Ein Kotten aus Südlohn mit trauriger Vorgeschichte

 

Dieses translozierte ehemalige Heuerhaus steht heute in der Museumsanlage in Vreden.

Der erste Besitzer war der Bauer Schulze Ebbink aus Südlohn im Kreis Borken. Im Jahre 1837 wurde sein Gehöft durch einen schweren Sturm verwüstet, was ihn in finanzielle Not brachte. Darum verkaufte er dieses Heuerhaus. Durch Heirat der Tochter des Nachbesitzers gelangte es 1892 in das Eigentum des Holzschumachers Johann Henrich Schlüter. Da dessen Beruf zu wenig einbrachte, war er auch noch als Tagelöhner und Holzfäller unterwegs. Leider begann er zu trinken und drangsalierte seine Frau und die Kinder, die dabei ebenfalls auf die schiefe Bahn gerieten. Alkoholmissbrauch war damals schon weit verbreitet, deshalb entstanden auf dem Lande so genannte Mäßigungsvereine.

Bernard Schlüter (1912-1980) war der jüngste Sohn aus dieser Ehe. Er blieb Junggeselle. Er starb verarmt im Alter von 68 Jahren.

Zunächst wollte die Gemeinde Südlohn das Anwesen kaufen. Dann fühlte man sich dort jedoch von den hohen Wiederaufbaukosten abgeschreckt. So gelangte das ehemalige Heuerhaus in die historische Hofanlage von Vreden.

Siehe auch: Heuerhäuser im Wandel Vom ärmlichen Kotten zum individuellen Traumhaus, Robben/Skibiki/Lensing/Strodt, Haselünne 2017, Seite 193

 

Die Familiengeschichte ereignete sich in einer noch komplett Platt sprechenden Welt des Westmünsterlandes. Sie wurde auch mir auf Platt erzählt.

Foto oben: Archiv Robben
Foto unten: Heimatverein Vreden

Interview mit Prof. Dr. Helmut Spiekermann (Uni Münster)

 

Dr. Helmut H. Spiekermann ist Sprecher des Centrums für Niederdeutsch

Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Germanistisches Institut
Schlossplatz 34
48143 Münster

Tel.:  0251-83 25408

https://www.uni-muenster.de/Germanistik/cfn/dascfn/Personen.html

  • Sie sind 1968 im Emsland geboren. Damit gehören Sie schon zu der  Generation, in der plattdeutschsprechende Eltern ihre Kinder fast durchweg hochdeutsch erzogen haben. Welche Rolle spielte die plattdeutsche Sprache in Ihrer Familie?

In der Familie wurde in der Regel Hochdeutsch gesprochen. Ich selbst und meine Geschwister haben deshalb Hochdeutsch als Erstsprache erworben, im Alltag sind wir jedoch sehr oft mit Plattdeutsch in Berührung gekommen. Meine Eltern stammen beide aus Groß Hesepe und sind selbst mit plattdeutscher Sprache aufgewachsen. Beide sprachen mit Freunden, Nachbarn und ihren Geschwistern auch durchaus Plattdeutsch, so dass auch die Kinder durch Beobachtung zumindest passive Kenntnisse erwerben konnten.

  • Zeigte sich bei Ihnen schon während der gymnasialen Ausbildung eine Vorliebe für Sprachen?

 Ich habe mich während meiner Schulzeit sehr für Fremdsprachen interessiert und im Gymnasium bis zum Abitur Englisch und Französisch gelernt. Die Besonderheiten der Sprachen in Grammatik und Wortschatz und der Vergleich mit dem Deutschen haben mich immer fasziniert.

  • Spielte Plattdeutsch während ihrer Gymnasialzeit als angestammte Sprache der Region in irgendeiner Form eine Rolle im Unterricht?

 Tatsächlich erinnere ich mich nur an ein oder zwei Gelegenheiten im Deutschunterricht, zu denen Texte mit plattdeutschem Inhalt Gegenstand des Unterrichts waren. Ansonsten wurde Plattdeutsch zu meiner Schulzeit nicht thematisiert.

  • Wie haben Sie dann Ihr Studium in Osnabrück ausgerichtet? Spielte die niederdeutsche Sprache  auch schon eine Rolle?

 Ich habe in Osnabrück Sprach- und Literaturwissenschaft studiert. Das Studium war als allgemeines und vergleichendes Studium ausgerichtet, d.h. es wurden sowohl grundlegende Kenntnisse zu Theorien und Methoden der Sprach- und Literaturwissenschaft vermittelt als auch ein Schwerpunkt auf kontrastive Analysen gelegt. Im Bereich Sprachwissenschaft habe ich mich u.a. mit dem Vergleich grammatischer Strukturen in unterschiedlichen Sprachen befasst. Am Rande spielte in diesem Zusammenhang auch das Plattdeutsche eine Rolle. Es wäre aber sicherlich zu viel gesagt, wenn ich behaupten würde, es hätte einen Schwerpunkt meines Studiums dargestellt. Dazu gab es zu meiner Zeit auch zu wenig Studienangebote an der Universität Osnabrück.

  • Beim sprachvergleichenden Studium haben Sie sich für Chinesisch entschieden, hatte das einen besonderen Hintergrund?

 Der Studiengang, den ich studiert habe, setzte Sprachkenntnisse in einer nicht-indoeuropäischen Sprache voraus. Diese Sprachkenntnisse wurden von den meisten Studierenden während des Studiums erworben. In Osnabrück wurden Kurse u.a. zu Arabisch, Finnisch und eben Chinesisch angeboten und ich habe mich für das Chinesische entschieden, nicht zuletzt wegen der besonderen grammatischen Strukturen, die in vieler Hinsicht deutlich vom Deutschen abweichen, und wegen der Schrift.

  • Sie haben dann einige Jahre in Freiburg verbracht, dort habilitiert und auch gelehrt. War in der Zeit Ihre Dialektforschung vornehmlich auf den süddeutschen Raum gerichtet?

