Hubert Hesselfeld aus Lohne
Weitere Begebenheiten
3 plattdeutsche Geschichten
“De Aobendspraoke” von Theo Mönch Tegeder
Über Hermann Bröring gibt es eine außergewöhnliche plattdeutsche Kurzerzählung, die der Autor Theo Mönch – Tegeder in eine bekannte Geschichte (Land unner Gottes Thron) seiner Tante, der Emslanddichterin Maria Mönch – Tegeder, gekonnt eingebunden hat.
Diese wird nachfolgend auch vorgestellt….
Emsland-Jahrbuch_Band_58_De_Aobendspraoke
Diese Karikatur stammt von Frank Hoppmann, ein gebürtiger Emsbürener. Er ist mittlerweile ein über Deutschland hinaus bekannter Künstler.
Hermann Bröring am Himmelstor
- Herr Bröring, wer kann zu seinen Lebzeiten schon darauf verweisen, dass ein namhafter Autor – nämlich Theo Mönch-Tegeder – eine Geschichte darüber verfasst und dazu sinniert, welche Erfahrungen Sie im Himmel machen. Wie ergeht es Ihnen nun dort?
Ja, ich war selbst erschrocken, als ich dort anklopfte und ich meine Eingangsprüfung nicht bestehen konnte, um überhaupt in den Himmel aufgenommen zu werden.
Und da weiß ich noch nicht so genau, was unser lieber Herrgott nun wirklich gedacht hat, ob er Angst hatte, dass ich ihm den Himmel durcheinander bringen würde oder ob er sich gesagt hat, dass es noch viel zu schade sei, dass ich nun schon dort oben aufgenommen würde und nicht noch unten auf der Erde weiterhin wirken sollte.
Ganz egal, ich habe mich enorm gefreut, dass Theo Mönch-Tegeder diese Geschichte geschrieben hat. Und ich muss auch ehrlich sagen: So ein bisschen ist das ja auch richtig beschrieben, ich bin ein „wenig“ robust und auch kantig, ich bin ein Rheder Junge… Und eines kann ich aus tiefer Seele sagen: Ich wollte immer nur das Allerbeste für das Emsland und für mich steht fest: Ich hätte anderswo keinesfalls so intensiv und erfolgreich arbeiten können wie im Emsland, weil ich die Menschen hier mich gerne leiden mag und die Leute mich offensichtlich auch. Unser Naturell ist etwa gleich und wenn das dann noch heißt „Unter Gottes Thron“, ja dann mag ich wohl demütig werden und das kann ich wohl gebrauchen.
- Im Himmel und im Fegefeuer
Nun kommt in der Geschichte auch vor, dass Sie nicht sofort im Himmel bleiben sollten, sondern zunächst ins Fegefeuer. So erlebten Sie in dieser amüsanten Geschichte auch den Teufel hautnah. Haben Sie denn in ihrem Leben bisher auch mal so ähnliche Situation gehabt, dass Sie das Gefühl hatten, mit dem „Düwel“ kämpfen zu müssen.
Ja, das hat es immer wieder gegeben, aber man muss ja auch ehrlich sein, nicht alles, was, man umsetzen wollte, hat geklappt. Manchmal war es richtig, dass es nicht geklappt hat. Aber andererseits habe ich mich auch unwahrscheinlich geärgert über die Leute, die mich und meine Ideen nicht verstehen und nicht mitgehen wollten. Und da waren dann so „Düwels“ darunter, mit denen man nicht zurecht kam. Aber summa summarum, wenn ich das so sagen darf, habe ich am Ende auch mein Fegefeuer gut vertragen.
Ein eindrucksvolles Erlebnis mit der plattdeutschen Sprache
Haben Sie abschließend noch eine Geschichte für uns, die die Eigentümlichkeit der plattdeutschen Sprache gerade in Ihrem beruflichen Leben besonders deutlich macht?
Ja allerdings, Werner Remmers war niedersächsischer Kultusminister in einer Zeit, win der die kleinen Grundschulen alle geschlossen werden sollten. Er hatte einen guten Freund in Ostfriesland und Rheiderland, der hieß Anton Wübbener Mecima
Alleine der Klang in diesem Namen ist so schön, er passt in diese Region. Dieser Landtagsabgeordnete machte dem Minister klar: „Nun Werner, wenn du die Grundschule in Stapelmoorerheide schließen willst, dann musst du selbst dorthin fahren“.
Ich war ja nun sein persönlicher Referent und wir machten uns gemeinsam auf den Weg.
Dann saßen wir dort in der Turnhalle zusammen mit 200 engagierten Dorfbewohnern: Wie eine steinerne Wand hatten sie sich formiert, der ansonsten eloquente Kultusminister redete und redete, der Funke springt jedoch nicht über.
Als er mit seiner Rede am Ende war, forderte der Landtagsabgeordneter Wübbena die Versammlung auf, sich zu Wort zu melden; wiederum bleiernes Schweigen. Daraufhin erzählte er, dass der Minister auch Plattdeutsch sprechen könnte.
Und da ging es los.
Eine exzellente Diskussion entwickelte sich und das Interessante dabei war, dass neben mir ein Verwaltungsbeamter aus Aurich saß, der eigentlich aus Hildesheim stammte und nichts von diesem intensiven Gespräch mitbekam, weil er die plattdeutsche Sprache nicht verstand. Für diesen musste ich dann den Dolmetscher spielen, weil er überhaupt nicht mehr mitbekam, worum es eigentlich ging.
Für mich war das eine wunderschöne Erfahrung und ein Aha-Erlebnis, das sich mir bis heute eingeprägt hat. Ich habe diese Begebenheit in besonders guter Erinnerung rund um die Erlebnisse mit der plattdeutschen Sprache in Sondersituationen.
