem Zentralanliegen unserer Gesellschaft geworden.

Die Wochenzeitung DIE ZEIT titelte Anfang Juni: Wer hilft mir, wenn ich Mama pflege?

Wer häufiger Altenpflegeheime besucht, wird immer wieder – bei allem Engagement des Fachpersonals – erschreckt feststellen, wie teilnahmslos etliche der Bewohner herumsitzen…

Hier sind u. a. diese Medien unkompliziert einzusetzen.

Es hat sich gezeigt, dass nicht nur Demenzkranke dadurch angesprochen werden. Hier entwickeln sich neue probate Erinnerungsmedien.

Ganz besonders sollen  hierdurch auch die pflegenden Angehörigen der Demenzkranken zu Hause Entlastung erfahren.

 

Bernd Robben – im Juni 2918

 

In besonderem Gedenken an Theo Mönch – Tegeder, der dieses Projekt maßgeblich begleitet und gefördert hat.

 

PS: Ein Schreiben von Schwester Deborah, der mittlerweile ehemaligen Leiterin der Demenzeinrichtung St. Katharina in Thuine als Auswahlbeispiel von etlichen Rückmeldungen:

Sehr geehrter Herr Robben,

 in der Teambesprechung bestätigten unsere Betreuungskräfte, wie gut sich Ihre Erinnerungsbücher in der Arbeit mit den Bewohnern – mittelschwer bis schwer demenziell erkrankten Menschen – einsetzen lassen und ich möchte die Gelegenheit nutzen, Ihnen unseren Dank für die wertvolle Arbeitshilfen zu sagen.

Im Einsatz bei den Bewohnern wird immer wieder deutlich, dass sie sich anhand der Darstellungen und Texte gut erinnern können und eine Verbindung zu ihrer Vergangenheit finden.

Ihnen wünschen wir alles Gute

mit einem nochmaligen herzlichen „Danke“

gez. Schwester Debora

Jetzt kommt Plattdeutsch dazu…

https://www.niels-stensen-kliniken.de/st-katharina.html

Die besondere Architektur hat diese Einrichtung zum Vorbild gemacht

https://www.niels-stensen-kliniken.de/st-katharina/das-haus/architektur.html

 

Plattdeutsch in Heimatvereinen

In vielen norddeutschen Heimatvereinen nimmt die Pflege der plattdeutschen Sprache einen hohen Stellenwert ein. So hat zum Beispiel der Heimatverein Meppen e.V. eine Gruppe gegründet, die sich „dem alten Brauchtum“ verschrieben hat und zum regelmäßigen Plattdeutschklönen einlädt. In Münster hat der Stadtheimatbund Münster gleich an mehreren Stellen „En Blatt Platt to´t Metniëhmen“ aufgehängt. Die monatlich wechselnden „Afriet-Riemels“, also „Abreiß-Gedichte“, können von jedem Besucher der Stadt mitgenommen werden und liefern nebenbei noch Informationen über Heimatbund und Sprache. Glatt ein Fall für unsere Rubrik „Kiek, dat is Platt!“ Und das sind nur zwei Beispiele aus einem großen Pool von Heimatverbänden, die sich um den Erhalt des Plattdeutschen kümmern.
Das Interesse an der plattdeutschen Sprache und deren Erhalt scheint also groß. Sprecherinnen und Sprecher können und wollen sich in „ihrem“ Plattdeutsch austauschen und dafür engagieren.

https://www.uni-muenster.de/Germanistik/cfn/Plattinfos/Sprachpflege.html

Diese Meldung ist nachzulesen auf der informativen Homepage des Centrum für Niederdeutsch im Germanistischen Institut der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster.

Allerdings habe ich nahezu gänzlich andere Erfahrungen im Umgang etlicher Heimatsvereine in Nordwestdeutschland in Bezug auf das elementare Thema Plattdeutsch machen müssen.

In meinen mittlerweile 112 Vorträgen zum Heuerlingswesen in den letzten beiden Jahren war es mir wichtig, in den Vorgesprächen mit den Verantwortlichen der jeweiligen Heimatvereine vor Ort auch den Bezug der Heuerleute zur plattdeutschen Sprache mit einzubeziehen.

Dabei habe ich stets das Angebot gemacht, den inhaltlich an die regionalen Gegebenheiten jeweils angepassten Vortrag auch auf Plattdeutsch halten zu können.

Von diesem Vorschlag haben insgesamt 14 Heimatsvereine Gebrauch gemacht.