 In Freiburg gibt es eine sehr traditionsreiche Forschung im Bereich der südwestdeutschen Dialekte und regionaler Sprachformen. Der Lehrstuhl, an dem ich in Freiburg gearbeitet habe, hat diese Tradition weitergeführt und neue Schwerpunkt im Bereich regionaler Dialekte und Umgangssprachen aufgebaut, weshalb ich in meiner Forschung ebenfalls einen Fokus auf sprachliche Variation in Südwestdeutschland gelegt habe, besonders auf die regionale Form der Standardsprache in Baden-Württemberg. Der bekannte Werbeslogan „Wir können alles außer Hochdeutsch“, den sich Baden-Württemberg gegeben hat, spiegelt ein Bewusstsein für die sprachlichen Besonderheiten, die sich auch empirisch nachweisen lassen.

  • Wie können Sie Ihre Professur an der Universität Münster in Bezug auf die niederdeutsche Sprache beschreiben?

 Meine Professur an der WWU Münster hat die Denomination „Sprachwissenschaft. Schwerpunkt Niederdeutsch“. Sie ist am Germanistischen Institut angesiedelt. Für meine Lehrtätigkeit ergibt sich damit, dass ich einerseits Lehrveranstaltungen im Rahmen der germanistischen Studiengänge anbiete, die u.a. von zukünftigen Deutschlehrern und –lehrerinnen besucht werden und allgemeine Inhalte des Germanistikstudiums darstellen (u.a. Einführungen in die germanistische Sprachwissenschaft), und andererseits Seminare und Vorlesungen halte, die niederdeutsche Inhalte aufweisen. Letztere sind in der Regel in den Bereichen Soziolinguistik, Pragmatik/Sprachgebrauch und auch Sprachvergleich in den Studiengängen des Germanistischen Instituts anrechenbar, so dass viele Studierende diese Angebote wahrnehmen können. Im Bereich Forschung konzentriere ich mich sehr stark auf niederdeutsche Themen. U.a. arbeiten wir seit zwei Jahren an einem Dialektatlas, für den auch Daten aus der Grafschaft Bentheim und aus dem Altkreis Lingen erhoben werden.

  • Erhalten Studenten(innen) in Ihrem Institut das Angebot, die niederdeutsche Sprache ohne Vorkenntnisse komplett zu erlernen?

 Es ist geplant, im Rahmen eines Zertifikatsstudiengangs, den wir gerade an meinem Lehrstuhl entwickeln, auch den Erwerb des Plattdeutschen in Form von Pflichtmodulen zu integrieren. Bislang gibt es jedoch noch kein entsprechendes Angebot an unserem Institut.

  • Welchen Stellenwert hat die niederdeutsche Sprache im Rahmen eines germanistischen Studiums an der Universität Münster?

 Lehrveranstaltungen mit niederdeutschen Themen werden sowohl im Bachelor- als auch im Masterstudium regelmäßig angeboten. Diese Lehrveranstaltungen sind in den germanistischen Studiengängen vollständig integriert.

  • Das Centrum für Niederdeutsch an der Universität Münster wurde im Juni 2013 gegründet. Sie sind dort zum ersten Sprecher gewählt worden. Welche besonderen Aufgaben haben Sie damit übernommen?

 Das Centrum für Niederdeutsch (CfN) hat das Ziel, die Lehr- und Forschungsinteressen am Fachbereich Philologie der WWU Münster zu bündeln sowie die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Einrichtungen im Bereich Niederdeutsch zu fördern. Als Sprecher des Centrums versuche ich, mit Kollegen und Kolleginnen aus der Germanistik und aus anderen Philologien (u.a. aus der Niederlandistik) durchzuführen, um dadurch vielfältige niederdeutsche Themen im Lehrangebot zu verankern. Eine Zusammenarbeit mit außeruniversitären Einrichtungen zeigt sich u.a. in meiner Mitgliedschaft in Fachstellen für Niederdeutsch bzw. für Niederdeutsche Sprachpflege beim Westfälischen Heimatbund bzw. bei der Emsländischen Landschaft. Auf eine Kooperation mit der Bezirksregierung Münster geht die Entwicklung von Unterrichtsmaterialien für Grundschulen im Münsterland zurück, durch die Kinder der 3./4. Klasse mit dem Plattdeutschen in Kontakt kommen können. Auch dies ist im Kontext des Zieles des CfN zu sehen, eng mit Institutionen und Personen auch außerhalb der Universität zusammenzuarbeiten, um die am CfN gebündelten Kompetenzen im Austausch mit anderen optimal zu nutzen.

  • Der Schwund der niederdeutschen Sprache ist im öffentlichen Leben mit den Händen zu fassen. Wie kann die Sprachwissenschaft  darauf reagieren?

 Ich bin der Meinung, dass die Sprachwissenschaft an unterschiedlichen Stellen nützliche Hilfen leisten kann, um dem Schwund des Plattdeutschen entgegen zu wirken. Ich glaube, für einen erfolgreichen Schutz des Plattdeutschen sind verschiedene Dinge zu leisten, wobei Methoden der Sprachwissenschaft eingesetzt werden können: (1) Es muss untersucht werden, wie der derzeitige Stand ist, sowohl hinsichtlich der noch verbreiteten Sprachkompetenzen als auch bezüglich der Struktur des gegenwärtigen Plattdeutschen. (2) Es sollte eruiert werden, wie die Einstellungen zum Plattdeutschen sind, wo man besondere Vorzüge und Vorteile des Plattdeutschen sieht und wie eine positive Bewertung gefördert werden kann. (3) Schließlich kann die Sprachwissenschaft – in Zusammenarbeit mit der Didaktik – Hilfestellungen bei der Erstellung von Sprachlern- und –lehrmaterialien leisten, bei denen Erkenntnisse aus der Analyse von Sprachstrukturen und Einstellungen mit einfließen können.

  • Insbesondere in den drei zurückliegenden Jahrzehnten haben etliche Schulen in Norddeutschland versucht, diesem deutlichen Sprachwandel entgegen zu wirken. Mittlerweile sind in diesen Bildungseinrichtungen durch Altersabgang kaum noch Lehrkräfte mit aktiver Sprachkompetenz im Plattdeutschen anzutreffen. Wie kann unter diesen Umständen Niederdeutsch in der Schule überhaupt noch vermittelt werden?

