Status nach 3 Wochen Corona-Pandemie in Deutschland: Ostern 2020

Ohne Zweifel – die Erde dreht sich weiter.

Für die Weltbevölkerung jedoch haben sich die Lebensbedingungen in dieser Zeit drastisch verändert.

—————

Angesichts dieser globalen Bedrohung mit bisher  ungewissem Ausgang ist die Frage nach dem Einfluss dieser Pandemie auf das Plattdeutsche zunächst offenbar mehr als zweitrangig.

Lässt man sich allerdings auf diese Fragestellung ein, ergibt sich allem Anschein nach folgende Faktenlage:

  •  deutlich über die Hälfte der heute noch muttersprachlich im Plattdeutschen aufgewachsenen Bevölkerung Norddeutschlands gehört zu der Gruppe der gefährdeten Personen, die sich besonders schützen muss. Das schränkt sowohl den zwischenmenschlichen Sprachaustausch als auch plattdeutsche Veranstaltungen deutlich ein. Ja, es zeigt sich durch diesen Umstand noch mehr, welch einen Abgang diese Sprache in den nächsten zwei Jahrzehnten naturgemäß erfahren wird.

 

  • zum anderen wird fast zwangsläufig  eine starke Reduzierungen der bisher üppig sprudelnden Finanzmitteln aus den Länderhaushalten nötig sein

 

  • die Schulen erfahren in diesen Wochen des  Unterrichtens durch das Medium Internet eine bisher nicht gekannte Neuorientierung, die wahrscheinlich auch bisherige Lerninhalte auf den Prüfstand stellen wird. Welchen Stellenwert wird dabei der Unterrichtsgegenstand Niederdeutsch erhalten angesichts des unübersehbaren Faktums, dass nur noch ein ganz geringer Anteil der Lehrpersonen Plattdeutsch aktiv beherrscht.

Das begleitende Niederdeutsch – Studium für das Lehramt gibt dort bisher kaum die Möglichkeit auf einen kompletten Spracherwerb.

————–

Auf der anderen Seite kann dieser tiefe Einschnitt in das Leben der Menschen auch eine Neuorientierung in Richtung Heimatregion bewirken…

 

 

“Spricht Gott (noch) Platt?” Dr. Timothy Sodmann recherchiert

„Mien Gott, kann He kinn Plattdüütsch mehr, versteet He uns dann nich?“*

Dr. T. Sodmann, Südlohn-Oeding

Dr. Sodmann ist geboren und aufgewachsen in den Vereinigten Staaten. Er studierte in Münster Deutsche, Englische und Niederländische Philolo­gie. Nach Tätigkeiten an der Universität Münster und beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe übernahm er 1988 die Leitung des neugegründeten Landeskundlichen Instituts Westmünsterland, wo er bis zur Pensionierung im Jahre 2008 blieb.

Mit mehr als 30 selbständigen Publikationen und etwa 170 Beiträgen zu Zeitschriften und Sammelbänden, die insgesamt ein relativ breites Spektrum abdecken (Lexi­kologie, Lexikographie, Etymologie, Sprachgeschichte, Dialektologie, Literatur des Mittelalters und der frü­hen Neuzeit, Neuniederdeutsche Literatur, Handschrif­tenwesen, Buchdruck und Inkunabelkunde, Biblio­theksgeschichte, Namenkunde, Geschichte, Regionale Kulturgeschichte und Volkskunde), ist er weit über die Grenzen seiner neuen Heimat bekannt.

Schließlich hat er sich seit mehr als 20 Jahren – we­niger aus der Theorie denn aus der Praxis – mit dem Heuerlingswesen auseinandergesetzt: Auf der Suche nach einer Bleibe für sich und seine Familie bewohnt er seit Mitte der Neunziger Jahre ein nicht ganz all­tägliches Heuerlingshaus in einer besonders schönen Ecke des Westmünsterlandes.

aus:

Bernd Robben, Martin Skibicki, Helmut Lensing, Georg Strodt

Heuerhäuser im Wandel

Vom ärmlichen Kotten zum individuellen Traumhaus, Seite 307

 

Bitte nachfolgend öffnen:

Zieuwent

Ludger Abeln singt up platt

Ludger Abeln appelliert in seinem Song “Corona Tied” eindringlich, all denen zu helfen, die von der Corona-Pandemie besonders schwer betroffen sind: Wohnungslose, Rentner mit kleinem Budget, Familien im Hartz4-Bezug und viele andere. Sie sind besonders auf die Angebote der Tafeln, der Sozialen Kaufhäuser, der Wärmestuben und der weiteren Kontakt- und Anlaufstellen angewiesen. Diese sind weitestgehend geschlossen, damit sich der Virus nicht weiterverbreiten kann.