Erstaunlich – ja nahezu erschreckend vor diesem Hintergrund  – war, dass bei der  Einleitung zu dem Vortrag nur in sieben Fällen die Begrüßung durch die Verantwortlichen vor Ort auch in Plattdeutsch gehalten wurde.

Ich habe in den ersten Monaten nach dem Erscheinen des Buches mich durchaus auch bereit erklärt, im Anschluss an die jährliche Generalversammlung des jeweiligen Heimatsvereins zu meinem Fachthema zu referieren. Nur in zwei Fällen wurde diese wichtige Jahreshauptversammlung tatsächlich auch auf Platt gehalten.

Ich habe dazu auch jeweils anschließend nachgefragt, worin die Ursache für diese offensichtliche Misere in der Pflege der plattdeutschen Sprache liege. In aller Regel war man zunächst erstaunt über meine Frage, um dann entschuldigend hinzuzufügen: Wir spielen ja plattdeutsches Theater… o. ä.

Erschreckend deutlich wurde dabei, dass diese angestammte Sprache ganz offensichtlich nicht mehr im Alltagsgeschäft der Heimatvereine verankert ist, sondern lediglich auf Sketsche, Döönkes und Sonderauftritte begrenzt wird.

Das scheint vielen Protagonisten der plattdeutschen Sprache noch gar nicht bewusst zu sein.

Dabei dürfte klar sein, dass solche negativen Entwicklungsprozesse gerade an der Basis – verdichtet in den Heimatvereinen vor Ort – entscheidend ablaufen.

Hintergrund: Das Buch Wenn der Bauer pfeift, dann müssen die Heuerleute kommen!” ist mittlerweile in der 6. Auflage vergriffen und 14 000 verkauft worden.

http://www.heuerleute.de/

Die Leiden eines gebürtigen Plattdeutschen aus dem Emsland

Heinz Jacobs wurde geboren am 17.3.1935 in Dalum, einem Dorf im ehemaligen Kreis Meppen – heute Landkreis Emsland.

Er studierte in Freiburg und Münster Deutsch und Geschichte.

Jacobs unterrichtete insbesondere diese beiden Fächer bis zu seiner Pensionierung am Gymnasium Georgianum in Lingen.

Aus seiner Feder stammen mehrere regionalhistorische und zeitkritische Schriften, darunter auch nachfolgende Veröffentlichung aus dem Jahre 1991, erschienen in Lingen.

Anstelle eines Nachwortes berichtet er:

Als Referendar in Hildesheim peinigte mich die Vorstellung, ich hätte mit meiner Entscheidung für eine unterrichtliche Tätigkeit meine eigentliche Berufung verraten. Ich hielt mich nämlich für einen Dichter.

Der unangenehmste, aber auch intelligenteste meiner Vorgesetzten am Studienseminar, der Fachleiter für Deutsch, erkannte meine innere Opposition zum Lehrerberuf (die übrigens nach der Referendarzeit endete). Er sparte nicht mit höhnischen Bemerkungen über meine verkrampften Versuche, pädagogischen Eros vorzutäuschen.

Die Spannungen zwischen mir und diesem unangenehmen Menschen wuchsen so, daß ich das Studienseminar wechseln wollte.

Ich wandte mich in dieser Angelegenheit an den zuständigen Dezernenten. Er betrachtete mich mitleidig und sagte: „Ich höre, Sie sind aus dem Emsland, also aus einer kulturell etwas“ – er suchte nach einem taktvollen Wort, „noch etwas vernachlässigten Region.

Sie sind ja wohl ein Plattdeutscher.“

Ich nickte. „Hochdeutsch ist für Sie also Fremdsprache, ja und  Dr. S., Ihr Fachleiter in Deutsch, ist ein feinsinniger Intellektueller und ich könnte mir natürlich vorstellen, daß Sie in Ihrer bäuerlichen Art nicht so ein Feingefühl für ein Trakl-  oder Rilke – Gedicht aufbringen, wie Dr. S. das erwartet. Sollte sich herausstellen, daß Sie tatsächlich für so etwas nicht geeignet sind, werden wir für Sie eine andere Verwendung finden“, und er musterte meine vierschrötige Gestalt, als wollte er sagen: „Notfalls können wir Sie immer noch im Agrarbereich unterbringen.“

Dieser Dezernent hatte nicht die Ursache meiner Schwierigkeiten, wohl aber eine Wurzel meiner Identität erkannt.

Ähnliche Erfahrungen haben auch andere angehende Akademiker mit plattdeutscher Herkunft in den fünfziger und sechziger Jahren gemacht.