 Das ist eine sehr große und gleichzeitig auch sehr wichtige Aufgabe. Für einen nachhaltigen Schutz des Plattdeutschen ist die Zusammenarbeit der unterschiedlichen Interessengruppen aus Politik, Bildungs- und Kultureinrichtungen und Wissenschaft ein zentraler Punkt. Ohne den politischen Wunsch, das Plattdeutsche auch für die jüngsten Generationen greifbar zu machen, sind Initiativen auf schulischer und auch auf kultureller Ebene nur schwer umzusetzen. Glücklicherweise gibt es in den letzten Jahren einige positive Signale aus der Politik, u.a. in Hamburg, wo es einen Schulversuch Niederdeutsch an Grundschulen gegeben hat, sowie in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern, wo die Ausbildung von Lehrkräften auch das Plattdeutsche mit umfasst. Ähnliches deutet sich auch für Niedersachsen an, so dass der erste Schritt für die Vermittlung des Niederdeutschen an Schulen gemacht werden kann. Es bleibt jedoch noch sehr viel zu tun, insbesondere was die Entwicklung von geeignetem Lehr- und Lernmaterial angeht.

  • Im Plattdeutschen gibt eine Fülle an regionalen Mundarten, über 40 verschiedene Wörterbücher belegen diesen Umstand. Wäre es denkbar, Lehrwerke für Niederdeutsch zu konzipieren, die durch eine Vereinheitlichung eine Vereinfachungen der Vermittlung dieser Sprache in den Schulen ermöglichen könnten?

 Es ist sicherlich möglich, für die Vermittlung des Niederdeutschen eine Art „Standardniederdeutsch“ als Grundlage für den Unterricht zu entwickeln. Tatsächlich gibt es entsprechende Tendenzen bereits in Schleswig-Holstein. Hier wird in neu entwickelten Unterrichtsmaterialien eine bestimmte Form des Nordniedersächsischen verwendet, die an dem Saß’schen Wörterbuch orientiert ist. Grammatik und Wortschatz sind dadurch relativ einheitlich. Für den Unterricht ist dies sicherlich vorteilhaft, u.a. weil eine einheitliche Ausbildung und Schulung der Lehrkräfte möglich wird, es stellt sich jedoch die Frage, ob dadurch das Ziel, das Plattdeutsche – verstanden als die vielen lokalen Varianten des Plattdeutschen – zu schützen wirklich erreicht werden. Deshalb würde ich mich – trotz der Vorteile, die eine Einheitsform für den Unterricht hätte – für mindestens regionalisierte Formen des Plattdeutschen im Unterricht aussprechen, so dass Unterrichtsmaterialien im Münsterland an das hiesige Plattdeutsch in Lautung, Wortschatz und Grammatik angepasst werden sollten, ebenso im Emsland an das emsländische Platt (bzw. an die Hümmlingischen, Lingenschen usw. Formen). Ich glaube, dass dadurch auch das Interesse an einem Plattdeutsch-Unterricht erheblich größer werden würde.

  • Der Stellenwert des Plattdeutschen in der Pflege älterer Menschen gewinnt an Bedeutung. Könnte im Bereich der Demenzbegleitung eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen Fachmedizinern und Sprachwissenschaftlern sinnvoll sein?

 In der Sprachwissenschaft ist die Erforschung des Verlustes von Sprachfähigkeiten u.a. in der Aphasieforschung seit vielen Jahren ein sehr intensiv bearbeitetes Thema. In den letzten Jahren nehmen auch Arbeiten in der Demenzforschung zu. Das besondere Interesse liegt dabei auf den spezifischen Mustern, nach denen der Sprachverlust sich systematisch vollzieht. Dies könnte auch bei Patienten, die neben hochdeutschen auch über (oft muttersprachlichen) plattdeutsche Sprachkompetenzen verfügen, ein wichtiges Thema werden und Erkenntnisse in Bezug auf den Verlauf von Demenzerkrankungen liefern.

  • „Wer“ kann nach Ihrer derzeitigen Einschätzung im Jahre 2050 noch umfassend plattdeutsch sprechen?

 Das ist eine sehr schwierige Frage. Ich glaube jedoch, dass man – nach derzeitigem Stand – im Jahr 2050 vermutlich kaum noch Sprecher und Sprecherinnen finden wird, die Plattdeutsch in der Familie als Erstsprache erworben haben. Dem Unterricht in der Schule wird dann eine wichtige Rolle zukommen. Schon in heutiger Zeit wird Plattdeutsch als Zweitsprache  bedeutsamer. Es hängt von dem Erfolg der derzeitigen Maßnahmen und von deren weiterem Ausbau ab, ob sich der derzeit beobachtbare Trend, nach dem die Zahl der Sprecher immer weiter zurück geht, umgekehrt werden kann.

  • Gerade mit Wissenschaftlern bringt man in Verbindung, dass sie ständig neue Ideen entwickeln. Haben Sie  spezielle Vorhaben zum Niederdeutschen „in der  Schublade“?

Es gibt schon seit vielen Jahren Initiativen im Bereich der Förderung des Plattdeutschen als Kultursprache (insb. plattdeutsches Theater) und zuletzt auch zunehmend zur Vermittlung des Plattdeutschen. Es fehlt jedoch oft an gezielten Maßnahmen, das Plattdeutsche als Alltagssprache zu fördern und neue Gebrauchsdomänen für das Plattdeutsche zu erobern. Ich glaube, dass dabei die Möglichkeiten, die die Neuen Medien bieten, sinnvoll genutzt werden können. U.a. haben wir am CfN eine online-Zeitschrift entwickelt, in der Artikel in plattdeutscher Sprache veröffentlicht werden. Die Zeitschrift (der Nettelkönning) ist unter www.cfn-ms.de/nettelkoenning/ abrufbar. Ein Ziel der Zeitschrift ist es zu zeigen, dass das Plattdeutsche auch als Schriftsprache gebräuchlich sein kann.

