Dr. Bernard Krone – Nachkriegszeit

 

Wenn wir über Heimatvertriebene sprechen, da möchte ich dann gerne erzählen, dass mein Vater und ich es im Emsland mehrfach erlebt haben, dass uns angestammte Landwirte erzählten: Unser Hoferbe hatte ein Auge auf eine Heimatvertriebene geworfen. Da haben wir gedacht, das geht doch gar nicht. Aber heute aus der Rückschau müssen wir doch zugestehen, dass unser Hof noch nie so sauber und Wirtschaft stark da gestanden hat als Note mit unserer jungen Frau aus Schlesien.

Hier kommt die Frage auf, wie Deutschland es geschafft hat etwa im Vergleich zu anderen Staaten in der Nachkriegszeit, Flüchtlinge und Heimatvertriebene so gut integrieren zu können. Dabei hat sich die deutsche Gesellschaft auch noch so gut weiterentwickeln.

Dr. Bernard Krone – Schmiede in Spelle

Die ersten Kunden kamen durchweg aus Dreierwalde. Dort gab es größere Bauern als in Spelle. Mehrere Landwirte hatten sogar eine Eigenjagd.

Das war also eine recht gute Kundschaft für die Anfangsjahre der neue Schmiede im Besitz unserer Familie. Dreierwalde liegt ja entfernungsmäßig auch gar nicht so weit weg.

Dazu kam, dass diese Schmiede sich in der Nähe des Bahnhofs befand, der Nachbarort aber keinen Bahnanschluss hatte. Wenn die Dreierwalder Bauern also Kunstdünger bestellt hatten oder ihre Kartoffeln ins Ruhrgebiet abliefern mussten, so geschah das alles über den Bahnhof in Spelle. Auch das Vieh wurde hier verladen.

Dann wurden passend auch eben die Pferde bei uns beschlagen.

In dieser Zeit wurde ausschließlich Plattdeutsch gesprochen.

Dr. Bernard Krone – Die Rolle der Wechsel

 

Mein Vater – so hat er es mir immer wieder erzählt – hat das ganze Geschäft aufgebaut auf Wechsel, weil er ihm damals kein Geld zur Verfügung stand. Wechsel gibt es heute nicht mehr, aber das war damals das billigste Geld. Und dann hat er bei der Bank angefragt,  wie viele Wechsel man dort annehme. Und Vater erzählte, er habe dann gekauft in der Koreakrise, er habe Stahl gekauft, soviel wie er kaufen konnte. Auch weil er wusste, wenn ein Krieg kommt, dann wird alles teurer. Und genau so kam es, wir konnten im Rahmen des Marshallplans in die Türkei und nach Griechenland, nach überall hin Waggon um Waggon verkaufen. Und so hat er alles mit Wechsel aufgebaut. Es war üblich, dass die Bauern immer so gegen Allerheiligen nach Abschluss der Ernte bezahlten. Um diese Zeit musste mein Vater mit Bekannten nach Borkum reisen, weil er das als Erholung gebrauchte gegen seine Asthmaerkrankung. Dort hat ihn dann der damalige Finanzfachmann unserer Firma, der erste Prokurist Hermann Jansen, angerufen mit den Worten: Bernhard, du brauchst dir keine Sorgen zu machen, wir schwimmen im Geld.

Dr. Bernard Krone – Zweigwerk Werlte

 