Besondere Erfolge als Landrat
- Sie haben ja als langjähriger Landrat für das Emsland vergleichsweise enorme Projekte maßgeblich initiiert. Welches waren denn die größten und wichtigsten Aktivitäten, war das die Autobahn oder die Emsvertiefung?
Wir konnten eine ganze Reihe von Dingen anschieben und umsetzen. Dabei muss ich unbedingt sagen, dass man herausragende Veränderungen nur verwirklichen kann, wenn man sich sicher sein kann, dass die Menschen in der Mehrheit hinter einem stehen. Das habe ich in den 20 Jahren immer wieder erfahren und darauf verweisen können.
Und wenn Sie fragen, was war das Wichtigste…
Das spektakulärste Vorhaben war sicherlich die Autobahn, dass wir diesen Verkehrsweg so schnell und so sicher fertigstellen konnten.
Wichtig war sicherlich auch, dass wir die Emsvertiefung machen konnten: Es gäbe die Meyer – Werft heute nicht mehr.
Aber was nicht so ins Auge fällt ist unser Kreiskrankenhaus in Sögel. Das war in großer Not. Und ich bin ziemlich sicher, wenn ich nicht Anfang des Jahrtausends hingegangen wäre und hätte diese Einrichtung in die Hände des Bonifatius -s Hospital in Lingen gegeben, dann gäbe es dieses Krankenhaus nicht mehr und das brauchen wir auf dem Hümmling im ländlichen Raum dringend.
Das sind so Dinge, die mir dazu einfallen. Aber da mögen dann andere darüber richten… Alles in allem möchte ich sagen: Ich habe richtig Glück gehabt, dass ich zu einer guten Zeit für das Emsland und im Emsland vorne stehen durfte und dass die Leute mich dabei so unterstützt haben und das gibt mir ein sehr gutes Gefühl.
Plattdeutsche Defizite bei der nachwachsenden Generation
- Wir müssen ja heute ganz unsentimental feststellen, dass die Kinder dieser Region die plattdeutsche Sprache nicht mehr sprechen und die meisten sie auch nicht mehr verstehen können. Wie kann man denn den Heranwachsenden trotzdem deutlich machen, was die plattdeutsche Sprache für die Emsländer und Grafschafter gewesen ist und auch heute noch ist?
Genau das ist eine gewaltige Aufgabe, die wir zu erledigen haben.
Und da müssen wir auch ehrlich miteinander umgehen, wir müssen uns sagen: Wenn das so ist, dass wir über die Schulen nur noch ganz begrenzt unsere alte Heimatsprache Plattdeutsch vermitteln können, dann müssen wir aber mindestens sicherstellen, dass es so etwas gibt wie einen Pflichtkanon für uns, die wir im Kulturleben verantwortlich sind, wo wir dann nun etwas anstoßen müssen, dass diese Sprache nicht ganz verloren geht. Und dazu gehört ganz sicher – so stur es auch sein mag -, dass wir immer wieder ansetzen, in den Kindergärten und in den Grundschulen unseren Kindern ein Gefühl dafür geben, wie schön diese Sprache ist.
Das ist die eine Seite.
Aber ich bin auch unterwegs als Landschaftspräsident, indem ich versuche, andere Dinge im kulturellen Bereich zu finden. Ich mag das mal so sagen, wir müssen unterschiedliche Angebote machen, dass die Menschen erkennen: Es gibt genügend Anlässe, in denen es sich einfach anbietet, Platt zu sprechen und damit auch andere angesteckt werden, dieses zu tun, und das muss nicht nur das plattdeutsche Theater leisten….
Hauptamtliche Kraft
- Vor etwa einem Jahr konnte nun die emsländische Landschaft eine hauptamtliche Kraft einstellen, die sich um das Kulturgut Plattdeutsch kümmern kann.
Ja, ich freue mich sehr, dass wir das so einrichten konnten.
Das war nicht ganz einfach, das kostet ja auch Geld und die Stelle musste ausgeschrieben werden. Aber das ist jetzt alles gelungen. Für mich ist das wichtig, dass wir in unserer Einrichtung der Emsländischen Landschaft eine Stelle haben, da können wir die Dienstleistung für unser Kulturgut „Plattdeutsch“ passend erbringen.
Und dann müssen wir mit der Zeit gehen, wir müssen mit Augenmaß beobachten, was wir leisten müssen, um auch die modernen Medien entsprechend einzusetzen und andere Möglichkeiten nutzen, damit wir zumindest gewährleisten können, dass das Plattdeutsche weiterhin zumindest mitläuft.
Allerdings müssen wir diese Bemühungen auch aktiv begleiten etwa dadurch, dass wir eine ganze plattdeutsch Woche anbieten oder wir hingehen und den jungen Lehrkräften Unterrichtshilfen anbieten etwa über das Studienseminar oder den Schoolmesterdag – oder wenn junge engagierte Lehrkräfte an uns herantreten, die noch mal wieder eine Lehrbuch gestalten wollen. Diese Aktivitäten werden wir unterstützen.
In mehreren Orten möchten wir nun einen „Platt- Pfad“ einrichten. Ich halte das für eine fantastische Idee, wenn man dann an einem Hinweisschild steht und man kann dann dort Informationen über die Geschichte des Ortes und seine Besonderheiten auf Plattdeutsch erfahren.
Alle diese Neuigkeiten sollen auch dazu beitragen, dass wir noch wieder Leute gewinnen, die diese Errungenschaften mittragen, unterstützen und sich aktiv darum kümmern.