Haushaltsberichte des INS von 2017 bis 2012

Unkommentierte Dokumentation

2017

http://www.ins-bremen.de/fileadmin/ins-bremen/user_upload/jahresberichte/Jabe2017.pdf

HAUSHALT

Im Jahr 2017 stellte der zweite Teil der Rückforderungen des Landes Bremen abermals eine erhebliche Belastung für die ohnehin seit Jahren angespannte Haushaltslage des INS dar. Diese Bedingungen sowie die seit Jahren stagnierenden Zuschüsse bei steigenden laufenden Sach- und Personalkosten durch Tarifanpassungen erschweren die Haushaltsführung in erheblichem Maße. Die Prüfung der Rechnungslegung oblag dem Steuerberaterbüro Gräwe & Partner. Zum 31. 12. 2017 wies der Haushalt (auf Basis einer Einnahme-Überschuss-Rechnung): Einnahmen von 268.225,59 € und Ausgaben von 260.838,90 € aus. Das Ergebnis betrug 2017 somit 7.368,69 €. Die Ausgaben in Höhe von 260.838,90 € enthalten die Jahresausgaben von 240.878,90 € sowie die Rückzahlung eines Privatkredits von 19.960 €. Das INS hat alle Kredite getilgt und geht schuldenfrei in das Jahr 2018, in dem das INS bekanntlich ohne institutionelle Förderung durch die Länder planen muss. Unter Berücksichtigung des positiven Ausgangswertes ergibt sich ein Gesamtstand von 11.324,51 €; zum 31. 12. 2017 betrug das Bankvermögen 10.994,23 € und das Barvermögen 330,28 €. Der Förderbetrag der Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein belief sich 2017 auf 235.900 €. Die institutionelle Förderung durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe betrug 2017 5.800 €.

 

2016

http://www.ins-bremen.de/fileadmin/ins-bremen/user_upload/jahresberichte/Jabe2016.pdf

HAUSHALT

Auch im Jahr 2016 stellten die Rückforderungen des Landes Bremen eine erhebliche Belastung für die ohnehin seit Jahren angespannte Haushaltslage des INS dar. Diese Bedingungen sowie die seit Jahren stagnierenden Zuschüsse bei steigenden laufenden Personalkosten durch Tarifanpassungen erschweren die Haushaltsführung in großem Maße. Zum 31. 12. 2016 wies der Haushalt (auf Basis einer Einnahme-Überschuss-Rechnung): Einnahmen von 378.203,10 € und Ausgaben von 343.967,55 € aus. Das Ergebnis betrug 2016 somit 34.235,55 €. Von dieser Summe wurde am 7. 11. ein privates Darlehen in Höhe von 29.804,00 € beglichen. Zum 31. 12. 2016 betrug das Bankvermögen 3.860,69 € und das Barvermögen 278,56 €. Der Förderbetrag der Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein belief sich 2016 auf 235.900 €. Die institutionelle Förderung durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe betrug 2016 5.800 €. Die Summe der Mittel, welche die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien dem INS 2016 für Projekte zur Verfügung stellte, lag bei 113.476,19 €.

2015

HAUSHALT

Die seit Jahren angespannte Haushaltslage des INS verschärfte sich durch Rückforderungen des Landes Bremen, die sich unmittelbar auf den laufenden Haushalt 2015 bezogen (siehe Das INS im Jahr 2015). Unter diesen Bedingungen und unter seit Jahren stagnierenden Zuschüssen bei steigenden laufenden Betriebskosten war eine solide Haushaltsführung nur schwer möglich. Zum 31. 12. 2015 wies der Haushalt: Einnahmen von 382.578,55 € und Ausgaben von 374.630,49 € aus. Der Saldobetrag 2015 betrug somit 7.948,06 €. Der Förderbetrag der Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein belief sich 2015 auf 267.311 €. Die institutionelle Förderung durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe betrug 2015 5.800 €. Die Summe der Mittel, welche die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien dem INS 2015 für Projekte zur Verfügung stellte, betrug 50.000 €

 

2014

HAUSHALT

Seit Jahren befindet sich das INS in einer äußerst angespannten Haushaltslage. Stagnierenden Zuschüssen stehen steigende Kosten gegenüber, die sich durch weitere Einsparungen kaum noch auffangen lassen. Die Rücklagen (Kontostand zum Jahresbeginn: 19.170,81 €) wurden im Jahr 2014 vollständig aufgebraucht. Im Zuge der Umsetzung einer zweckgebundenen Spende in Höhe von 10.000 € wurden zudem Baumaßnahmen durchgeführt, die zu zusätzlichen Ausgaben in Höhe von 14.081,70 € führten. Die Einnahmen blieben um 2.722,04 € unter dem kalkulierten Ansatz. Gravierender wirkt sich die Ausgabenseite aus, die ein Defizit von 25.333,88 € ausweist. Daraus ergibt sich, dass ein Minus in Höhe von 28.055,92 € bilanziert werden muss. Zum 31. 12. 2014 wies der Haushalt: Einnahmen von 366.170,96 € und Ausgaben von 394.226,88 € aus. Der Förderbetrag der Bundesländer Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein belief sich 2014 auf 272.000 €. Die institutionelle Förderung durch den Landschaftsverband Westfalen-Lippe betrug 2014 5.800 €; das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern stellte Projektmittel in Höhe von 6.393 € zur Verfügung. Die Summe der Mittel, welche die Bundesbeauftragte für Kultur und Medien dem INS 2014 für Projekte zur Verfügung stellte, betrug 50.000 €.

 

 