Anfang der sechziger Jahre war der Arbeitsmarkt in Spelle und Umgebung leer gefegt. Im südlichen Emsland und im angrenzenden Westfalen waren keine Arbeiter mehr zu bekommen. Mit Bussen ließ Krone täglich etwa 200 Arbeiter im Umkreis von 5o Kilometern zur Arbeit abholen und nach Dienstschluss wieder nach Hause zurückbringen. Krone lieh sich auch Insassen der Justizvollzugsanstalt Lingen als zusätzliche Arbeitskräfte aus. Die Personalabteilung lud emslandweit zu Informationsabenden in Gaststätten ein, um Mitarbeiter anzuwerben. Doch es war absehbar, dass die Mitarbeiterzahl mittelfristig nicht ausreichen würde, um die wachsende Landmaschinenproduktion zu bewältigen. Deshalb kam Bernard Krone zu dem Ergebnis, ein zusätzlicher Produktionsstandort müsse her. Er sah sich um und wurde im strukturschwachen, nordöstlichen Emsland fündig, und zwar auf dem sogenannten Filmlink – eine Heidelandschaft, wo er schon in jungen Jahren besonders gerne unterwegs gewesen war. Hier gab es Anfang der sechziger Jahre kaum Industrie, so war das Potenzial an Arbeitskräften. Bernard Krone entschied sich für den Ort Werlte, weil dieser an ein Bahnnetz angeschlossen war.

An einem Sonntagnachmittag begutachtete er gemeinsam mit seiner Frau Gertrud und seinem Sohn Bernard einen Fichtenbestand an der Sögeler Straße. Das fünf Hektar große Gelände gehörte der Gemeinde Werlte und hatte den Vorteil, dass die Bahnlinie direkt am Grundstück vorbeiführte und es ohne großen Aufwand mit einem eigenen Gleisanschluss ausgestattet werden konnte. Wenig später besichtigte Bernard Krone das Grundstück mit einigen Mitarbeitern. Er war nun fest entschlossen: „Hier werden wir die Fabrik bauen. Hier gibt es Arbeitskräfte.” Gesagt, getan: Noch 1963 wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Die Gemeinde Werlte und der Landkreis Aschendorf halfen bei der Erschließung des Geländes.

Im Mai 1964 waren die erste 3500 Quadratmeter große Produktionshalle samt Sozialräumen und das Verwaltungsgebäude fertig. Die gesamte Halle war mit einem Kran ausgestattet, der Werkstücke bis zu fünf Tonnen Gewicht transportieren konnte. Auch der Gleisanschluss führte in die Halle, sodass die Rohstoffe direkt am Arbeitsplatz ankamen und die fertigen Maschinen an Ort und Stelle verladen werden konnten. Der Vertrag mit der Hümmlinger Kreisbahn garantierte einen pünktlichen und sicheren Transport. Die Arbeit konnte also beginnen.(…)

Zum Einstellungstermin Ende 1963 hatten 200 arbeitswillige Schlange gestanden. 50 von ihnen waren eingestellt und zunächst Endspiele angelernt worden.

Text aus:

Seiten 51 – 53

 

Dr. Bernard Krone – Vor dem 2. Weltkrieg

Im Gegensatz zu mehreren anderen Firmen habe ich nicht nur einen guten Namen geerbt, sondern auch einen schuldenfreien Betrieb. Das war schon vergleichsweise etwas ganz Besonderes. 1935 hatte mein Vater zum ersten Mal keine Schulden mehr. Auch hat er zu diesem Zeitpunkt die Lanz-Bulldog Vertretung übernehmen können vom Mitkonkurrenten van Lengerich aus Emsbüren.

Das Geschäft ging auch bergauf, weil die Nazis Landwirtschaft unterstützt haben – nicht etwa, weil sie die Bauern gerne leiden mochten, sondern weil sie der Autarkie wegen aus landwirtschaftlichen Früchten wie Rüben Benzin erzeugen wollten.

So ging die Produktion in unserem Betrieb bergauf. Zu der Zeit beschäftigte mein Vater 9 Arbeiter und Angestellte. Dann kommt der nachmittags zu seiner Mutter in die Gaststätte und bestellt bei ihr einen Schnaps. Seine Mutter entgegnet ihm: Was fällt dir ein, nachmittags um 4 Uhr schon einen Korn trinken zu wollen. Daraufhin berichtet Sohn Bernard ganz stolz: Wir haben zum ersten Mal keine Schulden mehr. Die Mutter entgegnet forsch: Solche kleine Leute wie wir die müssen Schulden haben, sonst erreichen sie nichts.