Dieser Text stammt aus:

https://www.caritas-os.de/spenden

https://nds.wikipedia.org/wiki/Ludger_Abeln

Foto: Wikipedia

Verbleibende und neue Möglichkeiten in den Grundschulen (Stand März 2020)

…wird fortgesetzt! (Stand: 20. 03. 20.00 Uhr)

Ausgangssituation:

  • Im Nordwesten (EL und NOH) ist kein Kind im Grundschulalter bekannt, das noch einwandfrei platt sprechen kann!
  • Vor etwa 30 Jahren waren es noch 3 Prozent der 10 Jährigen, die aktiv platt sprechen konnten.
  • Nur noch wenige Lehrkräfte beherrschen die plattdeutsche Sprache aktiv – das ist jedoch eine Grundvoraussetzung für eine seriöse Sprachvermittlung.

Die entscheidenden Fragen scheinen nun zu sein:

Was können die Lehrkräfte in dieser Schulstufe (noch) leisten zum Erhalt des Kulturgutes Niederdeutsch?

Ohne eine aktive Sprachkompetenz im Plattdeutschen ist ein sinnvoller Unterricht nur noch sehr eingeschränkt möglich!

Euphorische Ansätze vor diesem Hintergrund werden Stückwerk bleiben müssen, wenn man betrachtet, dass hervorragende Leistungen von engagierten Grundschullehrern(innen) mit “Vollkompetenz” schon bisher am Ende der Grundschulzeit durchweg enden, da die Schülerinnen und Schüler dann in verschiedene Schullaufbahnen übergehen. Dort spielt(e) die Unterrichtung des Plattdeutschen nur noch eine untergeordnete Rolle, was sich auch praktisch in der – zum Teil deutlichen – Abnahme der Teilnahme am  Vorlesewettbewerb der Sparkassen zeigt.

Im Emsland hat sich dieses Geldinstitut mittlerweile aus diesem Kultursponsering, das über Jahrzehnte hinweg in üppiger finanzieller Art geleistet wurde, verabschiedet. Vermutlich wird eine ähnliche Entwicklung auch in anderen Regionen einsetzen. Ohnehin ist in Lehrerkreisen unumstritten, dass insbesondere die lukrativen Teilnahmevergütungen den realen Anreiz ausmachen. Fragt man kundige Jurymitglieder, so erfährt man übereinstimmend, dass die vorlesenden Kinder keine aktive Sprachkompetenz mehr nachweisen können. Und so kommt es immer häufiger vor, dass die vorgetragenen Texte aus einem anderen Sprachraum stammen.

Und auch bisher schon fanden ausgezeichnete und nur mit einem enormen persönlichen Engagement mögliche Unterrichtsbeispiele am Ende der Primarstufe ein abruptes Ende, da im Gegensatz zum Englischunterricht im Fächerkanon der weiterführenden Schulen “Plattdeutsch” bisher kein etabliertes Unterrichtsfach war.

Hier  Vorzeigemodelle aus Ostfriesland:

https://www.dw.com/de/schlau-durch-platt/a-16682204

 

Was will man und darf man sinnvoller Weise an öffentlichen Mitteln einsetzen?

 

Zustandsbeschreibung ab Anfang 2020: Verbleibende Möglichkeiten in den Kindergärten

Zustandsbeschreibung ab Anfang 2020: Verbleibende Möglichkeiten in den Kindergärten

Während es zu Aktivitäten in den verschiedenen Schulstufen und insbesondere zur Sprach- und Sprechkompetenz der Heranwachsenden in den letzten Jahrzehnten umfangreiche Untersuchungen gibt, liegen aus den Kindergärten vergleichbare wissenschaftliche Studien nicht vor.

Siehe: http://www.watt-up-platt.de/der-schwund-des-plattdeutschen/

Aus Einzelbefragungen in einigen Regionen geht hervor, dass engagierte Erzieherinnen auf diesem Gebiet mehr autodidaktisch tätig sind.

Da die Vorschulkinder jedoch durchweg über keine aktiven Plattdeutschkenntnisse mehr verfügen, können hier auch keine dauerhaften Sprachfähigkeiten vermittelt werden, zumal keine kontinuierlichen Übergänge zu Nachfolgekursen in den Grundschulen angeboten werden.

Fazit mit Sicht auf die nähere Zukunft:

Da fast nur noch ältere Erzieherinnen eine aktive Plattdeutschkompetenz besitzen, wird die Vorstellung und der Umgang mit dem Niederdeutschen in den Kindergärten wohl weiter abnehmen.