2013

Haushalt

Die Kürzung der Länderzuschüsse kam im Jahr 2013 erstmals in voller Höhe zum Tragen; das Haushaltsvolumen des INS verringerte sich um 22.000 €. Der Landschaftsverband Westfalen-Lippe beteiligte sich auch im Jahr 2013 mit einer institutionellen Förderung von 5.800 € an der Finanzierung des INS; das Land Mecklenburg-Vorpommern stellte Projektmittel für die Weiterführung des Projektes „Brinckman-Bildbiografie“ zur Verfügung. Vom Bundesbeauftragten für Kultur und Medien gingen Projektmittel in Höhe von 50.000 € ein, mit denen sieben Vorhaben realisiert werden konnten. Der Haushaltsabschluss des Jahres 2012 musste korrigiert werden, da bei einer Verwendungsnachweisprüfung durch die Kulturbehörde Bremen am 22. Juli 2013 bemängelt wurde, dass einige Posten, die erst im Januar 2013 vom Institutskonto abgebucht wurden, in den Haushalt eingerechnet worden waren. Nach der Korrektur erscheinen die Posten nun im Rechnungsjahr 2013; rechnerisch betreffen sie jedoch den Haushalt des Jahres 2012 (z. B. die Dezember-Gehälter). Nach den eingearbeiteten Änderungen schließt der Haushalt nun mit einem Plusbetrag von 9.971,03 € ab. Der Haushalt 2013 weist nach Berücksichtigung des Plusbetrages aus dem Vorjahr am 31. Dezember 2013 einen Überschuss von 4.277,16 € auf. Im Einzelnen: Auf der Einnahmenseite wurden 362.578,73 €, auf der Ausgabenseite 368.272,60 € verbucht. Es ergibt sich ein Minusbetrag von 5.693,87; rechnet man den Überschuss aus dem Jahr 2012 (9.971,03 €) gegen, ergibt sich ein Haushaltsabschluss von 4.277,16 €. Durch die Langzeiterkrankung von Dr. Möller wurde der Personalkostenansatz nicht ausgeschöpft. Im Ausgleich konnte die wöchentliche Arbeitszeit von Christiane Ehlers und Henning Goltz mit Zustimmung der senatorischen Behörde befristet bis zum 31. Dezember 2013 erhöht werden.

2012

Haushalt

Der Haushalt des Jahres 2012 wies einen Überschuss in Höhe von 8.770 € aus. Nach Verrechnung mit dem Fehlbestand aus 2011 konnte ein Haben-Betrag in Höhe von 3.437 € bilanziert werden. Zum 31.12.2012 wies der Haushalt Einnahmen von 376.544 € und Ausgaben von 367.773 € aus. Die institutionelle Förderung des Landschaftsverbandes WestfalenLippe belief sich auf 5.800 €; das Land Mecklenburg-Vorpommern stellte Projektmittel in Höhe von 6.000 € für die Arbeiten an einer Bild-Biographie zu John Brinckman zur Verfügung. Auch im Jahr 2012 gewährte der Bundesbeauftragte für Kultur und Medien 50.000 € für die Durchführung von Projekten; außerdem stellte das Bundesministerium des Innern projektgebundene Mittel von 5.000 € bereit. Vom Land Bremen gingen Mittel für die Beseitigung des asbestbelasteten Fußbodens der Bibliothek in Höhe von 4.000 € ein. Im Jahre 2012 kam die von den finanzierenden Bundesländern Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein beschlossene Kürzung der Haushaltsmittel erstmalig zum Tragen. Nach dem Ausscheiden von Dr. Lesle am 31. 5. 2012 wurden die Zuschüsse der Länder um 7/12 von 22.000 € gekürzt (ab 2013 tritt dann die volle Kürzung von 22.000 € in Kraft). Die Langzeiterkrankung von Dr. Möller führte zu einer Ausgabenverringerung der Personalkosten. So konnten als Vertretung befristet Einstellungen vorgenommen werden. Nach Rücksprache mit der zuständigen Referentin des Senators für Kultur in Bremen konnte der Differenzbetrag auf andere Haushaltstitel umgelegt werden. So wurden erforderliche Anschaffungen getätigt sowie die Renovierung der Bibliothek vorgenommen. Zudem erfolgte

Heuermann Rudolf Dunkmann berichtet über die Essensgewohnheiten auf dem Lande

Wecken und Frühstück

Im Bauernhaus weckten der Bauer die Knechte und die Bauernfrau die Mägde persönlich. Im Sommer wurde um 5.30 Uhr und im Winter eine Stunde später geweckt. Die Mägdearbeit war: Melken und Milchbewirtschaften, d. h. Durchseihen und Entrahmen, Letzteres meist schon mit der Zentrifuge, weiter mußten Kühe und Schweine gefüttert werden. Knechtearbeit war: Pferdefüttern, Pferdeputzen. In dieser Zeit hatte die Bauernfrau Feuer angemacht, Kaffee gekocht und den Tisch gedeckt. Nachdem das Vieh versorgt war, gab es das erste Frühstück „Immet“ genannt. .Es wurde im Winter in der Spinnstube, im Sommer in der großen Küche gegessen. Das „Immet“ bestand überwiegend aus beschmierten Butterbroten, aber auch wohl aus Wurstebrot und Milchsuppe vom Vorabend mit Hafergrütze oder Knabbeln …

Das zweite Frühstück

Plattdeutscher Ausdruck: Fröüstück. Den draußen Arbeitenden wurde das Frühstück, belegte Butterbrote (Belag: Schinken, geräucherte Mettwurst und auch wohl mal Speck) zu dem Arbeitsplatz gebracht. Um das Geschirr besser hinstellen zu können, benutzte man besonders angefertigte flache und breite Frühstückskörbe …

Mittagessen

Zu Mittag gab es nur Eintopfgemüse. Auftragen war Sache der Großmagd. Der Topf blieb meist auf der Herdkante stehen, nur bei Milchsuppe stand er der Einfachheit halber neben der Großmagd. Bei kleineren Leuten stand der Topf wohl auch auf dem Tisch. Mittagsgerichte an Wochentagen waren Große Bohnen, Erbsen, Sauerkraut, Fitzebohnen, Möhren, Steckrüben, Graupen, im Frühjahr Melde, im Spätherbst Grünkohl und einmal in der Woche Soßekartoffeln. Eingesetzte Fitzebohnen waren Sonntagsessen. Fleisch gab es zu jeder Mittagsmahlzeit. Wer den Speck nicht gern aß, legte ihn auf ein Stück Schwarzbrot und aß ihn. Pfannekuchen gab es nur abends. Gekochte Eier gab es nicht. Zu Grünkohl und Erbsen wurde Brot gereicht. Salatsoße wurde damals in der Pfanne mit ausgelassenem Speck und Mehl zubereitet … Andere Rohkost, bzw. als Kompott: Kürbis, Gurken, Rote Beete und als Eingemachtes: nur Bickbeeren. An Freitagen wurde hier keine Ausnahme gemacht. Plattdeutsche Bezeichnungen für die Speisen: Graute Baunen (große Bohnen), Iärften (Erbsen), Steckröüben mit’n Swinnetein (Steckrüben mit

Schweinefüßchen), Suurkaul (Sauerkraut), Gröüne Fiksebaunen (grüne Fitzebohnen), Wuorteln (Möhren), Schellgiärste (Graupen = geschälte Gerste), Meldemous (Melde) und Mous (Grünkohl) …

Vesper

Überwiegend wurde die Vespermahlzeit im Hause eingenommen. Nur bei der Ernte oder sonstigen dringenden Arbeiten wurde sie von der Kleinmagd auf das Feld gebracht. Es gab dazu Kaffee, teils von Zichorien gekocht (später Malz- oder Kornkaffee) und im Hause geschmierte Butterbrote ohne Belag. Manche Bauern brachten den Kaffee in dickbäuchigen Kupferkesseln heraus. Bier gab es nie.

Abendessen

Pünktlich um 19 Uhr wurde zu Abend gegessen. Einmal in der Woche gab es bei Groß- oder Kleinbauern Pfannekuchen aus Kartoffeln oder Buchweizenmehl, seltener von Weizenmehl. Am häufigsten gab es aufgewärmtes oder warm gehaltenes Mittagessen und Milchsuppe. Die Milchsuppe gab es mit Hafergrütze oder mit Knabbeln. Besondere Freitagsgerichte gab es nicht.

Quelle: Sauermann, S. 96 -100.

 

 Länderzentrum für Niederdeutsch

Fakten dazu:

  • In buten un binnen am August 2017

https://www.butenunbinnen.de/nachrichten/gesellschaft/platt-zentrum-bremen100.html

Neues Länderzentrum für Plattdeutsch entsteht in Bremen

Die norddeutschen Länder wollen ein Zentrum für Niederdeutsch in Bremen schaffen. Das geht aus einer Senatsvorlage hervor, die Radio Bremen vorliegt. Die Förderung für das bisherige Institut für niederdeutsche Sprache (INS) läuft aus.

Wer beteiligt sich am neuen Länderzentrum?

Die Bundesländer Hamburg, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Bremen haben sich darauf geeinigt, eine gemeinsam getragene Stelle errichten zu lassen. Dieses Koordinierungszentrum soll Plattdeutsch erhalten und fördern. Sitz des Zentrums wird Bremen sein. Als Rechtsform ist eine gemeinnützige GmbH vorgesehen.

Wie teuer wird das?

Die einzelnen Länder tragen zur Finanzierung bei. 80.000 Euro entfallen auf Bremen, 117.000 auf Niedersachsen, 42.000 auf Schleswig-Holstein und 32.000 Euro auf Hamburg. Geld, das bisher das Institut für niederdeutsche Sprache bekommen hat.

Was passiert mit dem Institut für niederdeutsche Sprache?

Die Förderung für das Institut läuft Ende des Jahres aus. Der Trägerverein geht also leer aus. Laut des Vorsitzenden Reinhard Goltz ist derzeit unklar, ob man die Mitarbeiter weiter beschäftigen könne. Offen sei außerdem, was mit der Bibliothek geschehe, die rund 25.000 Medien zum Thema Platt bereithält.

  • in Kreiszeitung vom 12. 02. 2018

https://www.kreiszeitung.de/lokales/bremen/institut-niederdeutsche-sprache-setzt-engagement-bundesmittel-9607580.html

Dort fließen die staatlichen 271 000 Euro nun hin, die früher das INS bekommen hat.

Das Länderzentrum sollte seine Arbeit zum 1. Januar in Bremen aufnehmen. Sollte. Wer das Zentrum sucht, findet: noch nichts.

Am Dienstag, 13. Februar, steht die Gründung des Länderzentrums Niederdeutsch nun als Thema auf der Tagesordnung der Kulturdeputation, die im Konsul-Hackfeld-Haus an der Birkenstraße tagt.

(…)

Vom neuen Länderzentrum hat sich noch niemand im Schnoor gemeldet – auch nicht, um etwa über eine mögliche Zusammenarbeit bei der Nutzung der Bibliothek zu sprechen, die als eines der wissenschaftlichen Prunkstücke des INS gilt.

Ein Geschäftsführer des neuen Zentrums ist offenbar gefunden, aber noch nicht öffentlich genannt worden. Zwischenzeitlich hatte es geheißen, die Leitungsperson werde im Januar vorgestellt. Bislang gibt es nur einen Interimsgeschäftsführer. „Das Länderzentrum hat seine Arbeit seit dem 6. Dezember 2017 aufgenommen“, heißt es in der Deputationsvorlage. Ein Satz, den man im Schnoor für unhaltbar hält.

 

  • im Focus vom Donnerstag, 22.02.2018, 12:33

„Moin, Moin“: Neues Länderzentrum will Plattdeutsch stärken

https://www.focus.de/regional/bremen/kultur-moin-moin-neues-laenderzentrum-will-plattdeutsch-staerken_id_8509129.html. (abgerufen: 23. Juni 2018)

Das neu gegründete Länderzentrum für Niederdeutsch will in enger Abstimmung mit den norddeutschen Bundesländer den Gebrauch des Plattdeutschen in der Region stärken.

Die Sprache sei identitätsstiftend, ein wichtiges Kulturgut und für Schüler könne es ein Sprungbrett für das leichtere Erlernen von Fremdsprachen sein, sagte Christianne Nölting am Donnerstag in Bremen. Sie übernimmt zum 1. März das Amt der Geschäftsführerin beim LZN. Das im Dezember gegründete Zentrum wird von Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein im Jahr mit insgesamt 271 000 Euro finanziert. Zuvor war die Summe an das Institut für niederdeutsche Sprache (INS) geflossen.

 

  • In der taz vom 29.08. 2018

Bürostühle sind immerhin schon ausgesucht

http://www.taz.de/!5436978/

Bisher wird das Institut von den Ländern Schleswig-Holstein, Hamburg, Niedersachsen und Bremen mit 271.000 Euro pro Jahr finanziert. Nach dem Beschluss des Bremer Senats soll das Geld vom 1. Januar 2018 an ein neu zu gründendes „Länderzentrum für Niederdeutsch“ gehen. Das INS bekommt nichts mehr.

Für das Länderzentrum gibt es bisher weder Räume noch Personal, klar ist aber, dass es drei Bürostühle geben soll: zwei für jeweils 394,48 Euro, einen für 1.270,92 Euro.

(…)

Während die bürokratischen Details geklärt wurden, blieben alle inhaltlichen Fragen offen. Wo soll das neue „Länderzentrum“ angesiedelt sein? 80 Quadratmeter für maximal 12.000 Euro Warmmiete stehen im „Businessplan“.

         (…)

Bisher stellt der Verein des INS seine Immobilien im Zentrum Bremens – Mietwert sicher 60.000 Euro im Monat – kostenfrei der Förderung des Niederdeutschen zur Verfügung. Da könnte sich das neue Länderzentrum einmieten, sagt Heiko Block, seit April 2017 neuer Präsident des INS. Aber das scheint die Behörde nicht zu wollen.

 

Diese „Presseschau“ soll nach und nach komplettiert werden.

Recherchearbeit kann auch Kritik erzwingen

In Nachfolge der GETAS – Untersuchung von 2004 wurde nach dem Entwurf der drei Geschäftsführer (Dr. Goltz, Dr. Lesle und Dr. Möller)  des Institutes für niederdeutsche Sprache (INS) 2007 eine weitere Befragung im gesamten niederdeutschen Sprachgebiet (das umfasst die acht norddeutschen Bundesländer) in Auftrag gegeben.

Die Zusammenfassung der Daten durch Dr. Frerk Möller überrascht den Leser:

Die vorliegenden Daten zur aktuellen Situation des Niederdeutschen vermitteln das Bild einer noch durchaus  vitalen Sprache1.“

Es wird also der Eindruck einer (noch) lebendigen Sprache vermittelt. Der erste Teil des zweiten Satzes ist auch sicherlich problemlos und passt in dieses angeblich positive Bild.

„Das Niederdeutsche ist in Norddeutschland bekannt und beliebt,

Aber dann kommt die Überraschung:

 auch wenn es eher eine verstandene als gesprochene Sprache ist2.”

Wie muss der kritische Leser diese Aussage ausdeuten?

Hier  muss nun doch  genau das als Resultat festgestellt werden, was in der Befragung der damals 10jährigen im Emsland zum Erstaunen vieler Fachleute erstmals herausgefunden wurde:

Das Sprechvermögen ist nahezu weg, aber Plattdeutsch wird noch von etwa der Hälfte der Heranwachsenden verstanden. Diese sind nun mittlerweile 20 Jahre älter.

Und hier muss man doch als Kenner des Plattdeutschen eindeutig festhalten:

Wenn eine Sprache eher verstanden als gesprochen wird, wie kann man sie dann (noch) als vital bezeichnen.

Schauen wir uns die ermittelten Zahlen der jüngeren Untersuchung genau an, dann wird die ganze Misere  deutlich:

14 Prozent der Befragten geben an, sehr gut bis gut Plattdeutsch sprechen zu können.

Die Antworten zum tatsächlichen Gebrauch müssen dann aber den Plattdeutschfreund schocken. So antworten diese Plattdeutschsprecher auf die Frage:

„Wann haben Sie sich das letzte Mal plattdeutsch unterhalten3?“

Lediglich 10% der Sprecher geben „heute“ an.

50 Prozent der Befragten erklären jedoch, vor etwa einem halben Jahr zum letzten Mal Platt gesprochen zu haben.

Das heißt doch: Nur 1,4 % der Plattsprecher haben diese Sprache als Alltagssprache.

Hier muss man dem auswertenden Sprachwissenschaftler Dr. Frerk Möller als einem der damaligen Geschäftsführern des INS  eine  unseriöse  Ausdeutung der eindeutigen wissenschaftlichen Kerndaten der Untersuchung von 2007 vorwerfen.

Das Plattdeutsche ist keine vitale Sprache mehr. Wenn kaum noch jemand sie sprechen kann (14%) und noch erheblich weniger Sprecher sie im Alltag wirklich benutzen (1,4%), dann nützt  es auch nichts, wenn noch ein gewisser Anteil der Bevölkerung sie versteht.

In einer ähnlich die Fakten vertuschenden Art war ja Prof. Dr. Stellmacher bei der Auswertung der GETAS – Befragung 1984 vorgegangen.

Hier taucht doch nun für den interessierten Laien die Frage auf: Warum verdrehen renommierte Sprachwissenschaftler eindeutige Untersuchungsergebnisse in dieser Art?

Da erfährt man  von Insidern hinter vorgehaltener Hand: Hier geht es  zum einen offensichtlich um die Erhaltung und Ausweitung von Sendeanteilen in Rundfunk und Fernsehen, zum anderen um Besitzstandwahrung.

Nach solch vernichtenden Ergebnissen zum Zustand des Plattdeutschen in den acht norddeutschen Bundesländern drängt sich doch zwangsläufig die Frage auf, ob immer noch drei hauptamtliche promovierte Sprachwissenschaftler dem INS vorstehen müssen (Stand 2007) …

An den Universitäten dagegen schaut man den Realitäten ins Auge. So sind beispielsweise in Göttingen und Greifswald die Lehrstühle für Niederdeutsch gestrichen worden  (Stand 2007).   Die  niederdeutsche Philologie befand sich in den letzten zehn Jahren in einer schwierigen, aber auch spannenden Umbruchphase, die immer noch andauert. Wer geglaubt hat, dass mit der Aufnahme des Niederdeutschen in die Sprachencharta eine signifikante Verbesserung der Situation des akademischen Faches Niederdeutsch verbunden sein würde, wird sich getäuscht sehen. Die Stellung des Niederdeutschen in der norddeutschen Hochschullandschaft ist weiterhin prekär4.                                                                                                                                                           

Sehr viel unbefangener geht  die Sprachwissenschaftlerin Frau Prof. Dr. Ingrid Schröder von der Universität Hamburg mit den Daten der Enquete von 2007 um: „Während die über 50 jährigen sich noch zu 21 % eine sehr gute und gute Sprachkompetenz zutrauen, so sind es bei den 35-49 Jährigen nur noch 12 % und bei den unter 35 -jährigen nur noch 5 % 5.

Diese heutigen 35jährigen (Stand 2011), bei denen wir 1990 im Emsland als damals Heranwachsende 3% aktive Plattsprecher ausgemacht hatten, haben also, wie wir es seiner Zeit in der Auswertung auch prognostiziert hatten, die niederdeutsche Sprache weder in den weiterführenden Schulen,  noch am Arbeitsplatz und auch nicht mehr im familiären Umfeld erlernt (allerhöchstens zu  2%).

Auszug aus dem Aufsatz: Bernd Robben, Der Schwund der plattdeutschen Sprache in der Region Emsland/ Grafschaft Bentheim – zwei Untersuchungen von 1990 und 2011, Seite 110 – 112 in: Emsländische Geschichte, Band 18, Studiengesellschaft für Emsländische Regionalgeschichte,Haselünne 2011

 

zu 1: Frank Möller, Plattdeutsch im 21. Jahrhundert. Bestandsaufnahme und Perspektiven (Schriften des Instituts für niederdeutsche Sprache, Bd. 34), Leer 2008, Seite 83

zu 2: Ebd.

zu 3: Ebd

zu 4: Andreas Bieberstedt, Niederdeutsch an den Hochschulen: Gegenwärtiger Stand und Perspektiven, in: Plattdeutsch, die Region und die Welt. Wege in eine moderne Zweisprachigkeit. Positionen und Bilanzen. Herausgegeben vom Bundesraat för Nedderdütsch, Leer 2009, Seite 38

zu 5: Ingrid Schröder, Zur Lage des Niederdeutschen, in: Mit den Regional- und Minderheitssprachen auf dem Weg nach Europa. Herausgegeben vom Bundesraat för Nedderdütsch, Leer 2011, Seite 15

 

 

Der besonder Zeitzeuge Rudolf Dunkmann 2

 

Leinenaussteuer der angehenden Bäuerin

Zur Aussteuer einer Bauerntochter eines 25 – 30 ha großen Hofes gehörte ein Koffer voll Leinen, das waren 30 bis 50 Rollen. Gingen mehrere Töchter ab, dann verringerte sich natürlich die Aussteuer bei jeder einzelnen. Genähte Hemden bekam die Braut mindestens 13 mit. 13 mußten es sein, weil nur einmal vierteljährlich gewaschen wurde … Die Frauenhemden waren ziemlich lang und mit kurzen Ärmeln. „Weenlaschen“ wurden als vier eckige Achselstücke eingesetzt. Zur Verbreiterung nach unten wurden beiderseitig „Spielen“, das sind lange, keilförmige Einsätze, eingesetzt. Die Brauthemden waren für beide verziert. Das Hemd des Bräutigams war an der vergrößerten Halspasse, den Schultern und den Ärmelbündchen durch mit rotem Garn ausgeführtem Kreuzstichmuster verziert. Die Brauthemden wurden später nur noch als Leichenhemd benutzt. Die Braut brachte auch Hemden für den Bräutigam mit. Ein Totenlaken, das meine Mutter als Aussteuer mitbekommen hatte, wurde in meinem Elternhause zweimal bei Beerdigungen meiner Geschwister unter den Sarg gelegt. Die beiden Anfangsbuchstaben des Namens der Braut waren schlicht weiß in die Ecken der Bettwäsche und Tischdecken eingestickt … Die Näherin nähte die Aussteuer auf dem Hofe der Braut. Ihr wurde dort eine der vorhandenen Stuben zum Arbeiten zugewiesen. Gern zeigte die Braut ihre Aussteuer (den) Frauen aus der Nachbarschaft und der Verwandtschaft. Daran anschließend gab es dann ein „Köppken Koffei“ mit Zwieback. Vereinzelt wurde mal ein Leinenkoffer von innen mit Stoff ausgeschlagen.

Oft bekam die Braut als Mitgift ein Stück Vieh, meist Kuh oder Rind, mit. Dieses Tier wurde ungeschmückt hinter dem Kistenwagen mitgeführt. Heute hat man das nicht mehr.

Quelle: Sauermann, S. 134-135.

Der besondere Zeitzeuge: Heuermann Rudolf Dunkmann

Rudolf Dunckmann

In den folgenden Beiträgen soll Texte von Dunkmann eingestellt und in den passenden Kontext gebracht werden:

Launen des Bauern!

Zum Schluß will ich noch über ein Ereignis berichten, welches man wohl als ein Überbleibsel der Leibeigenschaft betrachten muß.

Ort des Geschehens: ein Bauernhof kurz hinter der Provinzgrenze.

Zeit: um die Jahrhundertwende.

Der genannte Bauer, nur mittelgroß, aber energisch, besaß wohl noch den alten Herrendünkel. Fast alle jungen Männer aus dem Volke mußten zu damaliger Zeit als Bauernknecht ihr Brot verdienen und standen praktisch in einem Abhängigkeitsverhältnis zu den Bauern. Dieser Bauer hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, seinem Pferdeknecht, wenn er die Pferde ausgeschirrt und in den Stall geführt hatte, einige Peitschenhiebe zu verabreichen. Das geschah gewohnheitsmäßig und fast immer aus nichtssagendem Grunde. Nun wechselten mal die Knechte. Der neue, mit einem Gardemaß von 1,90 m und einem Rücken wie ein kleiner Kleiderschrank, war eben vom Wehrdienst heimgekehrt und glaubte, bei diesem Bauern einen geeigneten Arbeitsplatz zu finden. Schon nach einigen Tagen passierte es. Der Knecht hatte die Pferde ausgespannt und in den Stall geführt. Den Bauern, der auf seinem altgewohnten Platz auf der Häckselkiste hinter der Dielentür saß, beachtete er kaum. Plötzlich stand der Bauer auf und traktierte den Knecht mit einigen Peitschenhieben. Der ruhige, besonnene Knecht, der ja spielend mit zwei solchen Gegnern fertig geworden wäre, packte den kleinen Bauern im Nacken und entriß ihm die Peitsche. Mit immerwährenden Peitschenhieben trieb der Knecht nun den Bauern über die lange Bauerndiele bis zu den Wohnräumen. Von der Zeit an bestand ein gutes und ausgeglichenes Verhältnis zwischen Bauer und Knecht.

Quelle: Sauermann, S. 91.